Wenn du jetzt bei mir wärst. Eine Annäherung an Anne Frank

Autor*in
Lewin, Waldtraut
ISBN
978-3-570-17108-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
217
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Anne Frank lebt: über ihr weltbekanntes Tagebuch. Die Schriftstellerin Lewin widmet sich dieser Mädchenfigur, indem sie diese aus dem Museum in Amsterdam gewissermaßen entführt, ihr zuerst diese Stadt ihres Leidens, dann Frankfurt am Main, die Geburtsstadt, zeigt, zuletzt mit ihr nach Israel fliegt, um ihr dort die Entwicklung der Konflikte zu offenbaren, die seit der Diaspora auf das Jüdische wirken.

Beurteilungstext

Die Autorin hat wie stets genauestens recherchiert, um sowohl das Verbrechen der Nazis an der Familie der Franks aufzuarbeiten, aber auch die Entwicklung des Zionismus zu verfolgen, den die Schreiberin des Tagebuches nicht miterleben konnte und nun nicht zu begreifen vermag. Waldtraut Lewin, die nicht nur Biografien schrieb und originell vorstellte (Goethe, Columbus etc.), sondern auch eine Geschichte der Juden (Der Wind trägt die Worte) und mehrere Bücher über jüdische Figuren veröffentlichte, holt Anne Frank sozusagen als junges Mädchen aus der musealen Geschichte, die jedoch als reale Frau mittlerweile 85 Jahre alt wäre. In der Erzählung nun ist Anne Frank ein Phantom, das sowohl jugendlich auftritt, aber auch als ältere Gesprächspartnerin fungiert. Anne ist erfreut darüber, dass sie nun vieles nachholen kann, was sie durch ihren bestialischen Tod nicht konnte, und wie ein naives Kind tastet sie sich an die neuen Umstände des Lebens in Holland, Deutschland, Europa und Israel heran. Das wird begleitet von einer Liebesgeschichte, denn ein farbiger Aktivist mit Namen Haile betört das frische Mädchen, das seine erste Liebe erlebt. Und gemeinsam mit diesem jungen Mann begegnet sie den Konflikten, die jetzt im Raum Palästina/Israel auf die Besucher lauern, denn eben geschehen Raketenangriffe vom Gazastreifen auf den Süden des Gastlandes. Alle Probleme der jüdischen Geschichte werden dabei gestreift, um dem unbedarften Mädchen die Augen zu öffnen und ihre naiven Vorstellungen zu entkräften. Dass Autorin und Figuren in ihrer Doppelwelt miteinander sprechen, ist ein Kunstgriff, um die persönliche Annäherung zwischen beiden immer intensiver werden zu lassen.
Derbe Konflikte werden dabei nicht ausgeklammert, denn Israel als kriegerisches Volk darzustellen, das sich zwar auf den Verteidigungsstatus beruft, ist doch sehr aktuell. Zudem werden verschiedene Regionen dieses Landes kurz vorgestellt, die mit der Historie zusammenhängen (Tel Aviv, Haifa, Masada, Jerusalem, Bau einer Mauer etc.). Dass Anne Frank am Ende in diesem und nunmehr ihrem Land bleiben möchte und nicht mehr nach Europa zurück fliegt, ist logische Folge.
Komposition und Stil sind gut durchdacht und realisiert: das Buch ist ein Ereignis.

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Diese Rezension wurde verfasst von rene.
Veröffentlicht am 01.10.2015

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