Rotes Land Gelber Fluss

Autor*in
Zhang, Ange
ISBN
978-3-446-20908-4
Übersetzer*in
Stohner, Friedbert
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Zhang, Ange
Seitenanzahl
56
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Autor erzählt seine Geschichte als Kind in der Kulturrevolution Chinas 1966. Sein berühmter Vater wird eingesperrt, Zhang ist Jungrevolutionär, aber versteht das Schicksal des Vaters nicht. Er wird mit 15 aufs Land geschickt, wo er 3 Jahre verbringt, dann 7 Jahre in einer Bleistiftfabrik. Erst nach Maos Tod 1976 wird der Vater rehabilitiert und Ange kehrt nach Beijing zurück und kann eine Ausbildung als Bühnenbildner machen.

Beurteilungstext

Heute lebt der Autor als erfolgreicher Maler und Autor in Kanada.
Seine Geschichte erschien dort 2004. Es ist eine recht einmalige Darstellung in einer Mischung aus Texten, Fotos und gemalten Bildern. Schon auf dem Vorbild finden wir ein kleines Foto des Kindes mit dem berühmten Schriftsteller-Vater und über dem Titel auf der zweifarbig gelb-roten Seite ein kleines Foto mit der Mutter.
Der Hanser-Verlag hat verdienstvoller Weise dieses anspruchsvolle Buch in einer sehr ansprechenden Form herausgegeben, die die spezielle Kombination von Malerei und persönlichen Dokumenten gut zur Wirkung bringt.
In einer Sprache, die dem Verständnis von Kindern entgegenkommt, erzählt der Autor von seiner glücklichen Kindheit, die schlagartig mit der Kulturrevolution endete. Illustriert wird dieser Anfang mit dem Foto einer lächelnden Familie und dem gemalten Blick in den Innenhof eines chinesischen Hauses. In kurzen Sätzen beschreibt er die Veränderungen, das gewalttätige Vorgehen der Rotgardisten, die Beseitigung aller Autoritäten in Schule, Familie und Gesellschaft. Der Vater ist Kommunist, ein Parteigänger Maos, dennoch wird er wie viele Kulturschaffende als Konterrevolutionär angeklagt, gedemütigt. Als Zuschauer erlebt der Dreizehnjährigen diesen Prozess mit, erlebt an sich selbst, wie er von den fanatisierten Massen mitgerissen wird. In aller Nüchternheit beschreibt der Autor, wie der Junge trotz dieser Erlebnisse sich sehnlichst wünscht, zu den Rotgardisten zu gehören, ja, dass er darüber seine Familie vergisst. Erst der brutale Überfall einer konkurrierenden Rotgardistengruppe bringt ihn zur Einsicht. Er beginnt die Bücher seines Vaters zu lesen und nachzudenken. Aber dann wird er 1968 mit Millionen von Schülern und Studenten aufs Land verschickt, um von den Bauern zu lernen, um den Unterschied zwischen Gebildeten und Ungebildeten aufzuheben. Damit endet seine Kindheit endgültig, die Familie ist für Jahre getrennt und übers Land verstreut. Erst durch das Geschenk von Ölfarben findet Ange einen Weg in eine spätere Zukunft als Künstler.
In einem fünfseitigen Nachwort, bei dem unklar bleibt, ob es ebenfalls vom Autor oder dem Verlag stammt, wird die Geschichte noch einmal - quasi objektiviert - erzählt, so wie sie vielleicht in Geschichtsbüchern erscheint. Auch dieser Text ist illustriert, mit Zeitungen der Roten Garden, Mao-Bild und Fotos von kleinen Rotgardisten. Extrakästen bringen eine Kurzbiografie Maos und einen sehr lesenwerten Text über das Kleine rote Buch, die sogenannte Mao-Bibel, die auch im Westen stark verbreitet war und besonders während der Studtentenrevolution der 68er Jahre in studentischen Kreisen Anleitung zum revolutionären Handeln wurde - mindestens in maoistischen Grüppchen.
Es ist keine leichte Lektüre für Kinder, aber in seiner Vielseitigkeit und in der Expressivität der Bilder ein sehr lebendiges Zeugnis dieser umwälzenden Epoche in Chinas Geschichte. Ein zentrales Bild ist als Titelbild verwendet worden. Der Junge ist auf das Dach des väterlichen Hauses geklettert und sieht von dort die Tauben eines Nachbarn über vielen anderen Dächern aufsteigen. Dieses Bild gibt es heute kaum noch in Beijing, das einer rasanten Modernisierung unterliegt. Wie stark die Epoche der Kulturrevolution trotz des Endes auch das heutige China noch prägt, ist dem Buch nur ansatzweise zu entnehmen. Aber er ist ein einmaliges und beeindruckendes Zeugnis dieser umwälzenden Zeit.

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Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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