Törtel die Schildkröte aus dem McGrün

Autor*in
Freund, Wieland
ISBN
978-3-407-79963-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Meyer, Kerstin
Seitenanzahl
184
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2009
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Geschichte einer neugierigen und zugleich ängstlichen Schildkröte, die in einem Baumarkt geboren, unverhofft und im wahrsten Sinne des Wortes in die Welt hinausgeworfen wird und mit einer Gruppe von frei lebender Tiere Freundschaft schließt. Ein spannendes Buch für junge Leser und Zuhörer zwischen 7 und 10 Jahren.

Beurteilungstext

Kein Wunder, dass Törtel eine so schreckhafte und furchtsame Schildkröte ist. Nachdem er ziemlich plötzlich aus seinem Terrarium im Baumarkt McGrün, seinem zu Hause und Geburtsort, aufgekauft wird, muss er bei einem unfreundlichen Herrchen leben, das ihn grob vernachlässigt und schließlich bei voller Fahrt aus dem Autofenster wirft, um ihn wieder loszuwerden. Keine schöne Erfahrung. Dennoch verliert Törtel nicht seine Neugier auf die Welt, von der er bisher nur den Ausschnitt kannte, den er durch seine Terrariumsscheiben sah. Er landet in Müggeldorf, einem kleinen Ort am Berliner Stadtrand, wo er in den Kreis einiger Wildtiere aufgenommen wird. Doch die Bekanntschaft mit der neuen Umgebung und den unbekannten Tieren ist erst der Anfang seines Abenteuers. Müggeldorf - das wird schnell klar - ist eine heile Welt. Dass die Wildtiere regelmäßig die Mülltonnen der Dorfbewohner plündern und sich zwischen den Menschen ihren Lebensraum erkämpfen, ist so machem Müggeldorfer ein Dorn im Auge. Als es dann zu merkwürdigen Einbrüchen in den Häusern kommt, sind die vermeindlich Schuldigen schnell gefunden: die Tiere natürlich. Und das bedeutet Krieg! Die eigentlichen Verbrecher zu überführen und den Frieden im Dorf wiederherzustellen kann den Wildtieren nur gelingen, wenn sie mit ihren alten Rivalen, den Haustieren, gemeinsame Sache machen.

Diese einfache Geschichte steckt voller politischer Anspielungen. „Müggeldorf den Müggeldorfern! Wildschweine raus!“ so heißt es auf den Plakaten, die Müggeldorfer Lüttkewitz überall im Dorf verteilt hat. Hier geht es um Konflikte, die es so oder ganz ähnlich auch in der „großen Welt“ gibt. Und so ist die Geschichte von Törtel und seinen Mitstreitern vor allem eins: „fabelhaft“ - eine Übertragung von menschlichen Problemen und Eigenschaften in die Tierwelt. Der Kampf zwischen Lüttkewitz und dem Anführer der Tiere, der auf ironische Weise überzeichnet ist, steigert sich bis zur Beinahe-Katastrophe. So offenbart die Geschichte, wie Hass und Rachegedanken zum Wahn werden können - die tragische menschliche Verhaltensweise, die auch in der realen Welt viele Konflikte anheizt.

Doch auch die Tiere untereinander haben ihren Knatsch. Da ist beispielsweise die Frage, ob man Törtel, der eine griechische Landschildkröte ist, überhaupt in den Kreis der Wildtiere aufnehmen kann. „Wir wollen keine Ausländer hier!“ ist der Kommentar von Oberwildschwein „Grrmpf“. Dass Törtel dann doch aufgenommen wird, kommt gerade ihm zugute, da Törtel ihm wenig später das Leben retten wird. Und da gibt es ja auch noch die Waschbären aus Amerika, eine Bisamratte aus Tschechien, eine Perserkatze aus China und, und, und... „Wer soll denn da noch „einheimisch“ sein und wer nicht?“, so raunt es im Tierrat. Auch die alten Vorbehalte gegenüber den Haustieren, die von den frei lebenden Wildtieren immer als treudoof verlacht werden, gilt es fallen zu lassen, bevor sie die wahren Schurken in Müggeldorf überführen können: die Einbrecher, die sich in den Häusern der Menschen zu schaffen machen.

Einerseits sehnt sich Törtel nach Geborgenheit und vertrautem Rückzug, andererseits steckt er voller Abenteuerlust und Neugier auf seine neuen Freunde. In diesem Zwiespalt wird sich so mancher junge Leser im Grundschulalter wiederfinden können. Themen wie die Ablösung von zu Hause und die Anerkennung in Schule und Freundeskreis prägen diese Entwicklungsstufe sehr stark. Törtel findet eine sehr schöne Lösung für diesen Konflikt: Nach einem abenteuerlichen Sommer unter den Wildtieren merkt Törtel, dass er für den Winter einen ruhigen und warmen Schlafplatz suchen muss. So läuft er freiwillig einer Familie zu, wo ihn Geborgenheit erwartet. Doch das ist nur das vorläufige Ende seines Lebens in Freiheit. „Wir sehen uns im nächsten Frühling!“ ruft er seinen neuen Freunden zu. Ein stimmiges Ende für eine spannende Geschichte.

Das Buch ist gerade für multikulturelle Klassengemeinschften bestens als Klassenlektüre geeignet.






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Diese Rezension wurde verfasst von stef.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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