Sternenhimmel

Autor*in
Brandl, Elisabeth
ISBN
978-3-942509-20-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
185
Verlag
lichtland
Gattung
Ort
Freyung
Jahr
2012
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Anne erlebt als kleines Kind, wie die Familie aus dem Sudetenland nach Bayern fliehen muss und ihr dort der kleine Paul weggenommen wird, den dessen Mutter vor den Nazis verstecken musste. Annes Mutter nahm Paul wie ein eigenes Kind auf.
60 Jahre später erzählt Anne ihrer Enkelin Lia davon und diese versucht Schicksal zu spielen. Aber das funktioniert nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Dafür erlebt Lia etwas, wovon sie bislang nur träumen konnte: ihre erste Liebe.

Beurteilungstext

Diese kleine Geschichte besteht aus zwei Geschichten. Die erste spielt in den Jahren 1944 bis 1950, in den letzten Monaten des Krieges und den ersten Nachkriegsjahren. Anne erzählt aus der Erinnerung und konsequent so, wie sie es als kleines Kind erlebte. Sehr sparsam beschreibt die Autorin das Zeitgeschehen, Vieles bleibt undeutlich und das Glossar am Ende des Bändchens hilft auch nicht wirklich. Es bleibt also nur zu hoffen, dass die jungen LeserInnen kompetente Menschen finden, die ihnen weiter helfen können, wenn sie Fragen zum Geschehen haben. Aber das ist kein Manko: Die Autorin handelt klug daran, die Erzählung nicht mit an sich notwendigen Informationen zu überfrachten. Denn die Erzählung trägt sich selbst und einfache Gemüter lesen eben nur die Geschichte einer Flucht und des Verlustes eines geliebten Menschen.
Die zweite, eigentlich zentrale Geschichte ist die der 14-Jährigen, die von der Oma betreut wird, während ihre Eltern beruflich verreist sind. Die Gespräche zwischen den beiden sind intensiv und Lia versteht, dass die Oma immer noch an dem ihr entführten Pflegebruder hängt. Der Kurzschluss ist herrlich pubertär: Da Oma Witwe ist, muss sie einen neuen Mann kennen lernen. Und warum sollte das nicht dieser Paul sein? Gemeinsam mit Freundin und großem Bruder macht sie sich auf die Suche.
Dass die Suche dann ganz anders endet, ist ein gelungener Gag.
Diese zweite Geschichte spielt nahezu ausschließlich in der Erlebniswelt einer Schülerin des Jahres 2011, die so ihre Schwierigkeiten mit der Schule hat. Nachhilfestunden sind Alltag und wenn man Glück hat, findet man einen Nachhilfelehrer, der nett, sympathisch und liebenswert ist. Was man sich so als kleines Mädchen wünscht. Lias Nachhilfelehrer ist 17 und erfüllt alle Wünsche - aber wenn nicht der Zufall mitspielte, käme es nicht zum HappyEnd. Es kommt aber. Zwar werden diese Kapitel "Tagebuch" überschrieben, die Autorin schreibt aber auktorial wie in Annes Kapitel.
Mehrere Problemkreise geht die Autorin an:
1. natürlich die Flucht der Sudetendeutschen. Brandl schreibt von der "größten Vertreibung der der jüngsten Geschichte". Es klingt so, als rede sie dabei von den Sudetendeutschen, meint allerdings korrekter Weise die des 2. Weltkrieges (mit fast 100 Millionen Entwurzelten). Die Gründe für diese Vertreibung nennt sie, wie oben beschrieben, nicht, lässt die Mutter aber die Initiative zur Flucht ergreifen, nachdem sie von russischen Soldaten vergewaltigt wurde - sehr vorsichtig beschrieben.
2. Das Vertrauen überlebender Juden gegenüber den Nazideutschen war nach dem Krieg gleich Null. Erst im Verlaufe der Erzählung wird deutlich, dass die Verwandten, die der Familie den Paul nahmen, mindestens aus ihrer Sicht absolut im Recht waren, auch wenn es Annes Familie gegenüber grausam erschien. Fragen an die Geschichte stellen sich auch hier von selbst.
3. Pubertät ist eine schwierige Zeit, Mädchen neigen leicht zu hysterischen Handlungen, hier transportieren diese Lebendigkeit und Amüsement.
4. Gedanken und Handlungen der Großeltern sind für die Enkel nicht immer leicht nachvollziehbar. Aber dass man sie nicht leicht manipulieren kann, wird Lia sehr deutlich klar gemacht (und hoffentlich verstehen die Leserinnen das auch so). Schön aber ist dabei die Idee der Autorin, ihrer jungen Heldin etwas in die Hand zu geben, was zu einer Katastrofe führen oder aber auch dem Leben ihrer Großmutter gerecht werden könnte. Und Lia trifft die richtige Entscheidung. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Wege zum Erwachsenwerden.
cjh12.06

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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