Rosalinde hat Gedanken im Kopf

Autor*in
Nöstlinger, Christine
ISBN
978-3-7891-0463-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Harvey, Franziska
Seitenanzahl
96
Verlag
Oetinger
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Christine Nöstlinger lässt den Leser teilhaben an Rosalindes Gedanken. So erfährt man, dass Rosalinde sich zum Geburtstag einen Bagger wünscht, und warum sie sicher ist, ihn von Opa geschenkt zu bekommen. Man nimmt teil daran, wie sie Omas Trick entlarvt, zu einem neuen Bügeleisen zu kommen, wie sie in der Schule mit ihrem Gedanken umgeht einfach aufzustehen und zu gehen, was sie unternimmt, um nicht alles zu vergessen, dass man nicht immer alle jeder Zeit gleich liebhaben kann.

Beurteilungstext

Christine Nöstlinger stellt Rosalinde zunächst in einem Gedicht vor, das sie als normales Mädchen beschreibt, das Eltern, Großeltern und die Katze gut kennen. Mit der Aussage, dass jedoch niemand die Gedanken kennt, die in Rosalindes Kopf sind, leitet die Autorin zur eigentlichen Erzählung über und weckt die Neugier des Lesers, Einblicke in diese Gedanken zu bekommen.
Zunächst erfährt man jedoch, dass der Opa erkennt, welche Gedanken in Rosalindes Kopf sind, weil er sie immer genau beobachtet hat. Dies ändert sich, als Rosalinde sich selber im Spiegel beim Denken beobachtet und genau merkt, wie sich ihr Gesicht z.B. bei lustigen, traurigen, langweiligen Gedanken verändert. Ab da setzt sie ihre Mimik gezielt ein, um Opa über die tatsächlichen Gedanken in ihrem Kopf zu täuschen. Weil Christine Nöstlinger einen auktorialen Erzähler benutzt, kann der Leser einerseits Rosalinde als Außenstehender beobachten und andererseits mit dem Erzähler quasi in ihren Kopf hineinschauen und ihre Gedanken beobachten, was die Identifikation mit der Protagonistin intensiviert.
Besonders Mädchen werden sicher viele Gemeinsamkeiten zwischen sich und Rosalinde entdecken. Sie könnten sich wie sie durch die immer gleiche Frage des Onkels, wen sie denn am liebsten aus der Familie habe, genervt fühlen. Die Schilderung der Gedanken, die sich Rosalinde über diese Frage macht, dürfte jedoch neben dem erzählerischen Unterhaltungswert auch intendieren, dass erwachsene Rezipienten miterleben, welche Bilder dadurch bei Kindern ausgelöst werden können. Denn Rosalinde überlegt lange, ob sie wirklich alle gleich liebhat, und kommt zu dem Schluss, dass ihre Gefühle abhängig davon sind, wie sich ihr Gegenüber verhält: Wenn beispielsweise Oma Rückenschmerzen hat, schimpft sie ihre Enkelin für jede Kleinigkeit aus, so dass Rosalinde sie überhaupt nicht liebhat. Aber wenn Oma schmerzfrei ist, wischt sie ohne ein Wort die Spuren auf dem Fußboden weg, die Rosalinde mit ihren schmutzigen Schuhen hinterlassen hat. Rosalinde wird sich bewusst, dass auch sie gute und schlechte Tage hat, als sie eines Morgens aufsteht, über den Kleiderständer stolpert, der umfällt und Chaos verursacht. Ihre Mutter schimpft sie aus, und ab da läuft für Rosalinde an diesem Morgen alles schief, so dass sie sich immer schlechter fühlt und schließlich in den Gedanken hineinsteigert sich umzubringen, damit die Erwachsenen durch ihren Verlust erkennen, was sie eigentlich für ein wunderbares Mädchen ist.
Wie sehr Kinder sich gedanklich in eine Situation einfühlen können, veranschaulicht die Autorin auch an dem Beispiel, als Rosalinde über ihren Namen nachdenkt und sich als "rosa Linde" identifiziert. Und da Vögel Nester in einem Baum bauen, trägt sie als "rosa Linde" ein solches in ihren Haaren, so dass sie sich nur noch sehr vorsichtig bewegt und den Kopf beim Schreiben nicht nach vorne beugt. Während ihre Mutter den Kopf schüttelt, geht ihr Vater auf Rosalindes Gedankenspiel ein, was von der Autorin sicher als positives Beispiel dafür intendiert ist, wie wünschenswerte Reaktionen von Erwachsenen auf "Spinnereien" von Kindern aussehen könnten.
Die Erzählung "Rosalinde hat Gedanken im Kopf" ist ein Neudruck der Erstauflage von 1981 zum 80. Geburtstag der Autorin. Ein Zitat aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Astrid-Lindgren-Gedächtnispreises verdeutlicht, warum dieses Buch auch 2016 Jung und Alt begeistern wird und hochaktuell ist: "Christine Nöstlinger ist eine wahre Nichterzieherin im Sinne Astrid Lindgrens. Ihre vielseitige und äußerst engagierte Tätigkeit als Schriftstellerin ist geprägt von respektlosem Humor, scharfsinnigem Ernst und stiller Wärme, und sie steht vorbehaltlos auf der Seite der Kinder und Außenseiter." (Seite 96)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Anmq.
Veröffentlicht am 01.01.2017

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