Wachtraum

Autor*in
Scholl, Susanne
ISBN
978-3-7017-1681-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Brutal, Boutique
Seitenanzahl
219
Verlag
Nilpferd in Residenz
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
St. Pölten
Jahr
2017
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fritzi kehrt mit ihrem Mann aus dem Exil nach Wien zurück. Ihre Tochter Lea wächst mit viel Liebe, aber auch mit den Geschichten von Hass, Verfolgung und Mord durch die Nazis auf. Lea versucht mit Mann, Kindern und später Enkeln ein ganz normales Leben zu führen. Die Tragödien ihrer Familien lassen sie aber nie los und werden zum Albtraum als die große Flüchtlingswelle aus Syrien nach Österreich schwappt. Als ihr Sohn einem Terroranschlag zum Opfer fällt, sich Mann und Tochter von ihr entfernen

Beurteilungstext

Ein ergreifendes, trauriges Buch, das wohl mancher Jugendliche weglegen wird, weil er die Geschichten von Ausgrenzung, Mord und Leid jüdischer Familien in der Nazizeit nicht mehr hören mag. Die Tendenz des Buches ist aber nicht nur die, an Beispielen an die Schrecknisse dieser Zeit zu erinnern, sondern die Frage, ob sich solche Ereignisse wiederholen könnten. Auslöser solcher Überlegungen ist die Flüchtlingswelle, die durch den Krieg in Syrien ziemlich unvorbereitet nach Wien geschwappt ist. Lea, die die Geschichten von Verfolgung und Leid durch die Erzählungen ihrer Mutter und deren Freundinnen kennt und die sich als Historikerin intensiv mit der Geschichte auseinandergesetzt hat, erfährt, dass viele Menschen ablehnend und voller Vorurteile auf diese Flüchtlinge reagieren. Klar, dass sie Parallelen zieht. Leas Tochter ist Ärztin. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie sich aufopfernd um die vielen Flüchtlinge am Bahnhof kümmert.
Besondere Schicksalsschläge wecken Leas Albträume, die mit den Schicksalen ihrer Herkunftsfamilie verbunden sind. Ihre Tochter verliebt sich in einen Afghanen. Eine Heirat ist aber nicht möglich, weil die dazu notwendigen Papiere fehlen. Der Asylantrag wird abgelehnt. Aber auch in Afghanistan können die beiden nicht heiraten, weil der junge Mann durch die Heirat mit einer Europäerin besonders gefährdet ist. Der junge Mann wird trotz dieser Vorsicht von den Taliban ermordet.
Leas jüngster Sohn geht nach Paris, forscht über das Schicksal seines jüdischen Onkels und fotografiert Roma-Siedlungen und das Camp in Calais. Was kann ein Einzelner tun, was müssen wir tun, damit sich Geschichte in anderer Form nicht wiederholt?
Das Buch zeigt keine Lösung. Als Sohn Harry dem Terroranschlag im Bataclan zum Opfer fällt, bricht die Restfamilie auseinander. Lea weiß, dass sie dieses Land verlassen muss. Wo ihr Ziel ist, erfährt man nicht. Und gibt es überhaupt ein Land, das nicht mit diesen Fragen unserer Zeit konfrontiert ist?
Anhand der Geschichte einer jüdischen Familie möchte das Buch davor warnen, dass, hervorgerufen von der Flüchtlingswelle, wieder Menschen diskriminiert werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPLTLD.
Veröffentlicht am 01.07.2017

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