Wohin der Adler fliegt

Autor*in
Jeier, Thomas
ISBN
978-3-8000-5559-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
271
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2010
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Elaine Goodale arbeitet 1890 als Lehrerin bei den Sioux. Anders als ihre KollegInnen lernt sie die Sprache und Gebräuche der Indianer und lebt wie sie. Sie wird Schulinspekteurin und versucht, die anderen Lehrer von ihrer Haltung zu überzeugen. Derweil wird die Situation der Sioux immer prekärer, ihrer Lebensgrundlage beraubt, hungern sie in den Reservaten, ihre “Betreuer” veruntreuen Zuwendungen und misstrauen ihnen. So kommt es zum Massaker von Wounded Knee.

Beurteilungstext

Elaine Goodale ist Mitte 20, als sie lernt, sich mit den Sioux auseinanderzusetzen. Jeier betont ihre moderne Lebensauffassung, die seinerzeit bei Vielen noch auf völliges Unverständnis stieß: Indianer sind auch Menschen. Sie setzt bei ihrer Unterrichtsarbeit genau da an, wo sie den Keim allen Übels sieht: Kaum einer derjenigen, die in Schulen, Reservaten, Kirchen oder Verwaltungen die Indianer, die “Wilden” befrieden sollen und wollen, sieht in ihnen Menschen mit einer eigenständigen Kultur, mit einem Weltbild und einer Religion, mit Sitten und Gebräuchen, die sich nur von denen der Weißen unterscheiden, das allerdings in etlichen Bereichen so wesentlich, dass die Weißen diese Kultur nicht als solche erkennen. Christliche Engstirnigkeit kommt dazu. So stehen sich auf der Seite der Weißen unversöhnliche Gegner gegenüber: Goodale und ihre Verbündeten, die sie wohl in allen Bereichen bis zu hohen Militärs und Regierungskreisen hat und die Bornierten, die kräftig von der Phalanx von Sensationsreportern unterstützt werden.
Jeier lässt seine Heldin zwischen den unterschiedlichsten Schauplätzen hin und her reisen, immer auf der Suche nach Hilfe für die Indianer, immer mit dem Ziel, Wogen zu glätten, überschäumende Sioux zurecht zu stutzen, unvernünftige Reservatsleiter zur Vernunft zu bringen.
Dabei entwickelt sich das Bild einer charakterstarken und mutigen jungen Frau, die keine Angst vor Konventionen oder harsch auftretenden Männern hat. Immer wieder schockiert sie diese Chauvinisten, die es auf beiden Seiten gibt.
Die Pressemeute erinnert sehr an Frontberichterstatter unserer Zeit, die sich vorwiegend in Hotels aufhalten und mehr Gerüchte breit walzen als zu erkunden, wie die Lage denn nun tatsächlich ist.
Derlei Presse unterstützt dann schließlich die Militärs, die der Meinung sind, man müsste mal aufräumen, und so kommt es zu dem Massaker in Wounded Knee (1890).

Eine Liebesgeschichte zwischen einem Indianerarzt und Goodale rundet die sich weitgehend nach verbürgtem Geschehen erzählte Geschichte ab.

Eine Verbindung zu unseren Tagen benennt Jeier nicht. Aber die Haltung der Internationalen Truppen in Afghanistan oder dem Irak von heute unterscheidet sich nicht sonderlich von der Situation, die sich einer Elaine Goodale vor über 100 Jahren mitten in den USA darbot. Diese gedankliche Verbindung muss der Leser aber schon selbst schaffen.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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