Simone de Beauvoire - Schriftstellerin und Philosophin

Autor*in
Gleichauf, Ingeborg
ISBN
978-3-423-62676-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
298
Verlag
dtv Verlagsgesellschaft
Gattung
Taschenbuch
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
11,30 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

„Eine echte Entdeckung Simone de Beauvoirs steht noch aus… Die Empörung, die viele ihrer Bücher bei ihrem Erscheinen auslösten, ist heute einem breiten Desinteresse gewichen. Das ist schade, aber auch eine große Chance. Ihre Essays, Reiseberichte, autobiografischen Schriften und Briefe… warten auf junge Leser, die den Staub der Jahre von den Buchdeckeln wegpusten“…
(aus dem Nachwort der Autorin).

Beurteilungstext

Die Autorin Ingeborg Gleichauf hat Germanistik und Philosophie auf Lehramt studiert. Als Dozentin fällt ihr auf, dass in der wissenschaftlichen Diskussion an den Fakultäten der Hochschulen Simone de Beauvoir als Philosophin und Schriftstellerin kaum eine eigenständige Rolle spielt. Deren Lebenswerk wird oft reduziert auf das einer langjährigen Weggefährtin von Jean- Paul Sartre, dem populärsten Vertreter des französischen Existenzialismus. Sie wendet sich gegen Klischees, welche die zahlreichen Liebesaffären der beiden Intellektuellen skandalisieren. Dieses Sachbuch soll den Leser anregen, das Vermächtnis von Simone Beauvoir in seiner Bedeutung für die heutige Zeit zu erkennen und bewahren. Das ist gelungen. Erst vor kurzem, im Juli 2018 starb als einer der letzten Zeitzeugen im Alter von 92 Jahren der politisch engagierte Journalist, Dichter und „Shoah“ – Regisseur Claude Lanzmann, der zum Freundeskreis von Sartre gehörte und der seit 1952 eine mehrjährige Liebesbeziehung zu Simone de Beauvoir unterhielt. Wie würde Simone, die den 1. Und 2. Weltkrieg miterlebte, die Kuba, die USA, Brasilien, die Sowjetunion, China, Jugoslawien, und Nordafrika bereiste, zu gegenwärtigen globalen Problemen Stellung beziehen? Wie aktuell ist ihr bereits 1949 erschienenes Buch „Das andere Geschlecht“ als ein Standardwerk über die Emanzipation der Frau in einer von Männern dominierten Welt? Verdeutlicht doch die gegenwärtig heftig ausgetragene „MeToo“ – Debatte, „… wie schwer es noch immer ist, als Frau ein selbstbestimmtes Leben zu leben… (siehe S. 178 ff.)
Mit ihrem Buch erreicht Ingeborg Gleichauf ein breites Lesepublikum. In ihrem Buch ist das konfliktreiche Leben und Schaffen von Simone de Beauvoir als Frauenrechtlerin, Schriftstellerin und Philosophin nicht nur chronologisch geordnet und faktenreich aufbereitet, sondern es wird aus persönlicher Sicht eindringlich interpretiert. Ihre didaktisch durchdrungene, psychologisch und philosophisch unterlegte Erzählweise erzeugt Empathie beim Leser. Über die Einbandgestaltung des Taschenbuches werden in Text und Bild gesellschaftspolitisch interessierte und bildungsbeflissene junge Leute als Zielgruppe besonders angesprochen. Das Coverfoto zeigt die hier schon etwas ältere „Heilige Simone der Frauenbewegung“ nachdenkend und schreibend in einem Restaurant. Die Untertitelung klingt wie ein Credo: „Sein wie keine andere… Ich hatte nur ein Leben, ich wollte, dass es ein Erfolg würde, niemand sollte mich daran hindern.“ In diesem Sinne werden einleitend in allen 9 Kapitelüberschriften lebensphilosophische Maximen zitiert, z. B.: „Bald werde ich selbst richtig leben“ – Kindheit und Jugend (1908-1925) / Es kam mir vor, als spürte ich in mir eine Menge Dinge, die man sagen müsste“- Wie wird man eine Selbstdenkerin? (1925 -1929) / „Jeder Mensch ist für alle und vor allem verantwortlich.“ – Die Philosophie in Zeiten des Krieges (1937 – 1945)
Einige sorgfältig ausgewählte Schwarz – Weiß – FOTOS bebildern das Sachbuch. Es liest sich flüssig, auch weil auf Fußnoten verzichtet wird. Kurz formulierte QUERVERWEISE sind in Klammern gesetzt und erscheinen unter dem Stichwort ABKÜRZUNGEN als QUELLENANGABE im ANHANG. Der enthält außerdem eine umfangreiche LITERATURLISTE, eine ZEITTAFEL über das Leben und Schaffen von Simone de Beauvoir, einen STADTPLAN über ihre Aufenthaltsorte in Paris. Mehr als hundert alphabetisch geordnete Namen und Begriffe mit Angabe von Seitenzahlen findet man im PERSONEN - UND SACHREGISTER. Diese Biographie über Simone de Beauvoir regt zur weiterführenden Beschäftigung mit nicht alltäglichen, brisanten Themen an. Es ist ein populärwissenschaftliches Sachbuch nicht nur für Jugendliche, das zum Diskutieren anregt, Interesse am Thema und gesellschaftswissenschaftliche Vorkenntnisse vorausgesetzt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kra; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 27.09.2018

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