Todesstreifen

Autor*in
Endemann, Helen
ISBN
978-3-499-21841-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Reinbek
Jahr
2019
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Wir befinden uns im Jahr 1985, eine Zeit, in der Deutschland noch geteilt war und mitten durch Berlin eine Mauer verlief. In Ostteil der Stadt findet ein Ost-West-Jugendwettkampf statt, an dem Ben aus der Bundesrepublik und Marc aus der DDR teilnehmen und sich am Tag danach im jeweils falschen Teil Berlins befinden. Was nun?

Beurteilungstext

Helen Endemanns Roman „Todesstreifen“ wirft die Leser*innen unmittelbar ins Geschehen: Ben wird von drei Gleichaltrigen gekidnappt und gezwungen, seine Kleidung mit einem Jungen zu tauschen, der eine erstaunliche Ähnlichkeit mit ihm aufweist. Er bleibt alleine in einem Holzschuppen zurück, und auch die Leserin bleibt inhaltlich zurück mit dem einzigen Hinweis: „Mir fällt die Warnung meiner Mutter ein: ,Du weißt nicht, wozu die fähig sind.‘“ Und kurze Zeit später: „Ich hätte niemals hierher kommen dürfen.“ Wohin denn – und wer sind die?
Durch einen Rückblick Bens erfahren wir, dass er sich zu Zeiten der Mauer bei einem Sportfest in Ostberlin befindet. Neben kurzen historischen Exkursen beschreibt die Autorin nachvollziehbar und auf Augenhöhe ihrer Leserschaft Gedanken und Gefühle des westdeutschen Ben über die Deutsche Demokratische Republik. Für Ben, der aus Hamburg stammt, war es bisher völlig normal, in einem geteilten Land aufzuwachsen. Seit er jedoch ein Sportinternat in Westberlin besucht und die Mauer vor Augen hat, macht er sich Gedanken über die Teilung Deutschlands.
Das Sportfest soll, laut seinem Lehrer, nicht nur als Wettkampf, sondern auch als eine Art der Völkerverständigung dienen. Dies findet Ben sehr komisch: „wo wir doch die gleiche Sprache sprachen (…).“
Während Ben im Holzschuppen ausharrt, befindet sich sein Doppelgänger Marc mit Hilfe von Bens Pass auf dem Weg über die Grenze: „Erst jetzt denke ich zum ersten Mal: Du hast es geschafft. Du bist im Westen. In der Freiheit.“ Doch kurze Zeit später wird Marc aus seiner Erleichterung über die geglückte Flucht gerissen: Im Sportinternat bemerkt Bens Zimmernachbar Andi sofort die Täuschung. Trotzdem unterstützt er Marc auf der Suche nach dessen Mutter, die schon vor Jahren nach Westberlin geflüchtet war.
Auch auf der anderen Seite der Grenze wird Ben von der Volkspolizei in einen Jugendwerkshof, eine Art Umerziehungsheim mit militärischen Umgangsformen, gebracht. Für Ben brechen qualvolle Stunden an, da ihm niemand glaubt, dass er nicht Marc sei und dass die Aussage von Marcs Freunden „Dir wird schon nichts passieren. Bist schließlich ein Goldjunge aus dem Westen“ leider nicht zutreffend ist. Er wird drangsaliert und sogar für mehrere Tage in eine Arrestzelle gesperrt.
Die Autorin beschreibt nun im Laufe des spannenden Krimis die Erfahrungen beider Jungen im für diese jeweils falschen Teil Deutschlands. Somit bekommt der/die Leser*in einen guten Einblick in die jüngste Geschichte vor der Wende und erlebt die Zeit im geteilten Berlin hautnah mit. Allerdings ist es beim Lesen erforderlich, die beklemmende Atmosphäre auszuhalten, zumal die Autorin auch eher grausame historische Details nicht unerwähnt lässt. Ausgleichend ist jedoch das Thema Freundschaft, denn sowohl Ben wie auch Marc erleben große Unterstützung durch Gleichaltrige. Dieser Realismus ist durchaus positiv zu sehen, sicherlich aber nicht für jede/n Leser*in geeignet. Interessant wäre, zu sehen, wie diese Geschichte von ehemals ostdeutschen Leser*innen beurteilt würde, da meiner Meinung nach eher die westliche Perspektive im Vordergrund steht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von spr; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 02.04.2020

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