Wach auf, wenn du dich traust

Autor*in
Mohr, Angela
ISBN
978-3-401-02771-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
252
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2013
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Gruppe von 19 Jugendlichen fährt unter sozialpädagogischer Leitung auf eine Ferienfreizeit in die wilde Natur. Während sich die - etwa 15-jährigen - Jugendlichen auf Kanufahren, Klettern und Zelten freuten, entwickelt sich die erlebnispädagogische Wanderung zum Horrortrip mit dramatischem Ausgang und vorzeitigem Abbruch.

Beurteilungstext

Eine Gruppe von 19 Jugendlichen fährt unter der Leitung von Markus und der Sozialpädagogin Beate für eine Woche auf eine Sommerfreizeit in die wilde Natur. Während sich die - etwa 15-jährigen - Jugendlichen auf Kanufahren, Klettern und Zelten freuen, entwickelt sich die erlebnispädagogische Wanderung zum Horrortrip mit dramatischem Ausgang und vorzeitigem Abbruch:
Durch die riskante Führungsstrategie des Leiters eskalieren die gruppendynamischen Prozesse. Zunächst stigmatisiert der Leiter einige Jugendliche, indem er sie bloßstellt und mit ungerechten Disziplinarmaßnahmen demütigt. Als sich Jenny, ein Mitglied der Gruppe, gegen diese Methode der Beschämung wehrt und ihre Eltern alarmieren will, entsteht ein Sündenbockmechanismus, in dessen Folge Gewalt eskaliert und Jenny lebensgefährlich verletzt wird. Jenny fällt ins Koma und wird auf einer Intensivstation betreut. Nun wird auch den Mitgliedern der Gruppe, die bisher passiv zugesehen haben, bewusst, dass etwas gefährlich schief gelaufen ist und sie beschließen, nacheinander für jeweils eine halbe Stunde an Jennys Krankenbett mit ihr zu sprechen, um sie zu bewegen, aus dem Koma wieder aufzuwachen.
Durch diese reflektierenden Gespräche, mit abwechselnden Rückblicken in die vergangene Situation, rekonstruiert die Autorin auf spannende Weise den Tathergang und gibt Einblick in das Erleben einzelner Mitglieder der Gruppe. Die Rückblicke wirken durch originelle Dialoge und eine bildreiche Sprache lebendig.
Die Dialoge am Krankenbett wirken zwar durch eine unnatürlich wirkende Offenheit, die sich in Redeschwällen äußert, etwas konstruiert und setzen bei den Jugendlichen eine gewisse Sprachgewandtheit voraus. Sie sind aber als dramatisches und stilistisches Mittel äußerst effektiv, um die Perspektive und Motive des betreffenden Besuchers nachvollziehen zu können, wobei sich zeitweise persönliche Abgründe eröffnen. Dass sich auch ein Teil der Täter freiwillig am Krankenbett einfindet und dort ohne Skrupel und Zugeben von Mitschuld, sondern mit einem Lamento ihrer eigenen Selbstrechtfertigungen zu Wort melden, wird - je mehr Details über den Tathergang bekannt werden - zunehmend deutlicher und damit auch unerträglicher.
Die Autorin stellt über diesen Perspektivwechsel einerseits Muster von Schuldzuweisungen und andererseits Zugzwänge der Angst vor Ausgrenzung und Strafe dar, die das Handeln der Täter und die Passivität der Mitläufer erklären. Durch Einblicke in die biografischen Hintergründe der betreffenden Personen werden die Argumente lebendig und erweitern den Horizont des Lesers um soziale Zusammenhänge. Eine konfliktvermittelnde Rolle kommt zum Schluss aber nicht den Leitern oder zu Hilfe gerufenen Eltern, sondern der betreuenden Krankenschwester Miriam zu, welche sich mit Feingespür als Gesprächsgegenüber zur Verfügung stellt.

Das Buch eignet sich - sofern es in der Klasse reflektiert und nachbesprochen wird - gut als Klassensatz in der Sekundarstufe (empfohlenes Lesealter etwa ab 13 Jahre) zur Analyse von Gruppenprozessen und zur Thematisierung von Integrität, Gewissen und Verantwortung. Die - durch Markus' tyrannischen Führungsstil - deutlich ausgesprochene politische Assoziation zu nationalsozialistischem Gedankengut kann zusätzlich, muss aber aus meiner Sicht nicht aufgegriffen werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ubr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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