Die Erzählung von Ostern

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Die Ostergeschichte mit allen wichtigen Stationen von Jesus bibelnah erzählt von Mary Joslin. Die ansprechenden, bewegten und detailgetreuen Illustrationen der Künstlerin Alida Massari nehmen Kinder und Erwachsene mit in die Welt des Orients vor 2000 Jahren.

Beurteilungstext

Noch ein Kinderbuch über Ostern, könnte man bei dem Titel meinen. Doch beim vorliegenden Buch handelt es sich um eine Bereicherung des biblischen Kinderbuch-Marktes. Die Autorin besitzt den Mut, die biblische Ostergeschichte vollständig zu erzählen. Im Zusammenspiel mit den im orientalischen Blau gehaltenen Bildern wird sie für kleine und große Betrachter zur horizonterweiternden Lektüre.
Die liebevoll gestalteten Illustrationen bilden eine Einheit zur Erzählung. So strahlt Jesus gleich auf der ersten Seite von Kindern umgeben, Güte und Gelassenheit aus. Im Text wird dazu das Programm seines Handelns auf Erden deutlich: „Wichtig ist nur eins: dass ihr als Freunde Gottes lebt…. und einer soll den anderen lieben.“
Darstellungen vom Einzug in Jerusalem und von Jesu Aufenthalt im Tempel bringen die Atmosphäre eines Marktplatzes zum Ausdruck. Schafe rennen, Palmenzweige und Teppiche fliegen genauso wie die langen Haare der Menschen und die überdimensionalen Tauben von einer Seite auf die andere. Was sind denn das für altehrwürdige Herren hinter den Säulen? Etwa Schriftgelehrte, die sich über Jesu Kritik an den damaligen Tempelpraktiken flüsternd ärgern? „Das soll ein Ort zum Beten sein?“ schreit Jesus.
Starke Emotionen werden in den Motiven des fußwaschenden Jesus, des davonschleichenden Judas und der trauernden Maria mit Johannes unter der Kreuzigungsgruppe vermittelt.
„Es wäre die Aufgabe eines Dieners gewesen, den Gästen die staubigen Füße zu waschen.“ heißt es dazu im Text schlicht.
„Während er noch redete, schlich Judas heimlich hinaus.“ Seine charakteristische Körperhaltung mit hochgezogenen Schultern und dem unsicheren Blick zu Jesus, ruft beim Betrachter schon fast Mitleid mit dem Verräter hervor.
Die Kreuzigungsszene ist vorwiegend von der Trauer der Mutter Jesu und seines Freundes geprägt. Sie ist für Kinder dennoch gut verkraftbar, denn die leidenden und blutenden Körper sind nicht zu sehen. Die Trauernden stehen auf der Rückseite der Kreuze am Fuße des Hügels Golgatha.
Das ist nicht das Ende. Frauen begegnen Engeln am Ostermorgen und drei von Jesu Freunden bestaunen seine Himmelfahrt.
Bemerkenswert ist die theologische Dimension dieses Buches: es schlägt einen Bogen von Ostern als Tür zum Königreich Gottes. Für 10 bis 12- jährige Kinder könnte dieser Gedankengang vertiefend aufgegriffen werden. Teilweise werden komplexe Begriffe der jüdischen Lebenswelt benutzt, wie beispielsweise Passahfest, Messias, Gotteslästerung etc., die für Kinder erst im Grundschulalter nachvollziehbar sind und vermutlich einer Erklärung bedürfen.
(Für die angegebene Zielgruppe der Vierjährigen sind die Texte zu komplex, aber anhand der Illustrationen kann ihnen die Geschichte in altersgerechten Worten spontan erzählt werden.)

Dieses Buch ist gut geeignet zum Vorlesen und zur Bildbetrachtung in Kindergruppen. Es eröffnet das Gespräch über viele Facetten, die die Ostergeschichte für Christen beinhaltet.