Zehn jagen Mr. X

Autor*in
Mann, Erika
ISBN
978-3-499-21851-4
Übersetzer*in
Abramowitz, Elga
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
270
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek
Jahr
2019
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

El Peso, USA 1942. Chris und Betsy aus der Internatsschule „Neue Welt“ empfangen 6 Kinder aus Europa und China, die vom Krieg bedroht sind. Sie werden freundlich aufgenommen und gemeinsam mit Franz, einem deutschen Jungen, und Nelson, der erst durch eine bereinigende Prügelei dazu kommt, erleben die 10 Kinder ein großes Abenteuer und verhindern dabei einen terroristischen Anschlag.

Beurteilungstext

Die Erstausgabe dieses politischen Kinderromans erschien 1942 in den USA. Dennoch ist er auch heute aktuell, denn wieder müssen Kinder aus ihrer Heimat vor Kriegen flüchten. Die Integration aller Kinder und das Verständnis für die Ankömmlinge sind eine Selbstverständlichkeit in der Gemeinschaft der „Neuen Welt“. Daneben gibt es allerdings die staatlich sanktionierte Bezeichnung „feindliche Ausländer“ für Menschen, die beispielsweise aus Deutschland stammen und damit verdächtig sind evtl. für die Feinde zu agieren. Hier kommt auch die damalige Ambivalenz beim Umgang mit Ausländern in den USA zum Ausdruck und es ist deutlich, dass es für die Politik und das Zusammenleben damals und heute Schwierigkeiten zu überwinden gibt. Die Gemeinschaft der Kinder ist hier ein hoffnungsvolles Beispiel mit Offenheit, Empathie und Toleranz die Andersheit anzunehmen und die Stärken jedes Einzelnen zu sehen.
Diese fiktive Geschichte, die Erika Mann in englischer Sprache schrieb, bringt den Hass auf Nazideutschland zum Ausdruck, z.B. in dieser Passage über Franz. „Er sprach immer Englisch, auch wenn er mit sich selber redete. Denn obgleich er seine deutsche Muttersprache liebte, wollte er sie nicht mehr sprechen. Er hätte es nicht erklären können, doch er fühlte, dass die Nazis alles, womit sie in Berührung kamen, verschandelten und missbrauchten, und solange sie »zu Hause« in Deutschland an der Macht bleiben, wurde auch die deutsche Sprache verschandelt und missbraucht.“ Hier wird klar, warum die Autorin in Englisch schrieb. In dem Schreibstil merkt man, dass es ein Kinderbuch aus vergangener Zeit ist. Das Geschehen wird aus der Sicht der erwachsenen Journalistin, genannt Depesche, Erika Manns Alter Ego, erzählt und hat etwas Altbackenes an sich. Selten werden die Empfindungen der Kinder nachvollziehbar außer in den persönlichen Berichten von Rombout aus den Niederlanden, Iwan aus Russland und George aus England. Als die Kinder ihre schrecklichen Erlebnisse aus der Heimat und von ihrer Flucht erzählen, geht dies allen Zuhörern und auch uns Lesern unter die Haut. Daraus entstehen dann die patriotischen Vorhaben und Taten der Zehn und münden schließlich in einem Showdown im Stile eines Spionagefilms der 50er Jahre. Auch das militärische Vokabular wie „Invasion“, „Schockkommando“ (S.160) oder „Heckschütze“, „feindliches Objekt“… (S.180) wirkt in der heutigen Zeit auf uns befremdlich.
Im Nachwort erklärt Uwe Naumann die Intention der Autorin ein politisches Kinderbuch zu schreiben und zitiert sie mit ihren eigenen Worten aus der unvollendeten Autobiographie: „»…Die Botschaft, die ich vermitteln wollte, war immer ein direkter, ungeschminkter Appell an die menschliche Solidarität gegen die unmenschlichen Mächte der Dunkelheit und Zerstörung. Das ist es, was ich … ausdrücken wollte, in meinen Büchern und Zeitungsartikeln, in meinen Geschichten für Kinder…«“ (S.262) Und dies gelingt ihr hier hervorragend. Und doch würde ich die Lektüre für Kinder nur bedingt empfehlen, da der Schreibstil für heutige Generationen sehr altmodisch wirkt.
Das Buch ist nicht illustriert, doch auch die Umschlagillustration von Regina Kehn versprüht diesen Nimbus einer vergangenen Epoche.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 04.07.2019

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