Vetragt euch: Zwei kleinen Bären schlichten einen Streit

Autor*in
Reider, Katja
ISBN
978-3-446-27601-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kunert, Almud
Seitenanzahl
30
Verlag
Hanser
Gattung
Bilderbuch
Ort
München/Wien
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Fluss, zwei Ufer – an jedem Ufer leben friedlich und glücklich Bären. Doch eines Tages kommt es zwischen den beiden Bärengruppen zum Streit, denn es schwimmen immer weniger Fische im Fluss und es scheint klar, dass die Bären des anderen Ufers daran schuld sind. Voller Wut und Vorurteilen beschließen sie Wachen am Fluss aufzustellen. Auch zwei Jungbären sind mit dabei. Als sie durch einen Sturm auf die andere Seite des Ufers geschwemmt werden, geraten all die bösen Vorurteile und Gerüchte ins Schwanken und eine Versöhnung scheint doch gar nicht mehr so fern…

Beurteilungstext

Dieses Wendebilderbuch ist originell und raffiniert. Durch die beiden Geschichten, die durch das Wenden des Buches zu erlesen sind, wird deutlich, dass ein Perspektivenwechsel hilft, um sich zu versöhnen und mögliche Missverständnisse aufzuklären. Dieser Perspektivenwechsel geschieht hier nicht nur im übertragenen Sinne, sondern vor allem durch eine konkrete Tätigkeit: Dem aktiven Wenden des Buches. Das hat zur Folge, dass selbst Kindergartenkindern und jungen Grundschüler:innen verdeutlich wird, dass ein aktives Betrachten des jeweils anderen Standpunktes oft dabei helfen kann einen Konflikt zu lösen.
Die beiden Geschichten sind dramaturgisch gleich aufgebaut. Wie bereits in der Inhaltsangabe beschrieben, stehen beide Bärengruppen vor ein- und demselben Problem: Es schwimmen immer weniger Fische im Fluss. Sie gehen beide davon aus, dass die jeweils andere Bärengruppe daran schuld ist. Die Streitbären sind wütend und geben Gerüchte und Vorurteile über die anderen Bären zum Besten. So behaupten sie, dass die Bären des anderen Ufers fies und gemein seien, sie sich im Dreck wälzen würden und Stinkwarzen am Po hätten. Auf der anderen Seite wird berichtet, dass die anderen Bären spitze Hörner hätten und laut schnarchen und nachts brüllend ums Feuer tanzen würden. Die verhärteten Fronten kommen unabhängig voneinander beide zu derselben Lösung: Sie müssen Wachen aufstellen. So ziehen auch die beiden Jungbären Jaro und Juli los auf den Fluss. Jaro von der einen Seite, Juli von der anderen. Beide geraten in einen Sturm und kommen am anderen Ufer an. Dort stellen sie fest, dass all die Gerüchte gar nicht stimmen. Jaro sieht, dass die anderen Bären gar keine Stinkwarzen am Po haben und Juli findet heraus, dass die Bären überhaupt nicht schnarchen und gruselig umher tanzen. Nach dieser versöhnlichen Erkenntnis machen sich beide Bären auf den Rückweg, um die frohe Botschaft den Mitbewohner:innen mitzuteilen. Auf dem Fluss treffen die beiden Bären aufeinander und reden über das Problem. Sie kommen zu einer Lösung und bringen alle Bären zusammen auf den Fluss, sodass sie sich versöhnen und feiern können. Durch die Sicht auf das andere Ufer stellen sie fest, dass keiner der Bären Schuld an dem Problem hat, denn der Regen sorgt dafür, dass bald wieder mehr Fische im Fluss schwimmen und für alle genügend da sind. Die gemeinsame Erkenntnis und Versöhnung wird im Buch dargestellt, indem die beiden Wendegeschichten auf einer Doppelseite zusammentreffen und beide Ufergruppen gemeinsam zu sehen sind. Das verdeutlicht noch einmal, dass die differenzierte Betrachtung, die Aufklärung von Gerüchten und Vorurteilen sowie der Perspektivwechsel dafür sorgen können, dass man seinen Konflikt lösen und wieder aufeinander zugehen kann.
Jaro und Juli stellen in diesem Bilderbuch die beiden Identifikationsfiguren dar. Die vermenschlichte Darstellung der beiden Tiere (tragen Kleidung, laufen auf zwei Beinen, etc.) dient der reizvolleren Gestaltung des Buches. Da die beiden Geschichten dem gleichen Aufbau folgen und ein- und dasselbe Problem thematisieren, wirken die Geschichten nicht sehr komplex. So wird es ermöglicht, dass auch jüngere Kinder die Handlung verstehen können. Die Texte sind kurz, in Druckschrift verfasst und in schwarzen Buchstaben auf weißem Grund zu sehen. Sie liegen immer außerhalb der Illustrationen, sodass es zu keinerlei Ablenkung kommt. Die Texte sind in einem einfachen AABB-Reim geschrieben, was sie anschaulicher wirken lässt. All diese Aspekte sprechen dafür, dass das Buch sich ebenso für Erstleser:innen eignet.
Die Illustrationen sind sehr farbenfrohe und detaillierte, gemalte Bilder, die sich zumeist über eine gesamte Doppelseite erstrecken. Nur an manchen Stellen sind sie als Bildstrecke zu sehen. In jedem Fall steht der Text außerhalb des Bildes. Bis auf die vermenschlichte Darstellung der Bären sind alle weiteren Inhalte realistisch dargestellt, auch die Farbgebung ist naturgetreu. Die Illustrationen bilden die Erzählungen des Textes ab und gehen nur teilweise darüber hinaus.
Das Bilderbuch eignet sich hervorragend für das gemeinsame, aber auch für das eigenständige Betrachten. In jedem Fall sollte dem Kind die Bedeutung des Themas verdeutlicht werden, sodass es die Erkenntnisse aus der Geschichte in die Realität übertragen und folgenden Satz für eigene Konfliktsituationen verinnerlichen kann: „Beide ankern und reden, das hilft zu verstehen: Es ist gut, auch die andere Seite zu sehen.“

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Leonie Bensing; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 28.08.2023

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