Todesstreifen

Autor*in
Endemann, Helen
ISBN
978-3-499-21841-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
252
Verlag
Rowohlt
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Reinbek
Jahr
2019
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Der 15-jährige Marc hat ernsthafte Probleme mit den Erziehungsbehörden der DDR, da er sich zu kritisch äußert. Ein unerwarteter Zufall ermöglicht ihm die Flucht in den Westteil von Berlin. Doch die Flucht ist nur im Ansatz geglückt, da der gekidnappte West-Berliner Junge von den DDR-Behörden festgehalten wird. Marc kehrt zurück, Ben kann wieder in den Westteil und jetzt bahnt sich eine dramatische und spannende Fluchtgeschichte an.

Beurteilungstext

Die Autorin Helen Endemann hat einen spannenden Thriller zum Thema Flucht aus Ost-Berlin vorgelegt. Die Handlung ist in das Jahr 1985 verlegt, also vier Jahre vor dem legendären Mauerfall.
Bei einem gemeinsamen Sportfest der BRD- und DDR-Jugend in Ost-Berlin, erkennt Marc die große Ähnlichkeit zwischen sich und einem Jungen aus dem Westen. Seine Freunde und er beschließen diesen Jungen zu kidnappen, Ben wird gezwungen mit Marc die Kleider zu tauschen. So kann Marc in den Westen reisen um dort seine bereits geflohene Mutter zu finden.
Soweit gut, doch die Konstruktion des Romans wird bereits hier deutlich. Die Ähnlichkeit der beiden Jungs ist familienbedingt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Geschehen und wird später aufgelöst. Da Marc den DDR-Erziehungsbehörden bereits mehrfach negativ aufgefallen ist, in der Familie bereits eine "Republikflucht" stattgefunden, der Vater einen Suizidversuch unternommen hat, lebt Marc bei seiner Großmutter. Marc soll in ein Erziehungsheim kommen, das in der DDR Jugendwerkhof genannt wird und eigentlich ein Jugendgefängnis darstellt. Die Informationen über diese Einrichtung sind für damalige "Wessis" aber auch sicher für heutige Jugendliche neu und wichtig, da damit das Überwachungs- und Kontrollsystem der DDR eindeutig beleuchtet werden kann.
Dass aber Marc im Westteil der Stadt kenntnisreich herumläuft, die S-Bahnen wie selbstverständlich benutzt und sich vom westlichen Überfluss nicht beeindrucken lässt, klingt nicht sehr überzeugend.
Das Thema Freundschaft ist für die Handlung äußerst wichtig, da Marc wieder in den Osten geht um Ben aus der DDR auslösen zu können. Das ist großartig und verlangt menschliche Größe. Ben kommt, trotz eines typischen Kurzhaarschnitts des Jugendwerkhofs problemlos an den DDR-Grenzpolizisten vorbei und zurück in den Westen. Die Kontakte zwischen beiden reißen nicht ab und es kommt zu einem spektakulären Showdown. Hier greifen glückliche Zufälle für die Jugendlichen in das Räderwerk der DDR ein. Damit die Fluchtvorbereitungen gelingen können und selbst die Flucht mit Hilfe eines Kabels, das man über die Grenzmauer mit Pfeil und Bogen schießt und sich dann mit einer Rolle über den scharf bewachten und hell ausgeleuchteten Todesstreifen in den Westen abseilen kann, ist mehr als spannend geschildert, ist aber eher unglaubwürdig.
Es ist "Ein spannender Doppelgänger-Krimi über eine waghalsige Flucht von Ost- nach West-Berlin", so steht es auf der Rückseite des Romans. Weniger unglaubliche Zufälle und eine weniger konstruierte Familiengeschichte hätten dem historischen Sachverhalt gut getan. Somit kann die Dramatik von vielen geglückten und auch tödlichen Fluchtversuchen von unbedarften Lesern*innen falsch verstanden werden und gerät in den grauen Bereich der Verharmlosung.
Die im Roman genannten Infos und das Thema der Freundschaft über Grenzen hinweg sind enorm wichtig, doch muss der Roman begleitet gelesen und manches relativiert werden, damit er geschichtlich sinnvoll eingeordnet werden kann.
Helen Endemann ist von Beruf Rechtsanwältin und hat einige "Kirchenkrimis" geschrieben und bereits über Mobbing in der Schule einen Jugendroman vorgelegt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WaMi; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 29.09.2019

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