Wir treffen uns, wenn alle weg sind

Autor*in
Procházková, Iva
ISBN
978-3-7941-8055-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
303
Verlag
Gattung
Ort
Düsseldorf
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mojmir Demeter ist Koch und Rom, hat gerade ausgelernt, als ihn die Bitte seiner Ziehgroßmutter erreicht, sie noch einmal zu besuchen, bevor sie stirbt. Er fährt und pflegt sie und entgeht so dem Tod, der fast alle Menschen in Europa erreicht. Nur wenige überleben die Seuche und erst ganz langsam beginnt Mojmir, seine Fühler auszustrecken. Er trifft einen völlig verwahrlosten Jungen und ein Mädchen, das sich der Realität nicht stellt, bis es das muss. Mojmir hilft ihr.

Beurteilungstext

Mojmir, der Ich-Erzähler, ist durch und durch Koch und wird durch den Hilferuf seiner Großmutter aus seiner Welt gerissen, die nicht mehr das ist, was er kennt, denn die Großmutter weiß durchaus, dass er nur in ihrer Einöde die Chance hat zu überleben. Das Szenario der letzten Überlebenden ist ein Gedankenspiel, das seinen Reiz hat (wie in Arno Schmidts Atomkriegsroman oder Marlen Haushofers Wand), wenn die Konstruktion und die Charaktere stimmig sind. Die Autorin erfüllt diese Bedingungen blendend, vor allem auch versucht sie nicht genau zu erklären, was denn das eigentlich für eine merkwürdige Seuche ist, die die Menschen einfach in Luft auflöst. Hier ist das dramaturgisch sinnvoll, weil dann keine Leichen herumliegen. Aber die notwendige Organisation, die versucht, Infizierte zu isolieren, greift mit terroristischen Methoden in das Leben der Menschen ein, überleben können dennoch nur die, die sich selbst isolieren.
Nach der überstandenen Seuche beginnt der eigentliche Terror der Überlebenden, die versuchen, sich gegen den Rest der Welt durchzusetzen. Ohne Waffe darf man sich nicht bewegen, aber hier wird zum Glück kein wild um sich ballernder Held gezeigt, sondern ein bedachter Junge, der immer vorsichtiger wird und nur einmal schießt, als der 10-jährige Freund von einem rechten Rambo-Verschnitt erschossen wird.
Wesentlichen Raum nimmt die Pflege der Großmutter ein, das abseits gelegene Haus und die wenigen Freunde, die in dieser Einöde leben und die Katastrofe auch teilweise überleben.
Die drei jungen Menschen, die sich bei der Suche nach ihrem Platz im Leben kennen lernen, haben gemeinsam, dass sie aus mehr oder weniger zerrütteten Familien stammen, sich früh an das Überleben in der Gesellschaft der Großstadt Prag gewöhnen mussten und so auch den Sprung in die Katastrofe überleben können - nur der Kleine schafft es nicht, weil es eben auch Menschen gibt, die die Anarchie zu wörtlich nehmen.
So bleibt am Ende doch die Hoffnung übrig auf eine friedvolles Leben. Die Katastrofe hat fast alle Menschen getötet, kann aber nicht den Lebenswillen vernichten und den Versuch ein neues Leben zu starten.
Die drei Helden sind liebevoll gezeichnet: der junge Koch, der sich jeder Situation stellt und sie irgendwie meistert. Seine größte Herausforderung ist das langsame Sterben der von ihm geliebten alten Frau, die ihn auch nach ihrem Tod nicht verlässt und ihm hilft das Leben zu meistern. Der fast widerlich widerspenstige Kleine, bei dem schnell klar wird, dass seine Widerborstigkeit nichts als ein harter Panzer ist, der ihn vor Enttäuschungen bewahren soll und den er nie ganz ablegen kann. Und die 16-jährige Jessica, die einem Traum nachläuft, der die aus ihrem Elend reißen soll, hartnäckig daran arbeitet, jede Zuwendung aggressiv ablehnt und lange nicht realisiert, dass es nicht die geringste Chance gibt, ihren Traum zu erfüllen. Die Welt hat sich um sie herum verändert und sie wollte das nicht wahr haben.
Die Autorin hat in geschickten Dosen diese Jessica in die Erzählung eingebaut, so dass der Leser zwar noch nicht weiß, wer sie eigentlich ist, wohl aber mitbekommt, dass trotz allen Elends die Geschichte ein positives Ende haben muss.
Ob das Traumziel des unwillkürlich zusammen gekommenen Pärchens tatsächlich erreicht wird, steht in den Sternen. Oder in einer nachfolgenden Road-Story.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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