Wie der Löwe ins Kinderbuch flog ... Geheimnisse erfolgreicher Kinder- und Jugendbuchmacher

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90 erfolgreiche Kinder- und JugendbuchautorInnen sowie IllustratorInnen enthüllen ihre Geheimnisse.

Beurteilungstext

“Es klingelte an der Tür: Draußen stand der Text, der Verlag habe ihn geschickt.” Ich bat ihn herein. Er pfiff ein Lied, erzählte mir von diesem und jenem und gemeinsam tranken wir Tee.” So beginnt Verena Ballhaus ihre beiden Seiten, auf denen sie aus ihrer kreativen Schreibwerkstatt erzählt. “Ich richtete dem Text ein Zimmer ein” , berichtet sie weiter und beschreibt dabei, wie sie auf ihre Ideen kommt. Mit “der Text schwieg” erinnert sie an Phasen, in denen die Arbeit am Text nicht vorangeht, in denen sie hadert und aufgeben will. Doch “der Text erwachte” wieder und plötzlich erwies sich die Arbeit als gar nicht mehr schwierig. “Der Text lächelte”, weil sie mit ihm fertig war, weil er nun bereit ist, in ein Buch gedruckt und von Kindern gelesen zu werden.
So kreativ, humorvoll und anschaulich beantwortet Verena Ballhaus (S. 14 - 16) die Anfrage der Herausgeberinnen.
Auf der jeweils ersten Seite (farbig hinterlegt) gibt es ein paar grundsätzliche Informationen zu den sich vorstellenden Personen, i.e. Lebenslauf, Veröffentlichungen, Preise und besonders spannend die Antworten auf die Frage nach den liebsten Veröffentlichungen. Dann folgen zwei Seiten, zweispaltig bedruckt, in denen die Autorinnen und Autoren mit ihren eigenen Antworten zu Wort kommen. Jeder der 90 Texte hat einen eigenen Stil, eine eigene Sprache. Jeder geht anders an die Beantwortung der Fragen heran. Während einige sich an die vorgegebenen Fragen halten, antworten andere völlig frei, erzählen eine Geschichte, ergänzen andere Aspekte, die ihnen wichtig sind.
Im Buch selbst reihen sich die Autorinnen und Autoren alphabetisch aneinander, sind also problemlos wiederzufinden, denn es gibt weder ein Inhaltsverzeichnis noch ein Glossar, sodass man das Buch durchschauen muss, um festzustellen, ob der Lieblingsillustrator vertreten ist oder nicht. Dafür gibt es zwei Vorworte und am Ende stellen sich die Herausgeberinnen selbst vor.
Die beiden Herausgeberinnen, selbst erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorinnen, haben KollegInnen danach gefragt, wo und wie sie am besten arbeiten können, was sie inspiriert und was sie hemmt. Die eingegangenen Antworten sind so unterschiedlich wie die Befragten (und ihre Bücher). Die Illustratorin hat die Seiten jeweils passend zu den Textaussagen mit kleinen, bunten Zeichnungen versehen, gelegentlich gibt es auch Originalzeichnungen aus den Veröffentlichungen der Befragten.
Die Texte lassen sich durchweg flüssig lesen. Naturgemäß wird jeder Leser von anderen Aspekten angesprochen und wird die eingesandten Texte unterscheidlich beurteilen. Obwohl die Befragten keine wirklichen Geheimnisse verraten, ist es doch spannend zu lesen, dass es sie alle gibt, die AutorInnen, die niemals eine Schreibblockade haben genauso wie diejenigen, die bei jedem Werk damit kämpfen müssen oder die, die alles genau vorausplanen, bevor sie anfangen zu schreiben und die, die erst mal anfangen und gucken, was so kommt.
Insofern lassen sich für den Unterricht interessante Gegenüberstellungen zusamenstellen.
Grundsätzlich eignet sich das Buch natürlich immer dazu, auf den Autor vorzubereiten, dessen Lektüre man plant. Es ließe sich aber auch verwenden, um die Schülerinnen und Schüler anhand der Texte Lektüren (zum Beispiel für eine Buchvorstellung) auszuwählen.
Für Menschen, die Schreiben und Lesen unterrichten, ist dieses Buch vielleicht auch einfach nur ein Schmankerl, etwas zum Genießen, mit dessen Hilfe man die Menschen hinter den Büchern ein bisschen näher kennelernt, ihnen über die Schulter schauen kann.
Max Kruse feiert 90. Geburtstag, Helme Heine wird 70 und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach kommt auf 35 Jahre - schön, dass dabei auch ein Geschenk für die Leserinnen und Leser abfällt.