Wir träumen uns ein Land

Autor*in
Bydlinski, Georg
ISBN
978-3-7022-3559-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Maslowska, Monika
Seitenanzahl
74
Verlag
Tyrolia
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Innsbruck
Jahr
2016
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zu Bydlinskis 60. Geburtstag wurde dieses kleine Bändchen zusammengestellt. Neben kurzen Erzählungen aus verschiedenen Jahrgängen finden sich neue Verse zu Bildern von Monika Maslowska in diesem Buch.

Beurteilungstext

Georg Bydlinski ist nicht wegzudenken aus der Kinderliteraturszene, seine Texte sind feste Bestandteile vieler Lesebücher in Österreich und Deutschland. Am 30. Mai 2016 ist er 60 Jahre alt geworden - herzlichen Glückwunsch! Dieser runde Geburtstag war Anlass, das vorliegende Bändchen herauszugeben. In ihm sind zehn Geschichten abgedruckt, die zwischen 1979 und 2008 erschienen sindt, außerdem zwei bisher unveröffentlichte Texte sowie zwölf Zweizeiler, die zu Bildern von Monika Maslowska für diesen Band entstanden sind.

Die Auswahl der Geschichten erstaunt ein wenig, denn sie erscheint mir recht einseitig und nicht repräsentativ für das Werk Bydlinskis. Da ist die Jahreszeitengeschichte, die 1979 erschien, in der je ein Gedicht über jede Jahreszeit in eine Rahmenhandlung gebettet wird. Ja: Sprachlich und erzählerisch gelingt der Aufbau, der immer wieder ein Muster wiederholt. Und auch der Schluss gibt Anlass zum Nachdenken. Aber die Bilder, die in den Gedichten gezeichnet werden, gehen über das Kindergedichtinventar des 19. Jahrhunderts nicht hinaus. Schade!

Auch die Geschichte "Lena und Lukas lernen teilen" ist ähnlich ambivalent. Sie erschien im Jahr 2008 als Bilderbuch mit Bildern von Manfred Tophoven. Zunächst tut es der Geschichte gut, von den arg kindertümelnden Bildern Tophovens befreit zu werden, die beiden zeichnerischen Kommentare Maslowskas nehmen die Geschichte ernster. Das Thema des Teilens ist wunderbar gewählt, vielleicht ein wenig zu pädagogisch aufgeladen. Schön werden verschiedene Teilungsszenarien erzählt. Aber warum heißen die Kinder in der Klasse Lena, Lukas und Fabian? War nicht auch schon vor neun Jahren die Namenswirklichkeit in fast allen Klassen in Österreich und Deutschland viel internationaler? Und ist nicht die Szene, in der Lena als neue Mitschülerin in der Mannschaft das erste Tor schießt und deswegen Anerkennung erfährt, ein wenig Klischeebeladen?

Da sticht dann die Geschichte "Guten Tag kleiner Lori - und schlaf gut", die in diesem Buch das erste Mal veröffentlicht wurde, positiv heraus. Es wird aus der Perspektive von Plumploris (das sind nachtaktive Feuchtnasenprimaten aus Südostasien) die "verkehrte" Menschenwelt gespiegelt. Eine interessante Perspektive, die zu einem Text voller schöner Sprachspiele führt.

Ein Lichtblick sind auch die Verse zu Monotypie-Bildern von Monika Maslowska. Das Illustrationsprinzip wurde hier umgekehrt: Erst gab es die Bilder, dann hat Bydlinski dazu Zweizeiler geschrieben. Ein wenig erinnert das an das Verfahren in dem Spiel Dixit, bei dem man sich Formulierungen zu Bildern überlegen muss. Die Zweizeiler fangen die Bilder ein, nehmen zentrale Elemente auf und reichern so als Bild-Text-Gefüge, die Aussagekraft der Bilder an. Einzelne Wörter der Verse werden grafisch hervorgehoben. "Im Wasser treiben, am Himmel schweben/GEHEIMNISVOLLES, buntes Leben" heißt es zu einem Bild, auf dem ein großer Wal zu sehen ist, darunter ein badendes Mädchen, Hand-in-Hand mit einem Fischschwarm, der auch einen Menschenkörper darstellt. Die Leerstellen der Bilder werden nicht "aufgefüllt", sondern ergänzt durch Worte, die neue Leerstellen und damit Denkwege eröffnen. So ergeben sich an dieser Stelle produktive Irritationen, die in einigen der Geschichten fehlen.

Das Buch als Ganzes ist durchaus lesenswert, vorlesenswert, aber ich hätte mir gewünscht, dass für den Jubiläumsband noch mehr innovative Texte Bydlinskis ausgewählt worden wären, die auch im Jahr 2016 nicht nur als zeithistorisches Dokument gelesen würden. Nunja, in fünf Jahren wird Bydlinski 65 Jahre alt - das wäre doch ein guter Anlass für ein solches Bändchen, gerne wieder mit Illustrationen Maslowskas.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 19.12.2016

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