Rotkäppchen hat keine Lust

Autor*in
Meschenmoser, Sebastian
ISBN
978-3-522-45827-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Meschenmoser, Sebastian
Seitenanzahl
32
Verlag
Thienemann
Gattung
Buch (gebunden)Märchen/Fabel/Sage
Ort
Stuttgart
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Schlecht gelaunt stiefelt Rotkäppchen durch den Wald zur Großmutter. Der langweilige Besuch verdirbt ihr den ganzen Sonntag. Bald trifft sie den Wolf, er ist auf der Suche nach einer Mahlzeit. Zuerst einmal sorgt er allerdings dafür, dass vernünftige Geschenke für die alte Dame in den Korb kommen. Während Großmutter und Wolf aneinander Gefallen finden und es sich mit Kuchen und Wein gut gehen lassen, wird Rotkäppchen immer griesgrämiger. Am Ende findet aber auch sie ihr Glück.

Beurteilungstext

Der junge Künstler Sebastian Meschenmoser hat das ursprüngliche Rotkäppchen-Märchen stark verändert. Zwar gibt es auch in seiner Geschichte ein Mädchen mit roter Mütze, einen Wolf und eine Großmutter, sie haben aber völlig andere Charakterzüge als im Grimmschen Märchen.

Rotkäppchen ist bei Meschenmoser nicht die niedliche Kleine, die sich auf den Besuch der Großmutter freut und ihr eine Freude machen will. Hier schimpft sie missmutig vor sich hin, wird mit zornigem Gesicht und eher derbem Körperbau gezeichnet und hat mehr Ähnlichkeiten mit Rumpelstilzchen als mit Prinzessin Lillifee. Lust auf den Besuch bei der Großmutter hat sie nicht: „Der Sonntag ist jedenfalls hin!“

Der Wolf fühlt sich einsam und ist vor Hunger „ganz bitter“. Dagegen hilft es meist ein süßes Kind zu essen. „Wald, Höhle, Kochtopf, Zack!“, so einfach stellt er sich die Lösung seines Problems vor, als er das kleine Mädchen trifft. Doch als er erfährt, dass in dem Korb für die Großmutter nur ein Ziegelstein, eine alte Socke und ein Kaugummi liegen, ruft er entsetzt: „Das sind doch keine Geschenke für eine alte Dame!“ Schnell schafft er Abhilfe und erobert mit seinem freundlichen Wesen und mit Blumen, Kuchen und Wein das Herz der Großmutter.

Meschenmosers Großmutter ist weder kränklich noch hilfsbedürftig. Die alte Dame macht einen fröhlichen Eindruck, lebt mit Hühnern und Ziegen in einem gemütlichen Häuschen und liebt es Geschichten von früher zu erzählen. Endlich hört ihr mal jemand zu! Die Gesellschaft des Wolfes und der Wein tun ihr gut, sie wird immer fröhlicher und am Ende des Tages fragt sie ihn, ob er nicht bei ihr einziehen wolle. Jetzt können sie zusammen jeden Tag Wein trinken, Kuchen backen, Fotos machen und Socken stricken. Und auch der Wolf findet Freude an diesem neuen Leben, endlich muss er nicht mehr hungrig und einsam in seiner kalten Höhle leben!

Nun muss sich Rotkäppchen natürlich nicht mehr um die Großmutter kümmern. Das Mädchen findet ihre Erfüllung darin, in der nun verlassenen Wolfshöhle zu leben und eine gefürchtete Räuberin zu werden.
Obwohl die Geschichte ziemlich verrückt und abgedreht ist, finde ich doch Gefallen an ihr. Für mich besteht der Reiz darin, dass eine Geschichte so ganz anders verläuft, wenn die handelnden Personen andere Wesenszüge als erwartet haben. Meiner Meinung nach ist das Bilderbuch jedoch noch nicht für kleine Kinder ab 4 Jahren geeignet. Der Leser sollte die Grimmsche Originalfassung gut kennen, vielleicht auch andere Varianten des Rotkäppchen-Märchens wie „Das Mädchen in Rot“ von Innocenti/Frisch oder „Bus fahren“ von Marianne Dubuc. In einer Märchensammlung – etwa ab Klasse 3 – kann das Buch aber durchaus für Überraschung und frischen Wind sorgen und sich damit für Gesprächsanlässe und Ideen zu eigenen Geschichten anbieten.

Sebastian Meschenmoser hat bereits mehrere Bilderbücher geschrieben und illustriert und wurde 2015 für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die großformatigen Ölgemälde des Künstlers wurden in zahlreichen Galerien und Museen ausgestellt. Eine ungewöhnliche Variante der Rotkäppchen-Geschichte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von htd; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 24.12.2016

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