Emma schweigt

Autor*in
Scholl, Susanne
ISBN
978-3-7017-1623-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
180
Verlag
Residenz
Gattung
Ort
St-Pölten-Salzburg.Wien
Jahr
2014
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Emma, eine einsame alte Frau in Wien, und Sarema, eine junge Witwe aus Grosny, sind 2 Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Aber das Schicksal führt sie zusammen. Emma braucht nach einem Unfall Hilfe und Sarema übernimmt diese Aufgabe, um aus dem Asylantenheim zu kommen und um ihrem Sohn ein wenig normalen Alltag zu bieten. Aber Emma kann ihr kleinliches Denken nicht überwinden und findet keinen Zugang zu den Fremden. Als sie endlich eine Entscheidung fällt, ist es zu spät.

Beurteilungstext

In zwei nebeneinanderlaufenden Erzählsträngen werden über einen Zeitraum von mehreren Jahren die beiden Hauptpersonen vorgestellt und die wesentlichen Einzelheiten ihrer Lebensgeschichte geschildert. Emma lebt ohne großen Kontakt nach außen, einsam und völlig gefangen in ihrem kleinlichen Denken in Wien. Die gelegentlichen Besuche bei ihrem Exmann sind konfliktfrei, da dieser nach einem Schlaganfall seine Sprache verloren hat. Der vegötterte Sohn und die Enkelin kommen nur selten zu Besuch. Über die veränderte Welt um sie herum, macht sie sich zwar Gedanken, aber verstehen tut sie sie schon lange nicht mehr und hat auch niemanden, der ihr Weltbild verändern könnte.
Sarema verlor im 2. Tschetschenienkrieg ihren Mann, 2 Kinder und ihr gesamtes Hab und Gut. Nur durch ihren Mut hat sie überlebt und die Flucht nach Österreich geschafft. Sie kämpft mit aller Kraft um eine bessere Zukunft für ihren Sohn, aber die Aussicht auf ein Bleiberecht sind gering. Und dann bringt ein Unfall diese beiden Frauen zusammen. Saremas selbstloser Einsatz für die alte Frau hilft ihrem Sohn, die Sprache zu lernen und in der Schule Erfolg zu haben. Aber es kommt zu keiner menschlichen Annäherung, weil Emma ihre Fremdenfeindlichkeit nicht überwinden kann. Und somit zerstört Emmas fehlende Empathie alle Hoffnung der beiden Flüchtlinge.
Obwohl die Gräueltaten des Krieges nicht detailliert geschildert werden, gelingt es der Autorin durch den ruhigen Erzählstil und die klare, eindringliche Sprache den Leser intensiv am Schicksal der beiden Flüchtlinge teilnehmen zu lassen. Auch kann sich Unverständnis und Wut auf das Verhalten der alten Frau entwickeln und somit Raum entstehen für ein besseres Verständnis gegenüber einer Welt, die sich immer schneller verändert und Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen zusammenführt.
Dieser Roman kann die Hoffnung nähren, dass junge Menschen anders mit der Problematik von Krieg und Vertreibung umgehen, Flüchtlingsschicksale besser verstehen und eine offenere Weltsicht erlangen. Somit ist diese Lektüre sehr gut für ein Unterrichtsprojekt zu diesem Thema geeignet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPFB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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