Suppe ist fertig!

Autor*in
Straßer, Susanne
ISBN
978-3-7795-0686-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Straßer, Susanne
Seitenanzahl
13
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Bilderbuch
Ort
Wuppertal
Jahr
2022
Lesealter
0-3 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Pappbilderbuch, in dem ein genderneutrales Kind für seine Tiergäste eine Suppe kocht, zu der jedes Tier seine artspezifischen Zutaten beibringt. Ihre sehr gesitteten Tischmanieren brechen zusammen, als das Schwein eine Schüssel mit Schokoladenpudding auf den Tisch stellt und sie gierig darüber herfallen.

Beurteilungstext

FORM
Text
Reihungsgeschichte, in der nach jeder Wiederholung ein weiteres Element hinzutritt. Danach kommt jedes Mal der gleichbleibende Refrain: „Deckel auf – Deckel zu.“ Mit der Ergänzung „Und was noch?“ wird auf die jeweils nächste Seite weitergeleitet.
Die rhythmisierte Sprache und die Alliterationen eignen sich für die erste literarische Spracherziehung, in der das Kind Sprachrhythmus und –melodie einschleift durch Hören und Mitsprechen. Die Zuhörer*innen erwarten die Wiederholungen und werden am Schluss durch eine Pointe überrascht.
Der Text beschränkt sich auf wenige Zeilen in einfacher Sprache in der Form von Kinderreimen mit Onomatopöien dazwischen, die durch die sprechende Typografie hervorgehoben werden.
Illustration
Der Stil ist minimalistisch: Die Zeichnung der reduzierten immer gleichen Szenerie beschränkt sich auf wenige klare Umrisslinien, die plan in zurückhaltenden Farben gefüllt sind und durch wenige Bewegungslinien dynamisiert werden. Die Illustratorin schafft es dennoch, mit gezielten Andeutungen den Ausdruck ins Satirische zu wenden. Die Tiere haben ihre zoologisch richtige Gestalt, haben aber auf köstliche Weise menschliche Allüren. Aus diesem Kontrast ergibt sich der Witz.

INHALT
Fortsetzung der Reihe von den Erlebnissen dieses Kindes mit seinen Tierfreunden.
Hier steht es mit Kochmütze und Schürze am Herd, hebt den Deckel eines großen Topfes hoch und hält in der Hand einen großen Löffel. Die Identifikationsfigur hat eine Bubikopffrisur, hat Hosen an und kann sowohl als Mädchen als auch als Junge gelesen werden.
Die Tiere: Pferd, Gans, Ziege, Hund und Eichhörnchen sitzen sehr manierlich an der mit Tischdecke und Blumenstrauß und sechs Gedecken sehr sorgfältig vorbereiteten langen Tafel, um gepflegt zu dinieren. Sie binden eine Serviette um den Hals, legen die Vorderbeine und -pfoten ordentlich neben den Teller und bemühen sich um eine Konversation mit dem Tischnachbarn in freudiger Erwartung der Suppe, die das Kind als krönenden Abschluss jetzt salzt. Offensichtlich zu stark, sodass sie ungenießbar wird. Vielleicht liegt es auch an den so diversen wenig suppengeeigneten Zutaten wie z. B. die zarten Zweige der Ziege und die frischen Fichtenzapfen des Eichhörnchens. Die Suppe schmeckt so schrecklich, dass die Tiere keuchen und spucken müssen und die geplante Dinnerparty aus dem Ruder läuft. Das Pferd gerät dabei mit seinen Hufen in seinen Teller; Kind und Eichhörnchen sausen vom Stuhl in die Höhe und werfen den Löffel weg. Jede zivilisatorische Kontrolle bricht zusammen. Beim Pferd hängt die Serviette über dem Ohr, die Gans liegt vernichtet mit Kopf und Hals über dem Tisch, die Ziege spielt mit der Suppe Wasserfall, der Hund frisst das Grün der Blumenvase, und das Eichhörnchen trinkt das Blumenwasser.
Das Schwein als Allesfresser delektiert sich jedoch an der Suppe und schüttet sie sich ohne Umstände unter den erstaunten Augen der Tiere direkt aus dem Topf in den Mund. Als das Schwein als Nachtisch eine Schüssel mit Schokoladenpudding auf den Tisch stellt, brechen alle Hemmungen einer anerzogenen Tischkultur weg. Nun sind alle Schleusen geöffnet für Gier und schlechtes Benehmen. Schmatzend essen alle mit ihrem Löffel direkt aus der Schüssel. Die Gans steckt gar die Finger ihres Flügels in den Pudding. Das Kind liegt auf dem Bauch quer über dem Tisch, um mit dem Löffel an die Schüssel heranzukommen; es hat Schürze und Kochmütze abgelegt und damit die Regeln der Zivilisation. Das ist die Rückkehr zum Animalischen. Alle Münder sind schokoladenverschmiert, die Tischdecke ist voller brauner Kleckse. Man gibt sich widerstandslos dem schweinischen Genuss hin.

BOTSCHAFT und VERMITTLUNG
Im Subtext ist das Buch ein humorvolles Plädoyer gegen eine allzu strickte Benimm-Erziehung, aus der auch einmal sinnlich aus dem Triebstau ausgebrochen werden darf. Andererseits kann im Gespräch an dem komischen Negativ-Beispiel auch das Gegenteil erschlossen werden, dass manierliches Essen vielleicht doch für alle Anwesenden appetitlicher sein könnte.
Beim Vorlesen in der Familie oder im Kindergarten werden die Kinder zum Mitsprechen angeregt, können auch zu eigenen Fortschreibungen ermuntert werden. Kleine Variationen in Text und Bild fordern die Aufmerksamkeit heraus. Sie können aufgesucht und mit eigenen Worten beschrieben werden.
Auf jeden Fall wird das Thema des Buches, das Essen, das Interesse jedes kleinen Kindes finden. Die Kinder können durch Mimik auszudrücken versuchen, ob sie ein Essen widerwärtig oder lecker fanden, ihre Lieblingsgerichte beschreiben und von Ekelerlebnissen berichten. Sie lernen auch, dass jeder etwas anderes mag.
Im Kindergarten könnte mit einem großen Topf und Tisch und Stühlen die Szene nachgespielt werden.

Zur AUTORIN und ILLUSTRATORIN
Susanne Straßer wurde 1976 in Erding bei München geboren. Sie studierte Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration an der FH München. Danach absolvierte sie ein Masterstudium in London am Central Saint Martins College of Art and Design. Heute lebt sie in München.
Ihre Diplomarbeit war ein Bilderbuch für Erwachsene.
Seit 2002 illustriert sie Texte von Kinderbuch- und Bilderbuchautor*innen. Ab 2010 schreibt sie selbst ihre Texte. Sie veröffentlicht in den renommierten Bilderbuchverlagen Kunstmann, Bajazzoverl, Nilpferd in Residenz, Hinstorff, Tulipan-Verl., Peter Hammer Verl. und Carlsen. 2014 startete sie mit „So weit oben“ ihre sehr erfolgreichen Pappbilderbücher, deren Lizenzen in viele Länder gehen, unter anderem in die USA, China und Russland.
Sie wurde international ausgestellt und ausgezeichnet unter anderem auf der Biennale in Bratislava. 2023 stand sie auf dem 2. Platz des Troisdorfer Bilderbuchpreises für „Wenn Gott ein Kaninchen wäre…“

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Geralde Schmidt-Dumont; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 17.01.2024

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