Unser Garten

Schlagwörter

• Basteln/Anleiten
• Familie
• Freundschaft
• Natur

Teaser

Ein eigener Garten! Etwas völlig Neues für die Stadtkinder Leo und Carolina. Wunderschöne Illustrationen laden dazu ein, die beiden Geschwister in ihrem ersten Gartenjahr zu begleiten und Aufräumen, Aussäen, Beobachten, Ernten, Spielen und Genießen im neuen Umfeld mitzuerleben. Kleine Praxistipps und viele Wort- und Sacherklärungen runden die Neuauflage des immer noch aktuellen Klassikers von 1988 gelungen ab und machen vor allem eines: Lust auf einen eigenen Garten!

Beurteilungstext

Die Kinder Carolina und Leo ziehen mit ihren Eltern um in ein Haus mitten in der Stadt. Hinter hohen Mauern, abgeschirmt vom hektischen Leben der Stadt, verbirgt sich ein verwilderter, eigener Garten für die Familie. Schnell machen sich alle Familienmitglieder an die Arbeit, hier ein kleines Paradies entstehen zu lassen. Leo und Carolina sind eifrig mit der Planung beschäftigt, denn sie dürfen jeweils ein eigenes Beet anlegen. Vom Befreien des Gartens von Unrat, Umgraben, Samen einkaufen und Setzlinge einpflanzen wird jeder kleine Schritt wirklichkeitsgetreu begleitet und lässt Leser*innen mitfiebern, wie sich die kleinen Pflänzchen entwickeln. Unterstützung in Rat und Tat erhalten die beiden Kinder von ihrem neuen Freund Louis, der von seinem Balkon aus das Geschehen im Garten beobachtet. Louis, im Rollstuhl sitzend, ist ein echter Gartenexperte und hat auf seinem Balkon bereits ein kleines Pflanzenparadies angelegt.

Das Gartenjahr nimmt seinen Lauf, Blumen und Gemüsepflänzchen wachsen, werden erntereif und geben Anlass für einige freudige Überraschungen. Jede Menge kleine und Kleinstlebewesen sind im Garten zu beobachten. Außerdem entwickelt sich der Garten auch zum Ort gemütlichen Beisammenseins mit Freunden oder der Familie. Während der Sommerferien, als Carolina und Leo verreist sind, berichtet Freund Louis von neuesten Gartenentwicklungen per Postkarten. Als der Herbst vor der Tür steht, fallen erneut Aufräumarbeiten an und auch der traurige Fund eines toten Vögelchens rundet das Erlebnis Natur ab.

Nachdem der Winter den ersten Schnee bringt, sind auch bald kleine Vogelspuren zu entdecken – gefolgt von einer großen Kinderschar, die erneut zum Spielen im Schnee bei den Geschwistern vorbei"schneit". Ein wirkliches Ende beschert die letzte Seite der Erzählung nicht, denn natürlich beginnt das Gartenjahr mit dem Hervorkommen der Frühblüher aus der Erde wieder von vorn.
Es schließt sich ein "Gut zu wissen..." - Bereich mit vielen weiteren interessanten Gärtnertipps an sowie einer kleinen Pflanzenkunde.

Gerda Muller vereint in "Unser Garten" eine liebevolle Erzählung mit einem herausragenden Sachbuch für Kinder zum Thema Gärtnern. Sind schon die "erzählenden" Bilder, also die Illustrationen zur Geschichte, sehr besonders durch ihren Detailreichtum und ihren Wimmelbildcharakter, so gibt es auch über die Sachinformations-Bilder nur Lobendes zu erwähnen. Es gibt Übersichtspläne aus der Vogelperspektive, wirklichkeitsgetreu gezeichnete Pflanzen oder Gartengeräte mit Beschriftungen, kleine Infokästchen mit Bastel- oder Pflanztipps, ein collagenartiges Arrangement mit Louis' Sommerpostkarten wie auch eine Erklärung in Bildern, wie ein neuer Rasen angelegt wird.

Mullers Zeichenstil ist sehr naturalistisch und in dezenten Farben gehalten. Diese Unaufdringlichkeit lässt dem Inhalt viel Raum und Fantasie. Natürlich strahlt das bereits 1988 erstmalig in deutscher Fassung erschienene Buch auch etwas Altmodisches aus. Jedoch ist dies nicht negativ zu verstehen. Gerade das Unaufgeregte wird auch Kinder ansprechen und Lust auf Gärtnern, Draußen sein und Natur Erleben wecken. Aktuell ist das Thema nach wie vor!

Interessant ist, dass die Leser*innen einzig mit Informationen über den Garten, der aus allen möglichen Perspektiven gezeigt wird, versorgt werden. Nicht einen kleinen Blick gewährt die Autorin in das neue Haus, in das die Familie ja gerade gezogen ist. Das ist ungewohnt, langweilig wird es jedoch nicht, denn jedes neue Bild ermöglicht wieder neue Perspektiven und verdeutlicht geradezu: Im Garten gibt es immer wieder Neues zu entdecken.

Insgesamt ist hier mehr Sachbuch als Erzählung entstanden. Die Charaktere sind wenig ausgestaltet, bieten aber schon Möglichkeiten zur Identifikation. Die Haupt"figur" ist schlicht der Garten. Und dieser wird wirklich in allen Facetten gewürdigt.