Der Überzählige
- Autor*in
- Nöstlinger, Christine
- ISBN
- 978-3-7074-5232-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Schmid, Sophie
- Seitenanzahl
- 34
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Wien
- Jahr
- 2019
- Lesealter
- 8-9 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 19,95 €
- Bewertung
Teaser
Christine Nöstlinger schildert persönliche Kindheitserinnerungen aus dem Sommer 1945, die sie offensichtlich stark geprägt haben.
Beurteilungstext
Das Bilderbuch über die unmittelbare Nachkriegszeit 1945 ist farblich braun dominiert, damit wird eine Atmosphäre geschaffen, die unmittelbar an den braunen Terror in der Kindheit der Autorin erinnert.
Das Titelbild zeigt einen einsamen Jungen vor einem leeren Zug mit dem Schild KLV(Kinderlandverschickung),mit Lackspottechnik wird der Fokus auf den ärmlich gekleideten Jungen mit dem Adressschild auf der Brust gerichtet.
Im Laufe der Erzählung, die als altmodischer Schreibmaschinentext in die Bilder eingedruckt ist, entsteht eigentlich der Eindruck, dass Christine Nöstlinger ihre eigene Kinderlandverschickung nacherzählt. Als achtjähriges Mädchen muss sie zum ersten Mal ihre Mutter verlassen, um sich bei einer fremden Bauernfamilie satt zu essen.
Unsicher, allein und ängstlich trifft sie auf ältere Kinder, die sich schon aus der Stadt kennen und verliert ihre Umhäng-Adresskarte. Die restliche Bahnfahrt wird zur Tortur für das Mädchen, es merkt, dass ein Kind zu viel im Abteil ist. Gegen Ende der Fahrt kommt sie zu einer lieblosen Bauernfamilie und beobachtet ängstlich, was aus dem überzähligen Jungen wird, der (an ihrer Stelle) zum ausgestoßenen ungewollten Ferienkind wird und von allen Kindern gemobbt wird. Sie ist froh, dass der Kelch an ihr vorüber geht, aber ihr schlechtes Gewissen verfolgt sie bis ins hohe Alter.
Dieses einfühlsame Bilderbuch wurde erst kurz vor dem Tod von Christine Nöstlinger veröffentlicht und sie betont, dass diese Erlebnisse ihr Schreiben geprägt haben.
Sophie Schmid hat mit ihrer Illustration sowohl das Lebensgefühl der verschickten Kinder wie auch der gesamten Nachkriegszeit ausgedrückt. Die Zeichnungen sind alten, vergilbten Schwarz-weiß-Fotos nachempfunden. Lebensnahe Menschen(Mütter. Kinder und Bauern) und Verhältnisse zeugen von historischer Genauigkeit und berühren heutige Leser.