Unser Baum. Vom Leben einer alten Eiche

Autor*in
Muller, Gerda
ISBN
978-3-89565-366-7
Übersetzer*in
Stottele, Gisela
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Muller, Gerda
Seitenanzahl
40
Verlag
Moritz
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Frankfurt
Jahr
2018
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Carolina und Leo besuchen ihren Cousin Timm, der in einem Haus am Waldesrand lebt. Sein Vater ist Förster. Timm zeigt den Beiden seinen Lieblingsbaum - eine mächtige alte Eiche. Dort verbringen die Kinder besondere Ferientage und erleben den Wald ganz besonders.

Beurteilungstext

Gerda Muller ist die Grande Dame der Kindersachbücher. Ihre Liebe zur Natur und zu den Kindern spürt man in jedem ihrer Bücher. Nun hat der Moritz Verlag dankenswerterweise ihr Bildersachbuch "Unser Baum. Vom Leben einer alten Eiche" (erstmals 1991 erschienen) neu aufgelegt. Was für ein Glück!
In ihrer typischen Art nimmt Gerda Muller Kinder ab Vorschulalter auf eine Entdeckungstour in den Wald hinein. Es ist ein erzählendes Bildersachbuch mit den drei Kindern Carolina, Leo und Timm als Hauptfiguren. Timms Vater ist Förster, sie leben in einem Haus am Waldesrand. Wie sein Vater verbringt Timm viel Zeit im Wald, hat dort seinen Lieblingsplatz, eine alte Eiche. Als seine Cousine Carolina und Cousin Leo ihn in den Ferien besuchen, zeigt er ihnen den mächtigen Baum. Dort verbringen sie herrliche Ferientage: klettern im Baum, Tiere beobachten, Beeren pflücken, Zelte bauen, Sommerfeste feiern, in der Abenddämmerung die Tiere am angrenzenden Weiher beobachten. Die Eiche wird ihr Platz zum Spielen, für Abenteuer, ja auch für Freiheit, weil sie ohne Erwachsene dort ganze Tage verbringen. Behutsam, respektvoll gehen sie mit der Natur um: Timm kennt sich bestens aus, erklärt seinen Freunden vieles, weist auch auf Schutzzeiten für die Tiere hin. So nisten Käuzchen in der alten Eiche, sofort erklärt das Klettern aus Rücksichtnahme für Verboten. Freiheit geht eben immer mit Verantwortung einher.
Muller erweitert die Geschichte auf einen Jahreskreislauf. Sie startet mit dem Herbst, geht über den Winter (Schnee, Ski fahren, Spuren lesen) weiter zum Frühling und zum Sommer. Jede Jahreszeit zeigt sie anhand der Veränderungen in der Natur und in den Aktivitäten der Kinder im Wald. Dass der Wald auch von den Menschen wirtschaftlich beispielsweise zur Holzgewinnung genutzt wird, baut sie gekonnt in die Geschichte ein. Hier taucht immer der Vater Timms als Förster auf.
Das das Buch um 1990 geschrieben wurde, zeigt sich an einigen Stellen: nicht nur in der Form der Autos oder der Büroeinrichtung, sondern auch im Abschnitt zur Gefährdung des Waldes durch sauren Regen, der damals für viel Diskussionen sorgte, die Entwicklung neuerer Technologien anstieß und letztlich auch zu einem höheren Umweltbewusstsein heute führte.
Ruhig und doch sehr eindrücklich ist Mullers Art. Sie baut keine künstlichen Abenteuer ein. Nein, sie zeigt, wie der Wald für die Kinder ein Abenteuer ohne großen technischen Schnickschnack sein kann. Die Natur inspiriert. Ebenso ist es der Text: klar, deutlich, erzählend, mit viel Wissen angereichert. Leider hat sich in der ersten Szene bezüglich der Zeitenordnung ein Fehler eingeschlichen, der sehr auffallend ist (Zeitensprung). Ob er im Original schon so steht oder sich in die Übersetzung eingeschlichen hat, kann ich nicht sagen.
Grandios sind Mullers Bilder: gestochen scharf gemalte Bilder. So realistisch wie ein Foto. Bestimmungsbilder, jede Pflanze, jeder Grashalm, jede Blüte, jedes Tier sind absolut korrekt dargestellt. Da sieht man sogar die einzelnen Haare im Fuchsfell. Das ist absolutes Können, herausragend. Mit Farbe unterstreicht Muller die Stimmungen (Abenddämmerung, Jahreszeit). Sie überfrachtet die Bilder nicht, versteckt aber kleine Details wie wegspringende Frösche.
Klar grenzt sie Text und Bilder voneinander ab. Beides kann alleine stehen, ergänzt sich partnerschaftlich. Es ist der klare Stil der 1980-er Jahre.
Auf den letzten Seiten erklärt Muller den Kindern sehr übersichtlich, fast lexikalisch einheimische Waldvogelarten, den Stoffwechsel eines Baumes, sein Wachstum, Bodenleben, Pflanzen, Insekten, Pilze. Sie nimmt immer wieder Bezug zum Text. Mit den Bildern kann das Kind jede Pflanze in der Natur bestimmen!
Dass der Moritz Verlag das Bildersachbuch "Unser Baum" von Gerda Muller wieder neu aufgelegt hat, ist eine zu dankende Entscheidung. So hat er ein grandioses Kinderbuch bewahrt, das in jedes Regal, in jeden Sachkundeunterricht, in jede Bibliothek und in jeden Kindergarten gehört. Mit diesem Bildersachbuch zeigt Muller den Kindern das Wunder der Natur vor der eigenen Haustür, zeigt ihnen den Weg zu glücklichen Kindheitserfahrungen. Also Buch schnappen, anschauen, nachmachen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BW; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 11.02.2019

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