Suche Vegetarier zum Anbeißen. Ein Veggie-Roman

Schlagwörter

• Essen
• Freundschaft

Teaser

Lana erlebt ihren siebzehnten Sommer als Neu-Vegetarierin auf einem Allgäuer Bio-Bauernhof. Nic, der Sohn des Bauern, ist ihr anfangs genauso unerwünscht wie die Probleme, die sich in ihr Leben eingeschlichen haben. Beim Fallschirmsprung als Hauptfigur eines Pro-Veggie-Werbespots bekommt sie eine Ahnung vom Loslassen und von Selbstbestimmung.

Beurteilungstext

Bereits das wiesengrüne Cover mit flauschig niedlichem Küken lenkt die zu erreichende Zielgruppe (Mädchen ab 15) zum Thema Liebe und Vegetarier hin. Herzen und roter Lippenabdruck verzieren den Titel nebst Untertitel ""Ein Veggie-Roman"", doch der Eindruck des kitschigen und plakativen Covers täuscht. Die Handlung ist vielschichtig, die Figuren agieren unterhaltsam und überzeugend, die Geschichte ist sprachlich ansprechend. Witzige Einfälle, knackige Sprüche und lebensnahe Dialoge machen es zu einem kurzweiligen Schmökerspaß mit Tiefe.
""Suche Vegetarier zum Anbeißen"" besticht außerdem durch den gut recherchierten Infogehalt über biologische Tierhaltung inklusive der Botschaft zur bewussten Ernährung. Das alles ist mit einer plausiblen, gut erzählten Geschichte verwoben.
Die Handlung beschreibt den Sommer der beiden siebzehnjährigen eineiigen Zwillingsschwestern Lana und Ava in einer deutschen Kleinstadt. Zur Zeit der Handlung ist die Mutter wegen eines Zusammenbruchs in der Kur. Der konservativ eingestellte Vater, ein Wurstfabrikant, wacht über die beiden Mädchen mit Strenge und steter Kontrolle. Ein geplanter Familienurlaub entfällt und die Alternativen für die Mädchen sind so verschieden wie sie selbst. Das Selbstbewusstsein der Schwestern ist ungleich verteilt. Die lebenslustige Ava entzieht sich mit Lügen und List gekonnt der Überwachung. Lana hingegen hat eine beinahe schon naive Lebenseinstellung. Sie ist die Hauptfigur des Romans, ihre Entwicklung von der vertrauensvollen, pflichtbewussten und romantisch Verklärten zur selbstbestimmten jungen Frau bringt den Leser in den Austausch mit sich selbst.
Im Präsens und aus der Ichperspektive geschrieben, wird der Leser unmittelbar in die Konfliktsituation der Hauptfigur hineingezogen. Lanas heile Welt gerät zusehends in einen Strudel der Unsicherheiten. Zunächst verliebt sie sich in den undurchsichtigen und oberflächlichen Paul. Diese Verliebtheit ist der Auslöser, mit recht amüsanten Folgen, sich nur noch vegetarisch zu ernähren. Während des Urlaubs mit der Familie ihrer besten Freundin Feli auf einem Allgäuer Bio-Hof entdeckt sie, dass diese kein Vertrauen zu ihr hatte. Am meisten bedrückt sie jedoch, dass ihre Mutter in der Kur ihr Leben reflektiert, und für Lana ist ungewiss, ob ihre Familie und das Bild, das sie diesbezüglich hat, in naher Zukunft zerbrechen könnte. Die Grundfragen Vertrauen und Ehrlichkeit in Freundschaft und Liebe sowie die Suche nach dem eigenen Weg erreichen den Leser durch frischen Tonfall in den Dialogen und der Authentizität der Protagonisten. Lana hinterfragt und probiert vorsichtig Lebensmuster aus und lernt dabei, zu sich selbst zu stehen. Anfangs hat sie wortwörtlich alles geschluckt, vom Fleisch bis zu den Ansichten anderer. Mit ihrer zunehmend selbstbestimmten Haltung zu sich selbst, steht sie zu ihren eigenen Gedanken, die zuvor oft ungebremst ihren Mund verlassen haben.
Ein empfehlenswertes Buch für Jungen und Mädchen ab 15 Jahren, leider werden sich Jungen nur schwer dafür interessieren. In die Handlung eingewoben ist ein intelligenter Werbespot über Massentierhaltung, der zum Nachdenken anregt. Das könnte ein gelungener Auftakt zum Thema bewusste Ernährung sein.