Ungeheuer

Schlagwörter

• Angst
• Familie

Teaser

Immer wenn die Eltern sich zanken und streiten, kriecht Peter in den Schrank unter der Spüle. Hier zeichnet er wilde Monster auf die Tür. Und eines Tages kriechen diese Monster nach außen auf die Eltern zu und machen ihnen mächtig Angst...

Beurteilungstext

Was für ein fantastisches Bilderbuch des dänischen Autors Morten Ramsland! Schon vor zwei Jahren hat er mit seinem Roman "Hundsköpfe" in Dänemark einen unglaublichen überraschenden Erfolg erzielt. Nun ist ihm unter seinen Bilderbüchern ein überaus überzeugendes, einfühlsames Buch über kindliche Ängste gelungen.
Peters Eltern leben zwar noch zusammen, aber schon ist ihr Leben nichts als Streit und Gewalt. Während Peter von anderen Eltern träumt, die miteinander glücklich sind, fliegen Messer, Gabeln und Teller durch die Luft. Da wird Peter angst und bang und er kriecht in den Schrank unter der Spüle, wo die Wasserrohre rauschen und keine bösen Worte fallen. Anschreien möchte er seine Eltern, "hört auf euch zu streiten!", aber er ist wie eine winzige Maus, die niemand hört. Da nimmt Peter einen Bleistiftstummel aus der Tasche und beginnt von innen auf die Schranktür zu zeichnen. Ein Monster wird es, ein kleines nur, aber sein Monster, und er malt es immer ekliger und gefährlicher und immer größer.
Jeder Streit wird fortan ein gemaltes Monster auf der Schranktür. Und eines Tages, mitten in einem entsetzlichen Streit, verlassen die ekelhaften Kerle den Schrank. Mama und Papa sind fassungslos. Sie haben Angst, denn die Monster sind böse. Nur zu Peter sind sie lieb, und der bitte sie, den Eltern so viel Angst zu machen wie nur möglich, damit auch sie einmal nicht mehr ein und aus wissen vor Angst und sich vor Furcht die Nägel abbeißen, so wie er, wenn sich die Eltern streiten.
Morten Ramsland erzählt eine wunderbar einfühlsame Geschichte, die Vitali Konstantinov genialisch in Zeichnungen umgesetzt hat. Oft fühlt man sich an die Wilden Kerle von Maurice Sendak erinnert; Ungeheuer, die irrationale Angst verbreiten. Und die Eltern fürchten sich, erkennen, was sie ihrem Sohn angetan haben, und versprechen, sich in Zukunft zu vertragen.
Eine versöhnliche Geschichte also mit positivem Ausgang, wie ihn Kinder im Bilderbuchalter brauchen, um mit ihren eigenen Ängsten fertig zu werden. Sicher wird die Realität nicht immer so positiv sein wie im Buch. Aber warum nicht einmal dieses Bilderbuch an eine Familie verschenken, die im Streit lebt? Gott sei Dank ist es ja ein Bilderbuch, und das erfordert einen Vorlesenden. Und den Erwachsenen möchte ich sehen, der dieses Buch ungerührt und ohne Betroffenheit aus der Hand legen könnte!