Wolf
- Autor*in
- Stanišić, Saša
- ISBN
- 978-3-551-65204-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Kehn, Regina
- Seitenanzahl
- 192
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2023
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- didaktisches MaterialFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
- Preis
- 14,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Mücken. Wer hasst sie nicht? Und insbesondere in einem Ferienlager im Wald wird es reichlich davon geben, worauf der Ich-Erzähler der Geschichte überhaupt keine Lust hat. Da seine Mutter keinen Urlaub nehmen kann, bleibt ihm nichts anderes übrig als mit in den Wald zu fahren. Und in einer Gruppe halten doch auch alle Teilnehmenden trotz ihrer Unterschiedlichkeiten zusammen. – oder?
Beurteilungstext
Der junge Ich-Erzähler berichtet von seinem Schicksal, an einem Ferienlager in einem Wald teilnehmen zu müssen. Wirklich begeistert ist er nicht, da er die Natur und alles, was damit zu tun hat, strikt ablehnt. In einer sarkastischen Art und Weise erzählt er zunächst von den Eigenheiten der Grüppchen von Erwachsenen und im Ferienlager, dann von der Gruppe seiner Klassenkamerad*innen, wobei er stets eine beobachtende Instanz ist. Es graut ihm vor den angekündigten Gruppenaktivitäten, der Küche und insbesondere den Waschräumen. Mit unglaublicher Schlagfertigkeit und vielen Wortwitzen kommentiert er als ständiger Beobachter sowohl das Verhalten einiger seiner Klassenkamerad*innen als auch jenes der Betreuer*innen. Und dabei fällt sein Blick immer wieder auf Jörg, der nochmal „andersiger“ als er und aus diesem Grund schon länger ein Mobbingopfer ist. Im Ferienlager entkommt Jörg seinen Peinigern nicht und auch der Ich-Erzähler steht zunächst am Rand und sieht zu.
Recht ungewöhnlich ist an diesem Buch, dass der Ich-Erzähler namenlos ist. Dies scheint zunächst keine Rolle zu spielen. Wichtiger als der Name erscheint die Dynamik, die sich in dem Ferienlager ergibt, welche unglaublich spannend und bedrückend zugleich ist. Der Erzähler entwickelt Sympathien für Jörg, interagiert mit ihm und teilt sich mit ihm ein Zimmer, da er ebenso eher außen am Rand steht wie Jörg. Die Täter lassen Jörg jedoch nicht in Ruhe, die Demütigungen werden schlimmer und die Erwachsenen sind keine große Hilfe dabei, das Problem zu lösen. Immer wieder lässt der Erzähler fantastische Elemente einfließen, seine Realität scheint hin und wieder mit seiner Fantasie zu verschwimmen und durchbricht bei seinen Monologen die vierte Wand, was für jüngere Leser*innen anspruchsvoller sein kann. Ein Wolf wird der abendliche Begleiter des Erzählers, der etwas Bedrohliches an sich hat und ihm zunächst große Angst einjagt. Erst bei einer Kletteraktion ist für den Erzähler die Situation derart schlimm, dass er selbst an Jörgs Seite tritt, um ihm beizustehen. Danach ist auch der Wolf mit der Zeit nicht mehr allzu bedrohlich. Die Erwachsenen sind lediglich mit sich selbst beschäftigt, nehmen die Not nicht ernst und geben Standardfloskeln und Lösungsvorschläge von sich, die keinem Kind oder Jugendlichen in der Situation helfen würde. Lediglich in zwei Erwachsenen sieht der Erzähler potenzielle Verbündete, die keine leeren Worte von sich geben, sondern das Opfer mit subtilen Handlungen unterstützen. „Wolf“ behandelt auf eine authentische und schonungslose Art und Weise das Thema Mobbing, Dazugehören und Ausgrenzen, die der Lebenswelt von jungen Menschen gerecht wird. Insbesondere die Illustrationen sind eine tolle Ergänzung zu der Erzählung und passen zu dem Stimmungsbild, welches vom Erzähler gezeichnet wird.