Wachtraum

Autor*in
Scholl, Susanne
ISBN
978-3-7017-1681-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
219
Verlag
Residenz
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
St. Pölten
Jahr
2017
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Dieser Roman handelt von vier Generationen einer jüdischen Wiener Familie; Hauptperson ist Lea, geboren nach dem 2. Weltkrieg, als Tochter zweier nach England geflohener und so überlebender junger Juden, deren Angehörige zum allergrößten Teil das Dritte Reich nicht überlebten. Sie scheint ein normales Leben zu führen, doch die erneute Flüchtlingskrise bringt ihr Leben völlig durcheinander.

Beurteilungstext

Dieser Roman ist ein Roman für Erwachsene und nicht für Kinder, höchstens für junge Erwachsene, die sich für Geschichte, Politik und Psychologie interessieren. Er ist durchaus interessant geschrieben, aber schon durch seinen Aufbau recht schwierig. Eine chronologische Reihenfolge gibt es kaum, erst ganz langsam kann man sich als Leser ein Bild von Lea, ihrem Leben und schließlich auch dem Leben ihrer Eltern und ihrer Kinder machen. Der Schluss ist völlig offen, allerdings auch alles andere als ein Happy End, sondern im Gegenteil fast deprimierend. Lea verfällt in völlige Depression und man muss fast befürchten, dass sie sich - nach dem Ende des Buches – das Leben nimmt. Die ganze Familie zerfällt oder ist tot, Lea ist völlig vereinsamt und nicht mehr in der Lage, klar zu denken und die Geschichte ihrer Vorfahren von der Geschichte der Flüchtlinge 2015 zu trennen. Alles, was ihr Halt gegeben hatte, ist weg, tot, verschwunden. In dieser Traurigkeit und diesem pessimistischen Denken ist die Geschichte auch für Erwachsene oft schwer zu ertragen. Interessant natürlich, dass die Autorin die Probleme, die heute ganz aktuell rund um Flüchtlinge, Fremde, entstehen, sowohl für diese selbst als auch für die, bei denen sie Zuflucht suchen, mit Geschichten und Lebensläufen aus der Zeit der Judenverfolgung durch die Nazis verknüpft. Sie stellt aber auch dar, wie einseitig die sogenannte freie Welt das Flüchtlingsproblem oft darstellt und wie kompliziert es wirklich ist. Lea zerbricht an ihren Problemen, ihre Familie an der Sprachlosigkeit nach dem tragischen Tod des jüngsten Sohnes und der Unfähigkeit, gemeinsam zu trauern. Ein sehr interessantes, auch sprachlich gelungenes Buch, das aber auf keinen Fall in die Kategorie „Jugendliteratur“ gehört.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uh; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 26.08.2018

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