Unsere goldene Zukunft

Autor*in
Lindelauf, Benny
ISBN
978-3-8270-5480-7
Übersetzer*in
Bach, Bettina
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
462
Verlag
Berlin Verlag
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2012
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

1938 bis 1943 in den Niederlanden an der deutschen Grenze. Fing erzählt, naiv und ignorant wie alle 12-Jährigen. Um sie zerbricht die Welt, sie aber hat genug mit den Schwestern, der Familie zu tun. Die deutschen Besatzer deportieren ihren Vater und die Brüder, sie wächst ins Leben hinein, ärgert sich über ihre Arbeitgeber, gibt die Hoffnung auf höhere Bildung auf, kämpft gegen die einheimischen Nazis und überlebt vielfach beschädigt.

Beurteilungstext

Am meisten beeindruckt mich bei dieser sehr eindringlichen Erzählung das Ausklammern - das, was einem jungen Leser wohl die größten Schwierigkeiten bereiten wird. Die anfangs 12-jährige Fing wächst in einer puritanisch geprägten Familie auf, in der noch nicht einmal Geburtstag gefeiert wird - nicht nur, weil kein Geld da ist, sondern auch, weil die Feierei Blasphemie per se ist. Über Wesentliches wird nicht gesprochen, man muss sich sein Teil denken. Das kann man, wenn man in dieser Gedankenverweigerung groß geworden ist, wenig aber, wenn man erst heranwächst, fast gar nicht als Kind des 21. Jahrhunderts in einer Welt, in der es eigentlich gar keine Tabus mehr gibt. Aber um 1940 sah das noch anders aus. Da konnte das Mädchen, dem gerade eröffnet wurde, dass es Lehrerin werden solle, einfach von der Schule genommen werden und als Gesellschafterin in ein Arbeitsverhältnis gezwungen werden. Das Mädchen, dem Fing sich widmen soll, erscheint als verwöhntes, stures Gör, das für alle Erwachsenen und Fing als reinste Zumutung erscheint. Erst am Schluss wird dem Leser eröffnet, dass diese Liesl traumatisiert ist, eine junge Jüdin auf der Flucht vor den Deutschen und in ihrem Trauma überhaupt nicht wahrnimmt, in welche Welt sie geraten ist. Aber auch Fing bekommt am Schluss nicht mit, was eigentlich weiterhin mit diesem Mädchen geschieht, zu sehr ist sie mit sich und ihrer Familie beschäftigt: den Brüdern und dem Vater, die aus reiner Willkür ins KZ gekommen sind, der Oma, die das Laben aller organisiert, aber längst an ihre Grenzen gekommen ist, mit der Schwester Müllche, die resolut und kraftstrotzend durchs Leben schreitet und der Schwester Ness, die schwer behindert ist, aber einen glasklaren Verstand und ein ungeheures Durchsetzungsvermögen hat. Fing hingegen ist die Emotionale, die, die alles sehr ernst nimmt, die nachdenkt und die ersten Lieben erlebt, die große Enttäuschung, als sie mitbekommt, dass ihr erster Freund bei den Nazis mitmacht und sie belügt. Und die vielen Nebenfiguren, die allesamt lebensnah und sympathisch beschrieben werden - selbst die Nazis sind nicht nur einfach Feinde. Aber die große Sicht auf Alles fehlt ihr, das muss der Leser selber leisten. Cjh12.10

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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