Rotes Land Gelber Fluss

Autor*in
Zhang, Ange
ISBN
978-3-446-20908-4
Übersetzer*in
Stohner, Friedbert
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Zhang, Ange
Seitenanzahl
56
Verlag
Hanser
Gattung
Biografie
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die “Kulturrevolution” der sechziger und siebziger Jahre in China als Bilderbuch-Biografie; erzählt und illustriert vom betroffenen Autor.

Beurteilungstext

40 Jahre nach dem traumatischen Geschehen kann man darüber reden.
Was den Menschen in China während der "Kulturrevolution" geschah, ist in seinem Ausmaß an Umwälzungen, seiner Auslöschung von Traditionen, seiner Radikalität ungeheuerlich. Fremd und weit weg ist uns Europäern das Geschehen geblieben; aber immer näher kommen uns die Menschen in der globalisierten Welt. Immer wichtiger wird es zu verstehen, wie chinesische Geschichte die Menschen in China geprägt hat.
Es wird deutlich, dass die Kulturrevolution der sechziger und siebziger Jahre ein Zivilisationsbruch war, eine politisch gelenkte und außer Kontrolle geratene Jugendbewegung, die Menschen traumatisiert und stumm gemacht hat -(wir kennen es aus der deutschen Geschichte). Die heutigen Entscheidungsträger in China sind Mitglieder dieser Generation, die unter chaotischen Bedingen aufwuchs.
Mit "Rotes Land Gelber Fluss - Eine Geschichte aus der chinesischen Kulturrevolution" liegt eine Bilderbuch-Biografie vor, die schon für Kinder ab 10 geschrieben ist, aber allen LeserInnen Erkenntnisse bringen, die den meisten bisher fremd waren.
Der Autor Ange Zang, zugleich Illustrator, erzählt seine eigene Geschichte in schlichten Worten, wenigen Fotografien und großflächigen Bildern, die an die allgegenwärtigen Plakate jener Zeit erinnern.
Er war 13, als die Kulturrevolution ausgerufen wurde. Lehrer, Eltern und alle bisherigen Autoritäten wurden in Frage gestellt, Schulen und Universitäten geschlossen und den jungen Roten Brigaden die Macht übertragen..
Ange erzählt, wie er erlebt, dass sein bisher unanstastbarer Vater, ein berühmter Dichter und hoher Funktionär in der Partei, plötzlich zu den "Schlechten" gehört. Er selber "vergaß" seine Familie, wollte zu den Rotgardisten gehören. Er malte Plakate, beschriftete Wandzeitungen und stürzte sich in die Kämpfe rivalisierender revolutionärer Gruppen. Seine Familie wurde auseinander gerissen, er selber aufs Land geschickt - 1000 Kilometer weg von der Stadt, in der er aufgewachsen war. Dort arbeitete er mit den Bauern zusammen, ohne Aussicht, je wieder eine Schule oder gar eine Universität zu besuchen.
Aus der Hoffnungslosigkeit erlöste ihn ein zufällig geretteter Holzkasten, in dem Ölfarben verborgen waren. Er erinnerte sich an seine Begabung , begann zu malen und hatte von da an wieder ein Ziel: einen eigenen Weg zu gehen, als Individuum in seiner Einzigartigkeit zu leben.
Hier endet das Bilderbuch. Die plakativen Illustrationen geben eindrücklich Atmosphäre wieder, z.B. die der Idylle des elterlichen Hauses, die erdrückende Macht der Polit-Plakate, die Uniformen und hasserfüllten Gesichter der Menschen, ihr Schreien und Wüten. Aber die Botschaft des Buches ist wohl im Coverbild enthalten: Ange sitzt auf dem Dach seines Hauses und malt, was er sieht: bis zum Horizont der Stadt reichende Dächer von Häusern, über die Vögel im freien Flug hinweggleiten. Er hat den Blick emporgehoben und verschafft sich Überblick.

Im Epilog ist der weitere Weg des Ange ebenso schlicht und scheinbar emotionslos wie der gesamte Text geschildert. Es dauerte noch viele Jahre, bis er an der Theaterhochschule in Beijing Bühnenbild und Kunst studieren konnte. 1989 zur Zeit der blutig niedergeschlagenen Demonstrationen am Tienanmen Platz bittet er in Kanada um politisches Asyl.
Beeindruckend, wie sich der Autor jeglicher Werturteile enthält, nicht anklagt, nur erzählt.
"Das Geheimnis der Versöhnung ist die Erinnerung."
Es ist nichts hinzuzufügen.

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Diese Rezension wurde verfasst von .
Veröffentlicht am 01.01.2010

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