Was wisst ihr denn schon

Schlagwörter

• Gender/Geschlecht
• Gewalt

Teaser

Linda ist 13 und muss der Polizei erklären, warum sie bei einem Mord an einem Mann und dem Selbstmord dessen Mörders anwesend war. Sie erzählt ihre eigene Geschichte - ihr Leben mit einer Mutter, die ständig wechselnde Jobs und Ehemänner hat. Einer Mutter, die die Erziehung der jüngeren Kinder in Lindas Hände legt. Eine Geschichte von ständig wechselnden Bezugspersonen, die mal brutal, mal senil und mal hilflos keine Beständigkeit in das Leben des jungen Mädchens bringen können. Als der Vater einer Schulkameradin von Linda ein “Verhältnis” mit ihr beginnt, scheint das der zwingende Verlauf der Lebensgeschichte eines jungen Mädchens zu sein, das niemals “normale” Werte und “normale” Beziehungen zu Erwachsenen und Gleichaltrigen erlebt hat. Der letzte Ehemann setzt in seiner Verzweiflung dem Liebhaber und sich selbst ein drastisches Ende.

Beurteilungstext

Da Linda keine Vergleichsmöglichkeiten zu einem “normalen” Leben hat, erzählt sie ihren dramatischen Lebenslauf im Plauderton. Die emotionale Vernachlässigung, das Übermaß an Verantwortung durch die Versorgung ihrer Brüder und der sexuelle Missbrauch werden im Buch zwar klar benannt, wirken jedoch durch die Art und Weise, in der sie angesprochen werden, “normal” (die mehrfache Vergewaltigung durch ihren “Liebhaber” ist für sie nur eine unangenehme Randerscheinung der ansonsten recht annehmbaren Treffen). Dadurch wird der Leser auf der einen Seite von schockierenden Details verschont. Auf der anderen Seite wird dem Leser das Dilemma Lindas genau dadurch umso eindrucksvoller bewusst gemacht. Ihre Erzählung bietet schier unerschöpfliche Ansatzpunkte zum Nachdenken und Diskutieren, da ihre Ausführungen nicht nur ihre Erlebnisse schildern, sondern auch Einblicke in die Charaktere der anderen Personen erlauben.