Schließ die Augen und sag mir, was du siehst

Autor*in
Dijkzeul, Lieneke
ISBN
978-3-401-02731-9
Übersetzer*in
Kiefer, Verena
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
108
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2008
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Raaf lebt auf Texel und ist zwölf. Er soll von der Insel in ein Internat,weil seine Eltern wollen, dass er, dessen Sehfähigkeit rapide und unaufhaltsam abnimmt, auf eine Blindenschule muss. Das Leben auf der Insel ist für ihn aber das Leben in der unveränderten Umgebung, in der Blindheit keine Bedrohung ist. Er trifft auf eine Gruppe Jugendlicher aus einer Blindenschule und in langen Gesprächen mit ihnen lernt er, sich aktiv mit seinem Schicksal auseinander zu setzen.

Beurteilungstext

Raaf ist verständlicher Weise etwas von der Rolle, er schwänzt die Schule, geht mit einem Inseloriginal lieber Angeln, streift am Strand herum oder strolcht über die Insel. Von den Erwachsenen wird das toleriert, sie wissen, dass er bald nichts mehr sehen kann, können ihm anders nicht helfen und Raaf fühlt sich von ihnen alleine gelassen, auch wenn er nicht so recht weiß, was er eigentlich erwartet - nur von der Insel will er nicht weg. Die Gruppe der blinden Jugendlichen kommt da im rechten Augenblick. Er führt sie zum Leuchtturm, zum Watt und unterhält sich mit ihnen. Sie, die alle blind sind, die Mehrheit von ihnen von Geburt an, setzen sich ganz selbstverständlich mit ihm auseinander und er erfährt, dass er privilegiert ist: er kann noch sehen und hat die Bilder für sein Leben gespeichert, er kennt Farben, kennt Formen, er muss nur wenig dazu lernen. Und er erfährt, dass die Jungs ganz anders träumen: nicht in Bildern, sondern in Geräuschen, Gefühlen, Gerüchen. Und er erfährt, dass das alles ganz normale Jungs sind, humorvoll, unternehmungslustig, neugierig, sich gegenseitig auf den Arm nehmend und ganz selbstverständlich das Wagnis unternehmen, mit ihm durch einen Priel zu waten. Nur fassen sie sich an den Händen, um sich nicht zu verlieren.
Die Eltern fahren am Ende des Büchleins mit Raaf aufs Festland zum Augenarzt. Raaf sieht keinen Grund mehr, sich zu weigern.
Unprätentiös erzählt die Autorin (und die Übersetzerin) von der Suche des Jungen nach dem Inhalt seines künftigen Lebens ohne Augenlicht. Fast nebenher erlebt der Leser das große Drama, das deswegen einlädt zu einer aktiven Auseinandersetzung mit Makuladegeneration. Was für Folgen das für einen 12-Jährigen hat, kann man sich ausmalen, hier wird es nicht dramatisiert: Raaf setzt sich ganz nüchtern damit auseinander. Der Kunstgriff (der sich auch als Rezept anwenden ließe) der Konfrontation mit einer Gruppe Gleichaltriger, für die ihre Blindheit ganz selbstverständlich ist, erspart dem Leser das Lamentieren ob des Schicksals, es zeigt, dass das Leben auch unter völlig veränderten Voraussetzungen völlig normal, voller Freuden und Abenteuer weiter gehen kann, nur das Spektrum wird sich verschieben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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