Was wisst ihr denn schon

Autor*in
Cole, Brock
ISBN
978-3-551-58077-1
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
208
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2002
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,50 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Teenager Linda erlebt den Mord am Freund der Mutter durch einen anderen Freund und wird von der Polizei in ein Waisenhaus gegeben, da die Mutter nicht fähig ist, sich um das Mädchen und ihre zwei kleinen Brüder zu kümmern. Der Leser wird im Zuge des Polizei-Interviews, Lindas Gesprächen mit einer Sozialarbeiterin und der Gedanken des Mädchens Zeuge ihrer Lebensgeschichte in Verwahrlosung mit den verheerenden Auswirkungen, die dieses Leben auf Linda hat.

Beurteilungstext

Cole nähert sich dem Thema sexueller Missbrauch und Verwahrlosung unsensibel, indem sie/er als Protagonistin eine Ich-Erzählerin wählt, die in derber Sprache von ihrem Leben in Rückblicken und Interviews erzählt. Der Leser kann nur anhand des 'Berichts', als der der Roman verfasst ist, nicht unterscheiden, ob es sich um ein kommentarloses Protokoll eines realen Falls handelt (Polizeiakte, Akte eines Kinderpsychologen?) oder um eine fiktive Erzählung, die zur größeren Eindringlichkeit die schrankenlose Authentizität vortäuscht. Das Letztgenannte ist der Fall. Nur die äußere Form als Jugendbuch macht dies klar. Als vorgelesene 'Geschichte' ist die Unterscheidung nicht möglich. Diese Form ist schlecht gewählt, da die seelische Verwahrlosung eines Teenagers, der den an sich geschehenen Missbrauch nicht werten kann und zum Maßstab des eigenen Handelns nimmt, ungebrochen und unreflektiert auf den jugendlichen Leser, der nur wenig älter als die Protagonistin sein wird, einprasselt. Nicht die Beschäftigung mit dem Thema wird kritisiert, jedoch die Form, in der dies geschieht. Cole bedient sich des Romans mit Ich-Erzähler, ohne dass sie/er die Mittel und Methoden in Anspruch nimmt. Reine Ich-Erzählung ohne jedwede Brechung steht dem Thema schlecht. Es lässt den jugendlichen Leser, der sich ja mit dem Thema beschäftigen soll, mit Fragen allein. Rohe Sprache verstärkt den Eindruck, vom Stoff des Romans negativ überwältigt zu werden. Man schlägt das Buch angewidert nach wenigen Seiten zu, der Fortgang der 'Handlung' (das immer tiefere Eindringen in den Sumpf der Verwahrlosung) interessiert in keiner Weise oder verwirrt zu stark. Ein Roman, dessen Autor unter 'Authentizität' die Verwendung von unterstem Gossenslang versteht und die 'realistische' Wirkung der Handlung nicht auf eine Weise herbeiführen kann, die den Leser das Buch mit Interesse lesen lässt, befremdet und langweilt trotz der Schockwirkung, man liest ihn eben nicht zuende und befasst sich NICHT mit dem Thema.

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Diese Rezension wurde verfasst von EH.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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