Zehn jagen Mr. X

Autor*in
Mann, Erika
ISBN
978-3-499-21851-4
Übersetzer*in
Abramowitz, Elga
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
269
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek
Jahr
2019
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Können Kinder Helden sein? Nein, nicht einfach nur Kinder, die mal was Ungewöhnliches machen, sondern richtige Helden, die es schaffen ins Weltgeschehen einzugreifen? Ja, so unwahrscheinlich das klingt, in diesem Buch gibt es Kinder, die einen Beitrag leisten, um den schrecklichsten Krieg der Weltgeschichte zu beenden. Und das klingt in dieser Geschichte sehr glaubwürdig.

Beurteilungstext

Erzählt oder vielmehr berichtet wird diese Geschichte von einer Reporterin, die dringend eine neue Story sucht, aber in letzter Zeit nicht so recht etwas Sensationelles findet. Gleichzeitig ist diese Reporterin ungewöhnlich kinderlieb. Sie weiß genau, was Kinder wollen: Berge von Süßigkeiten zum Beispiel. Sie weiß aber auch, wie sehr Kinder leiden können und dass man Kinder auf jeden Fall sehr ernst nehmen muss. Deswegen ist sie diejenige, die von diesen 10 Kinder am meisten weiß und am besten davon berichten kann. Die Kinder nennen sie liebevoll "Depesche".

El Peso ist ein kleines Nest in Kalifornien, einem der schönsten Staaten in den USA. Hier befindet sich "Die neue Welt", eine höchst ungewöhnliche Schule, die fast wie ein Kinderstaat funktioniert, und das viel besser, als ein Erwachsenen-Staat. Denn die Kinder bestimmen hier wirklich selber, was wichtig und was als Nächstes zu tun ist. 10 Kinder dieser Schule lernen wir besonders kennen. Diese Kinder sind nicht alle Amerikaner. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern. Alle diese Länder wurden von Nazi-Deutschland überfallen und in diesen Krieg unschuldig hineingezogen. Als Opfer dieses Krieges haben diese Kinder Schreckliches erlebt. Die meisten von ihnen haben ihre Eltern verloren oder wissen nichts über deren Verbleib. Sie wurden von den USA aufgenommen, um zu überleben und sich in der "Neuen Welt" eine Zukunft aufbauen zu können.

Das reicht einigen dieser Kinder aber nicht. Sie möchten unbedingt etwas dazu beitragen, dass die deutschen Angreifer, eindeutig der Feind, für immer besiegt werden. Zunächst tragen die Kinder durch kleine, phantasievolle Aktionen dazu bei, die Materialbeschaffung für die Kriegsführung zu unterstützen. Aber auch das reicht ihnen nicht. Ist da doch der verdächtige und sehr seltsame Mann, den die Kinder nur Mr. X nennen können, denn er taucht auf und verschwindet immer da, wo es um gefährliche Situationen geht. Bald bekommen die Kinder heraus, dass dieser Mann etwas extrem Gefährliches im Schilde führt, was den Sieg über die Deutschen womöglich gefährden könnte. Unter Einsatz all ihres Mutes und Verstandes gelingt es den Kindern, den gefährlichen Mr. X und seine Helfershelfer zu stellen und Entsetzliches zu verhindern. Die Erwachsene, die den Kindern am meisten hilft, ist ihre Freundin "Depesche".

ie sich immer mehr überschlagenden Ereignisse werden von "Depesche" spannend erzählt. Denn die Reporterin unterbricht die Erzählung, wenn sie - genau wie die Leser*innen - darauf warten muss zu erfahren, was gerade passiert ist. In den spannendsten Momenten jedoch ist sie selber dabei. Dann erzählt sie fast atemlos, denn sie ist besonders am Schluss der Erzählung von den sich überschlagenden Ereignissen selber überrascht.

"Depesche" hat eine sehr direkte Art, die Leser*innen in die Handlung einzubeziehen. Sie weiß die lesenden Kinder genauso zu schätzen wie die in der Erzählung handelnden Kinder. Nicht selten spricht sie die Leser*innen direkt an und lädt sie zum Nachdenken über die Geschichte ein. Denn das Handeln und Eingreifen in die unzumutbaren Verhältnisse in der Welt brauchen die Kinder nicht immer den Erwachsenen zu überlassen. Daran können sich Kinder und Jugendliche auch heute noch ein Beispiel nehmen. Und tun sie es nicht auch?

Die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Als vom Nazi-Regime Verfolgte musste sie in die USA fliehen und stellte sich als Kriegsberichterstatterin voll und ganz in den Dienst der Beendigung des Krieges durch die Alliierten. Mitten im Krieg, 1942, schrieb sie diesen Kinder-Roman, um über Kriegsgräuel aufzuklären und Vorbilder für Mut und Entschlossenheit zu schaffen. Die Berichte der Kinder, die Kriegsopfer wurden, sind anrührend und wirken authentisch. Die Kinder selber wirken gelegentlich etwas hölzern, ein wenig zu vernünftig, nicht unbedingt kindlich. Aber das tut dem Roman keinen Abbruch. Kinder können Helden sein, wenn man sie lässt, an ihrer Seite steht und ihren Willen, aktiv zu sein, ernst nimmt. Erika Mann versteht dies und lässt uns daran teilnehmen. Das dürfte auch wesentlich ältere Leser*innen interessieren, die dieses Buch historisch einordnen und einiges relativieren sollten. Denn das Bild der USA als auch deren Rolle als Friedensstifter hat sich mittlerweile erheblich gewandelt.

*Für alle, die dieses Wort gar nicht mehr kennen: Das ist ein heute ziemlich veraltetes Wort für Nachricht, was erstens in die Zeit und zweitens zu der Reporterin passt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSu.
Veröffentlicht am 02.03.2023

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