Violet Und Bones: Der lebende Tote von Seven Gates

Autor*in
Cleverly, Sophie
ISBN
978-3-95854-186-3
Übersetzer*in
Erdmann, Birgit
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
281
Verlag
Mixtvision
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Dunkelheit beherrscht den Londoner Friedhof „Seven Gates“. Doch das jagt Violet Victoria Veil keine Angst ein, schließlich ist sie auf diesem Friedhof aufgewachsen. Ihr Vater ist der örtliche Bestatter. Auf eben seinem Leichentisch lag vorhin noch ein Junge, kaum älter als sie, offensichtlich mausetot. Jetzt aber ist sein Sarg in der Leichenhalle leer, die Tür zum Friedhof geöffnet und Violet folgt ihrem seltsamen Gefühl hinaus in die Nacht. Plötzlich taucht eine weiße Gestalt vor ihr auf.

Beurteilungstext

Es ist tatsächlich, geschwächt aber lebendig, die „Leiche“, der Junge, er heißt Oliver. Wie kann das sein? Was ist passiert? Violet ist wild entschlossen, dem Geheimnis des lebenden Toten von Seven Gates auf die Spur zu kommen. „Der lebende Tote von Seven Gates“, so heißt nun auch der Pilotband dieser neuen Jugendkrimi-Reihe „Violet und Bones“. Es ist das zweite Fortsetzungsprojekt der englischen Autorin Sophie Cleverly und setzt erneut auf das Rezept des Erstlings „Scarlet und Ivy“: Eine weibliche, clevere Protagonistin steht im Mittelpunkt der Kriminalgeschichte, die in einem geheimnisvollen und leicht mystischen Setting im historischen England spielt. Diesmal nimmt uns Sophie Cleverly mit ins viktorianische Zeitalter und folgt damit offensichtlich einem Trend, der sich in der Kinder- und Jugendliteratur schon seit Längerem zu etablieren scheint. Auch die erfolgreichen Krimi-Reihen „Enola Holmes“ oder „Young Sherlock“ für die etwas ältere Zielgruppe beispielsweise fallen genau unter diese Sparte.
An Violets Seite steht natürlich die obligatorische zweite Spürnase, der Watson zum Holmes quasi; wobei Spürnase hier im wahrsten Sinne des Wortes stimmt: es ist ihr treuer Hund Bones (Violet hat ihn getauft, er ist ihr auf dem Friedhof zugelaufen), der immer den richtigen Riecher hat und ihr wichtigster Ermittler wird. Für erwachsene Leserinnen und Leser mag nun der Hund tatsächlich zu schlau wirken und dadurch etwas unrealistisch, die Zielgruppe wird das aber sicher weniger stören. Ganz im Gegenteil, schließlich ist auch das Konzept des tierischen Ermittlers dort ziemlich beliebt. Gut gewählt ist auch das Friedhofssetting und die Atmosphäre klassischer Schauergeschichten, die den Roman immer wieder durchzieht, hat wiederum ihre eigene Fangemeinde. Das Thema Tod ist dabei in „Der lebende Tote von Seven Gates“ omnipräsent – natürlich – wird aber von der Autorin altersgerecht verarbeitet und nicht als Angsttrigger besetzt, sondern mit einem durchaus positiven und philosophischen Ansatz verfolgt.
„Die Mahnung, dass ich irgendwann sterben würde, jagte mir keine Angst ein. Im Gegenteil, es stimmte mich fröhlich. Denn das bedeutete ja, dass ich gerade, in diesem Moment, am Leben war. Ich konnte alles tun. Jetzt oder nie."(S. 87)
Violet fürchtet den Tod nicht. Ohne Ende gibt es keinen neuen Anfang. Das hat ihr Vater sie gelehrt und die Zeit, in der sie auf dem Friedhof zwischen den Gräbern und mit den Toten großgeworden ist. Violet hat eine ganz besondere Beziehung zu den Toten, kann sogar mit ihnen sprechen und so helfen sie ihr bei den Ermittlungen. Sophie Cleverly charakterisiert ihre Protagonistin dabei als durchsetzungsstarke Detektivin, die nicht groß beschrieben wird, sondern ihre Taten sprechen lässt – immer voran, nur die neue Spur im Blick. Als sie beschließt, das Geheimnis um Olivers „Tod“ zu lüften und zu handeln, ist das auch eine Art Emanzipation dort Ende des 19. Jahrhunderts, wo Mädchen nicht frei wählen durften, was sie werden wollten, immer gehorsam und still zu sein hatten. Zu oft hat sie sich kleinreden lassen von ihrem Vater, der sie nicht mit im Bestattungsgeschäft haben und von ihrer Mutter, die sie am Stickrahmen sehen will. Violet ist ein Freigeist, der sich diesen Regeln nicht (mehr) beugen will und kann hier Identifikationspotentiale für Mädchen aber auch Jungen bieten. Sie wird alles dafür tut, um ihrem neuen Freund zu helfen und ihren Vater zu befreien, der unter Mordverdacht gerät und zur Todesstrafe verurteilt werden soll. Apropos ihr neuer Freund Oliver: Bei all den Ereignissen wirkt leider dessen Rolle etwas in den Hintergrund gedrängt, obwohl doch er den Ausschlag für Alles gegeben hat.
Fazit: „Violet und Bones: Der lebende Tote von Seven Gates“ ist eine gelungene Mischung aus Jugendkrimi, historischem Roman und einem Hauch Mystery. Die Story hat Vieles, was Mädchen und Jungen ab 11 Jahren gefällt und hier liegt auch klar die Zielgruppe des Romans. Sein Cover überzeugt mit einem durchdachten Cover, auf dem Violets Profil im Scherenschnitt vor dem verschlungenen Friedhofszaun samt Kreuz und Grabstein schon die richtige Atmosphäre spüren lässt. Mit angenehmem Lesefluss kann man der durchgehend spannenden Handlung gut folgen; stellenweise galoppiert sie jedoch etwas zu schnell voran (immer scheint Bones schon zum nächsten Punkt zu rennen, im Schlepptau natürlich Violet und Oliver) und verliert dabei etwas die Ausgestaltung der Nebencharaktere aus dem Blick. Vielleicht ist es dem Umstand geschuldet, dass das Buch ja auch nur 280 Seiten lang ist und es da eben fix gehen muss; ein paar Seiten mehr hätten hier aber sicher nicht geschadet. Da weitere Fälle von Violet, Bones und Oliver folgen werden, bleiben wir gespannt: Bestimmt entwickelt sich da noch was…

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Diese Rezension wurde verfasst von SJ; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 01.04.2022

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