Wo bleibt das Meer?
- Autor*in
- Lieshout, van
- ISBN
- 978-3-946100-08-9
- Übersetzer*in
- Erdorf, Rolf
- Ori. Sprache
- Niederländisch
- Illustrator*in
- Püls, Brigitte
- Seitenanzahl
- 59
- Verlag
- –
- Gattung
- Buch (gebunden)Lyrik
- Ort
- München
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,50 €
- Bewertung
Teaser
Zwiespältige Gefühle, beängstigende und berührende: Wie fühlt es sich an, erwachsen zu werden?
Beurteilungstext
„Ich möchte gern wissen, wann Erwachsensein beginnt.“ (S.26) Diese Bemerkung des fiktiven Ich-Erzählers bildet den Kerngedanken der Gedichte in Ted van Lieshouts Lyrikband. Hinter der scheinbar nüchternen Aussage verbergen sich ambivalente Gefühle der Unsicherheit und des Zweifelns, des Glücks und des Verliebtseins, die den Weg aus der Kindheit in das Erwachsenwerden begleiten. Ted van Lieshout präsentiert eine Gedichtsammlung, die das schwierige Verhältnis von behüteter Kindheit zum Erwachsensein thematisiert.
Die Gedichte aus den Jahren 1986 bis 2015 sind umsichtig zum Thema Identitätsfindung und Heranwachsen zusammengestellt. Sensibel und präzise beschreiben die Texte die zwiespältige Stimmungslage eines Ich-Erzählers zwischen Kindsein und Erwachsenwerden. Widersprüchliche Gefühle finden sich besonders in der Beziehung zur Mutter, die einerseits gebraucht wird, weil sie Nähe und Geborgenheit vermittelt, während sie in anderen Textstellen sehr kritisch und distanziert betrachtet wird. Etliche Gedichte wirken besonders durch ihren eigenwilligen, in freien Rhythmen gehaltenen Aufbau. Damit verleihen sie der ambivalenten Atmosphäre den sprachlichen Ausdruck.
Brigitte Püls verwendet bei den Illustrationen überwiegend flächendeckend helle Blautöne, korrespondierend zum Meeres-Titel. Die Motive sind zurückhaltend und unkompliziert entworfen, vermitteln trotz linoldruckartiger Gestaltung Leichtigkeit. Eine Illustration springt sogar keck von einer Seite auf das nächst folgende Blatt (S.41/42) über.
„Wo bleibt das Meer?“ - dem Buchtitel begegnet man im gleichlautenden Gedicht (S. 34) wieder. Ziemlich ungeduldig wartet der Ich-Erzähler auf das Meer, bis er zum Schluss ungehalten reagiert und schließlich resigniert feststellen muss, dass das Meer sich nicht herbeizwingen lässt. Die mehr rhetorisch gemeinte Frage findet ihre Entsprechung im letzten Gedicht der Anthologie: „Da ist das Meer!“
Zwiespältige Stimmungen, einerseits Nähe, andererseits Konflikte mit den Erwachsenen – in der Zwischenwelt der Adoleszenz vom Kindsein zum Erwachsenwerden treffen vielfältige emotionale Anforderungen auf die Heranwachsenden. Ted van Lieshout gibt ihnen mit seinen Gedichten eine Möglichkeit, sich selbst und ihre Gefühle in den Texten zu entdecken.