Simon und das Osterwunder
- Autor*in
- Joslin, Mary
- ISBN
- 978-3-7655-6935-7
- Übersetzer*in
- Fröse-Schreer, Irmtraut
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Luraschi, Anna
- Seitenanzahl
- 27
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- Gießen
- Jahr
- 2012
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Fachliteratur
- Preis
- 9,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der Bauer Simon wird auf dem Weg zum Markt Zeuge des Weges, den Jesus mit seinem Kreuz geschultert durch die Stadt zur Hinrichtung gehen muss. Zufällig wird er zum Helfer ausgewählt, als Jesus sein Kreuz nicht mehr allein tragen kann. Aber die Hinrichtung sieht er sich nicht an. Das Volksschauspiel ist ihm zuwider. Zum Markt zurückgekehrt findet er seinen abgestellten Korb umgestoßen, die zum Verkauf bestimmten Waren niedergetrampelt. Sein Weg in die Stadt war umsonst.
Beurteilungstext
Die Geschichte tangiert das Geschehen der Jesuskreuzigung, wird mit einbezogen und verlässt es dann wieder, sofern so etwas möglich ist. Es normalisiert das historisch einmalige Ereignis auf ein Alltaggeschehen in vergangener Zeit an einem fernen Ort. Und es erhält eine neue Wichtung, denn für den Protagonisten Simon gibt es ganz andere Sorgen, die Begebenheit dringt auf eine völlig andere Weise in sein Bewusstsein, als es Jahre und Jahrhunderte später gedeutet wird. Sowohl im Text als auch in den Bildern ergeben sich unzählige Anhaltspunkte, das Leben zur Zeit Jesu ins Blickfeld zu rücken und genauer kennen zu lernen.
Der Text verliert manchmal die Bodenhaftung, die Wortwahl ist nicht immer kindgemäß und sehr gehoben für die Zielgruppe, es gibt logische Brüche im Text.
Leben erhält das Bilderbuch durch seine Illustrationen. Sehr schöne, stark stilisierte, aber extrem kräftige und farbenfrohe Zeichnungen mit phantasievollen Mustern, die in das Bild des Lebens, in den Lauf des Alltags, in die Bewegung der Natur und die Landschaft förmlich einfließen. Die Gebäude und die Umgebung sind in einer vielfach variierten Erdfarbigkeit gestaltet, die Menschen sind alle von einer gleich intensiven und bunten Farbigkeit. Nur die Soldaten stechen unangenehm pink heraus, eine deutliche philosophische Aussage.
Was der Text nicht vermag, erzählen die Bilder um so klarer: Simon (und mit ihm Jesus) ist eigentlich allein. Niemand widerspricht den Soldaten, der Gehorsam gegen die Obrigkeit sitzt zu tief. Es bietet aber auch niemand Hilfe an. Im Gegenteil, er erhält nicht nur keine aktive Unterstützung beim Verwahren seiner Waren, sondern am Ende ist sein ganzer Besitz durch Achtlosigkeit zerstört. Nur in der kurzen Begegnung mit Jesus erfährt er Herzlichkeit.
Die Stimmung jeder Situation wird hervorragend im jeweiligen farblichen Grundton einer Doppelseite widergespiegelt. Die Motive und Details in Pastellkreide setzen Akzente und bringen alles zusätzlich zum Leuchten. Und obwohl besonders die Figuren nicht im romantischen Sinne schön sind, ergreifen die Farbigkeit und die vorsichtig gemusterte Flächigkeit die Sinne. Die Bildkomposition und die Bildbewegung schließen sich dem an, der Text ist in das Gesamtbild unaufdringlich eingebaut. Dennoch finden sich auch in den Bildern Ungereimtheiten.
Sowohl literarisch als auch künstlerisch ist das Bilderbuch ein streitbares Werk, aber ich habe noch nie einen so schönen Olivenbaum gesehen.