Überall Popos

Autor*in
Leone, Annika
ISBN
978-3-95470-234-3
Übersetzer*in
Osberghaus, Monika
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Johansson, Bettina
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Leipzig
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Mila geht mit ihren Eltern ins Schwimmbad und freut sich auf den Sprung ins große Becken. Aber im Schwimmbad gibt es noch viel mehr zu entdecken – zum Beispiel in der Dusche, der Umkleide und der Sauna die vielen nackten Frauen und Mädchen. Unglaublich wie verschieden alle sind! Mila hat ganz schön viel zu gucken. Und dann passiert ihrem Papa bei seinem Sprung ein peinliches Missgeschick und Mila rettet ihn.

Beurteilungstext

Dieses fröhlich-unverkrampfte Bilderbuch aus Schweden ist ein starkes Plädoyer gegen jegliche Schönheitsideale. Nacktheit ohne Scham – schon der Titel wie auch das Cover signalisieren, was einen hier erwartet: Unrasierte Beine, füllige Hüften, Bikinistreifen, Cellulitis, kahl rasierte Vulven und Männer wie Milas Papa mit Haaren auf dem Rücken und wenig trainierten Körpern.
Mila ist mittendrin und schaut mit ihrem typisch kindlichen direkten Blick genau hin, wie die Frauen „untenherum“ aussehen. Sie bringt so ihre Mama ganz schön in Verlegenheit, als sie in der Dusche ihre Beobachtungen kommentiert: „Guck mal Mama, bei der Frau sieht die Scheide aus wie Lakritze! Alles voller Schnurrhaare! Und die da sieht aus wie ein Nacktmull…“ Eine sachliche Anmerkung bzw. Richtigstellung muss die Rezensentin hier einfügen: Mila schaut nicht nach der Scheide der Frauen, sondern der Vulva. Die Scheide ist innerlich. Vielleicht ist dieser Fehler der Übersetzung geschuldet?
Die schaukelnden und hüpfenden Brüste der Nachbarin amüsieren sie ebenso wie die Vielfalt der Körper und Popos sie zum Staunen bringen: Da gibt es „große, kleine, runde, eckige, weiße, braune, dellige, niedliche…“ Und natürlich gibt es auch Frauen mit Piercings und Tattoos zu bewundern. Und all das in frech-fröhlichen Illustrationen von Bettina Johansson, die Körperlichkeit in seinen vielfältigen Formen sehr anschaulich und realistisch zeigen.
Die Darstellung der „Nackedeis“ und der Körper-Vielfalt ist zudem in eine unterhaltsame und gelungene Geschichte eingebunden: Es geht um die 5-jährige Mila, die mit ihren Eltern am Samstag ins Hallenbad fährt, um dort zum ersten Mal ins große Becken zu springen. Schon morgens ist sie total aufgeregt, weckt die noch müden Eltern auf und sucht die passende Badekleidung für diesen Sprung. Ein bisschen nervös ist sie schon, denn bisher war sie nur im Kinderbecken. Als sie ihren Vater auch noch vor der unangenehmen Bloßstellung durch die verlorene Badehose gerettet hat, ist sie überglücklich und stolz. Und dieser Tag endet mit dem Aussuchen von Süßigkeiten aus der Fruchtgummi-Abteilung – sechs Stück sind es diesmal, eines für jedes Lebensjahr und eins für den Sprung und die damit verbundene Rettung.
Manchem Erwachsenen wird diese offene Darstellung zu weit gehen und insbesondere sehr schamhafte und/oder religiös geprägte Eltern werden das Buch ablehnen.
Ich meine aber, dass man unbedingt solche Bücher in öffentlichen Bibliotheken und/oder Schulbibliotheken braucht. Gerade weil sie jenseits von Hochglanzfotos und -bildern realistische Frauenkörper zeigen und so dazu beitragen, den eigenen Körper und sein Wachstum kennenzulernen und zu mögen. Auch und gerade wenn er nicht so aussieht, wie die Werbung Frauenkörper zeigt. So gehört dieses Buch in die Abteilung Aufklärung und Sexualkundeunterricht.
Es hätte allerdings des Gimmicks mit den Aufklebern „Think Popo-Positiv“ nicht gebraucht – ist irgendwie albern und unangebracht. Wer klebt sich den denn irgendwohin?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SRAn; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 01.07.2021

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