Starkes Ding

Autor*in
Nüssli, Lika
ISBN
978-3-03731-227-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Nüssli, Lika
Seitenanzahl
232
Verlag
Edition Moderne
Gattung
Comic
Ort
Zürich
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
29,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Durch dynamische schwarz-weiß Zeichnungen verarbeitet die Autorin die bewegte Kindheit ihres Vaters. Angelehnt an die Senntumsmalerei wirkt „Starkes Ding“ gegen das Vergessen, zu einem Thema, das nicht vergessen werden darf: Kinderarbeit, welche in der Schweiz bis in die 1960er Jahre praktiziert wurde.

Beurteilungstext

Ernst ist zehn Jahre alt, als er sein Elternhaus verlassen muss. Er soll zu den Schweizers, einem älterem Ehepaar, das einige Dörfer entfernt lebt, um ihnen beim Bestellen der Felder und der Pflege der Hoftiere zu helfen. Jäh endet damit seine Kindheit, wird ausgetauscht durch Tage, die vor Sonnenaufgang beginnen und erst nach Sonnenuntergang aufhören. Die harte körperliche Arbeit wird zum Alltag, dazwischen die Schule, auf die sich der Junge nicht recht konzentrieren kann. Es gibt aber auch Lichtblicke in der Tristesse: Freunde, mit denen Ernst sich in seiner knappen Freizeit gerne zum Spielen verabredet, Nachbarn, die ihm extra Bissen zustecken und einen engen familiären Zusammenhalt. Auch seine Schwester Rosi wird verdingt und erleidet durch den Sohn ihres „Meisters“ sexuellen Missbrauch. Etwas mehr als vier Jahre erträgt Ernst die Situation, länger hält der Drang, sich vor seiner Familie beweisen zu müssen glücklicherweise nicht aus.
Jahrzehnte später spricht Lika Nüssli mit ihrem Vater über dessen Kindheitserlebnisse und findet in den groben und dennoch dynamischen Zeichnungen ihres Comics einen Weg, die Zustände der Schweiz gegen Ende des zweiten Weltkriegs festzuhalten und darzustellen, wie sie durch die Augen eines Kindes wahrgenommen wird. Ihre Bilder sind sowohl im kleinen als auch im großen Format eindrücklich, lassen der Gefühlswelt des fiktiven Ernsts viel Platz. Zwischen die Abschnitte der Erzählung ist eine Episode der Gegenwart geschoben, in welcher der Arbeitsprozess der Autorin deutlich wird. Im Zwiegespräch entfaltet der gealterte Ernst seine Erinnerungen und teilt sie mit der jüngeren Generation. In diesem erzählenden Ton ist auch der Schrifttext des Werks gehalten, sodass die Geschichte direkt auf den Leser einwirkt, ohne eine vermittelnde Erzählinstanz zu suggerieren. Den Bildern und deren Text sind die täglichen Einträge von Nüsslis Vater gegenübergestellt, die erkennen lassen, dass alte Gewohnheiten selten abgelegt werden. „Starkes Ding“ fungiert als bildgewaltiger Zeitzeuge und kann eine lohnende Lektüre auch im schulischen Kontext sein. Zu beachten ist neben der Erwähnung sexueller Gewalt auch die Darstellung von Nacktheit, die als Zeitmarker von Ernsts Kindheit und Jugend dienen und sein Ausbrechen aus der Zwangsarbeit einleiten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 15.02.2023

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