Wir fallen nicht

Autor*in
Vuorela, Seita
ISBN
978-3-473-40117-8
Übersetzer*in
Küddelsmann, Tanja
Ori. Sprache
Finnisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
350
Verlag
Ravensburger
Gattung
Fantastik
Ort
Ravensburg
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Während eines Campingurlaubs schließt sich der 14-jährige Mitja einer Bande von Strandjungen an. Viele Gerüchte kursieren unter ihnen über das geheimnisvolle Mädchen im weißen Kleid, das ganz allein in einem verfallenen Haus wohnt, dem ehemaligen Hotel Horizont. Ist sie wirklich eine Hexe, eine Sirene? Welches Ziel verfolgt sie? Auch Mitjas älterer Bruder Wladimir gerät in ihren Bann. Vielleicht kann das Mädchen ihm helfen, seine schrecklichen Erinnerungen zu überwinden.

Beurteilungstext

""Wir fallen nicht"" ist ein Roman, der sich schwer einem Genre zuordnen lässt. Er beginnt wie ein ganz gegenwartsbezogenes Jugendbuch, das aus der Perspektive des 14-jährigen Mitja berichtet: über seinen um ein Jahr älteren Bruder Wladimir und das Verhältnis der beiden, über die kriselnde Ehe der Eltern, über den etwas missglückten Campingurlaub und wie Mitja ersten Kontakt zu den ""Wracks"" aufnimmt, einer Jugendbande, die den Strand zu ihrem Revier gemacht hat. Außerdem erfährt der Leser, dass es vor wenigen Monaten ein schlimmes Erlebnis in Mitjas und Wladimirs Leben gegeben hat: ein gleichaltriger Freund ist beim Herumklettern auf dem Dach eines Silos abgestürzt und gestorben; beide Brüder waren dabei.

So könnte man zunächst annehmen, dass es in ""Wir fallen nicht"" um die Verarbeitung dieses Traumas geht, um Verlust, Trauer und Abschied - doch spätestens bei Mitjas erster Begegnung mit dem geheimnisvollen Mädchen im weißen Kleid bekommt der Roman eine weitere Dimension, in der die Gesetzmäßigkeiten der Realität unterlaufen werden.

Das Element der Fantastik nimmt dann immer mehr Raum ein. Es ist ja kaum glaubwürdig, dass hier am Strand rund zwei Dutzend Kinder und Jugendliche ihr eigenes, freies Leben führen, ohne dass sie von Angehörigen oder der Polizei aufgespürt werden, oder dass das Mädchen tatsächlich allein in einem leer stehenden früheren Hotel lebt, wo es mysteriöse Hemden näht, dass es Gedanken lesen und schließlich sogar fliegen kann.

Ein bisschen befremdet es auch, dass Mitja nur wenig an den tödlichen Unfall seines Freundes zurückzudenken scheint. Tatsächlich ist es eher Wladimir - zufälliger Augenzeuge -, der unter den Erinnerungen leidet. Mitja hingegen schließt rasch Freundschaft mit den Jungen am Strand und entwickelt ein sehr lebhaftes Interesse an dem geheimnisvollen Mädchen.

Von den anderen ""Wracks"" hingegen wird sie gemieden, verteufelt und gehasst, sie fühlen sich von ihr bedroht und beschließen schließlich, sie unschädlich zu machen. Mitja will das verhindern, und so gerät er bei der unvermeidlichen gewalttätigen Konfrontation in große Gefahr.

Ganz am Ende laufen die Fäden zusammen. Viele der Ungereimtheiten finden eine Erklärung, und die Auflösung ist überraschend, raffiniert und glaubwürdig. Bis es so weit ist, muss der Leser allerdings einige Toleranz aufweisen, was den Realitätsgehalt der Erzählung angeht.

""Wir fallen nicht"" ist aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, wodurch viele Informationen vorweggenommen werden, die sich ansonsten aus der Handlung ergeben müssten. Der größte Teil wird von Mitja in der Ich-Form wiedergegeben und ist sprachlich jugendbuchgerecht: schlicht, aber nicht banal. Die Passagen, die sich mit dem Mädchen oder mit Wladimir beschäftigen, haben dagegen einen träumerischen, oft sehr lyrischen Tonfall; dasselbe gilt auch für die den Kapiteln gelegentlich vorangestellten Zitate.

Sehr gelungen ist die Beschreibung des Brüderverhältnisses: die elementare Unterschiedlichkeit von Mitja und Wladimir, die einander trotzdem nahestehen und durch Liebe miteinander verbunden sind. Zutreffend fand ich auch die gelegentlichen genderspezifischen Betrachtungen: Was macht Jungen aus, was Mädchen? Welchen Gesetzmäßigkeiten folgen sie? Was macht sie so verschieden?

Dagegen hat mich die ""Ortlosigkeit"" des Romans etwas gestört. An keiner Stelle wird deutlich, in welcher Region, ja nicht einmal in welchem Land die Handlung stattfindet. Mag sein, dass dies für den Inhalt auch nicht relevant ist, aber mir haben diese Informationen trotzdem gefehlt, um ein genaueres Bild von der gesamten Situation zu gewinnen.

Die Gestaltung des Covers ist gut auf den Roman abgestimmt, störend fand ich lediglich - gerade für ein Jugendbuch - die altmodische Schreibschrift des Titels.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von JW.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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