Rotes Land Gelber Fluss

Autor*in
Zhang, Ange
ISBN
978-3-446-20908-4
Übersetzer*in
Stohner, Friedbert
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Zhang, Ange
Seitenanzahl
56
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Dreizehnjähiger erlebt die Jahre der chinesischen Kulturrevolution.

Beurteilungstext

China zur Zeit der Kulturrevolution - das ist das Thema dieses ungewöhnlichen Bilderbuchs des Malers Ange Zhang. Ein so komplexes politisches Thema, das weit über den Tellerrand eines europäischen Durchschnittslesers hinausgeht, kindgerecht abzuhandeln, scheint fast unmöglich, doch Ange Zhang ist es gelungen.
Das liegt vor allem an der Erzählperspektive. Er erzählt aus dem Blickwinkel eines Kindes, das in seiner Kindheit einschneidende Veränderungen erlebt und Normen und Werte verliert, als der Vater, einst geschätzter Dichter und Mitglied der Kommunistischen Partei, auf einmal Zielscheibe öffentlicher Demütigungen im Lande wird. Das Bild Chinas, das er dabei entwirft, ist facettenreich und suggestiv: das ärmliche Leben der Bevölkerung auf dem Land, die Welt der Rotgardisten, irgendwo dazwischen der orientierungslose Junge.
Kinder ab 10 - die also eigentlich dem Bilderbuchalter entwachsen sind - können sich mit dem Autor identifizieren, seine Gefühle wie Stolz, Schmach und Angst nachvollziehen, ebenso den Wunsch, nicht aufzufallen, sonder "einer von denen" zu sein, die das Sagen haben. Was an Fakten und Hintergrundwissen unklar bleibt, ist für den interessierten Leser nachlesbar im Anhang zur chinesischen Kulturrevolution, die keine war.
Die Perspektive des Kindes, die der Autor einnimmt - er war 13, als die Revolution begann -, erleichtert dem deutschen Leser den Zugang zu der fremden Welt, denn der damals kindliche Erzähler steht in etwa auf der gleichen Ebene des Nichtverstehens wie sein heutiger Leser. Für Ange Zhang begann eine aufregende Zeit, die ihn jeder Orientierung in Schule und Familie beraubte. Wertschätzung und Verehrung des Vaters gewohnt, findet sich die Familie mit einem Mal öffentlich gedemütigt, der Vater im Gefängnis, dem Terror der Rotgardisten ausgesetzt - und doch wünscht sich das Kind nichts sehnsüchtiger, als selbst die Uniform der Rotgardisten zu tragen.
10 Jahre liegen vor ihm, bis die Kulturrevolution ihrem Ende entgegen gehen wird, 10 Jahre harter eintöniger Arbeit auf dem land, die die Kindheit jäh beenden und das Kind binnen kurzem zum Mann reifen lassen. Heimlich liest Ange verbotene Schriften, begegnet in ihnen westlichen Gedanken und Philosophien, entdeckt die Idee von Freiheit des Menschen. Und in ihm reift der Traum Künstler zu werden, und dieser Traum gibt ihm Kraft auszuharren. Maos Tod ist das Ende der Kulturrevolution, und Ange Zhang beginnt mit dem Studium der Malerei, ist heute Illustrator und freischaffender Künstler in Kanada.
Eindrucksvoll hat der Autor folglich seine eigene Geschichte illustriert, mit aussagekräftigen Bildern, Parolen und einem politischen manifest gleich, plakativ, in braunroten Farben, mit vielen chinesischen Schriftzeichen darin, deren Sinn sich dem Europäer (und sicher auch vielen Chinesen) nicht erschließen, aber eine bestimmte Stimmung hervorrufen. Selbst wer den zugehörigen Text nicht lesen würde, könnte das Unverständnis, die Beklemmung des Kindes aus diesen Bildern spüren, die zunehmende Verzweiflung des Jugendlichen.
Eingeschobene Schwarzweiß-Fotos, authentisches Bildmaterial aus der Familie des Künstlers, erinnern daran, dass hier keine fiktive Geschichte erzählt wird, sondern der Leser einen brutalen Realität gegenübersteht.
ein einfühlsames und zugleich anklagendes Buch über eine fremde Kultur, über Gewalt und Politik. Man kann nur hoffen, dass die gewählte Form des Bilderbuchs der Verbreitung dieses wichtigen Buches nicht hinderlich ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn .
Veröffentlicht am 01.01.2010

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