Vom Wolf, der auszog, das Fürchten zu lehren
- Autor*in
- Meschenmoser, Sebastian
- ISBN
- 978-3-522-45897-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Meschenmoser, Sebastian
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2018
- Preis
- 12,99 €
- Bewertung
Teaser
Was ist los im Märchenreich? Der Wolf macht andere Dinge, als sie im Märchen stehen.
Beurteilungstext
Das Bilderbuch „Vom Wolf, der auszog, das Fürchten zu lehren“ von Sebastian Meschenmoser ist das letzte (und schwächste) Buch der (sonst überaus) originellen Märchenparodie-Trilogie. In „Rotkäppchen hat keine Lust“ und „Die verflixten sieben Geißlein“ haben die Wölfe in ihren Diensten versagt und sich ganz und gar nicht wölfisch verhalten. Statt die Großmutter und Rotkäppchen zu fressen, verspeisen sie gemeinsam den Kuchen von Rotkäppchen und schauen sich dabei Fotoalben an. Rotkäppchen vertreibt die Wolfsfamilie aus ihrer Höhle und wird selbst zu einer gefürchteten Räuberin. Im Haus der Geißlein kann der zweite Wolf die Unordnung im Haus nicht ertragen und im Durcheinander die Geißlein nicht finden. Er putzt die Bude, statt die Geißlein zu fressen. Über ein derartiges unwölfisches Verhalten ärgerte sich der Wolfsvater. Deshalb schickt er seinen jüngsten Sohn aus, der Welt wieder das Fürchten vor dem Wolf zu lehren. Allerdings misslingt der Plan. Die Naturforscherin, die Zwerge, die Feen im Wald freuen sich, endlich mal wieder einen Wolf im Wald zu sehen, der bis dahin nahezu ausgestorben zu sein schien. Wovor sich die Waldbewohner tatsächlich fürchten, ist die rote Räuberin, das frühere Rotkäppchen (der gierige Mensch). Dem Wolf gelingt es, die rote Räuberin aus dem Wald zu verjagen und wird deshalb zum König des Waldes ernannt, auch ohne Angst und Schrecken unter den Waldbewohnern verbreitet zu haben.
Wort und wasserfarbige, großformatige Illustrationen korrespondieren weitestgehend miteinander. Die Bilder weisen nur ein wenig über die im Wort erzählte Handlung hinaus. Mit frechen Federstrichen erhält der auf zwei Beinen aufrecht gehende Wolf ein verschmitztes menschliches Aussehen mit Charakter und Gesichtsausdruck, das die Emotionen des Wolfs verraten. In der dargestellten Landschaft, im Wald, gibt es zahlreiche Details wie Mäuse, Schmetterlinge, Käfer und Blumen zu entdecken. In sanften Farben und in wohlgeformter Gestalt entwirft Meschenmoser ein romantisches Bild einer allbelebten Natur voller sanfter, schmetterlingsgleicher Fabelwesen (Feen, Elfen, Einhörner, Pan, Zwerge usw.), die den Wald bevölkern. In der Nähe des gierigen, bösen Mädchens verdüstert sich die Landschaft. Im dunklen Morast liegen Skelette von großen Urviechern, die an Dinosaurier erinnern, über die Flugsaurier ähnelnden Raubvögel kreisen und an das Aussterben von Tieren erinnern. Insgesamt zeichnet Meschenmoser phantasieanregende Stimmungsbilder, die das Schöne und Hässliche, das Gute und Böse in dieser Märchenwelt kontrastiv gegenüberstellen, obwohl diese Märchenordnung auf der Textebene durcheinander geraten ist, indem das eigentlich sanfte Rotkäppchen zur Räuberin mutiert und der eigentlich böse Wolf zum gutmütigen Waldkönig ernannt wird.
Die Schwäche des Buchs liegt in der banal erscheinenden Handlung, insbesondere im Finale, in der Vertreibung des „Bösen“ aus dem „Paradies“. Die rote Räuberin erschrickt vor dem Wolf und läuft sogleich davon, weil er durch Morast gewatet und voller Spinnweben ist. Es ist ein allzu rasches Ende, das auch den Leser überrascht und so unmotiviert wirkt, wie auch schon zuvor die Begegnungen mit dem Zwerg und den Waldfeen. Insofern bleibt dieses Werk hinter den beiden anderen zuvor erschienenen Märchenparodien zurück.