Rosa Winkel

Autor*in
Dufranne, Michel
ISBN
978-3-941787-79-7
Übersetzer*in
Jacoby, Edmund
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Vicanovic, Milorad
Seitenanzahl
144
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2012
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Diese Graphic Novel erzählt vom Schicksal der Homosexuellen zur Nazizeit.

Beurteilungstext

Dieser Comic ist ein mutiges Buch. Es thematisiert die Behandlung homosexuellen Menschen während der Hitlerdiktatur und nach dem zweiten Weltkrieg. Schon farblich unterscheiden sich die verschiedenen Kapitel. Die Szenen der farbigen Seiten am Anfang und am Ende spielen in der Gegenwart. Die Ereignisse der Nazizeit sind in braunen Tönen gehalten (S.
13 bis 104; “Die Braunen Jahre”). Düstere Grau-schwarze Kolorationen visualisieren die Grausamkeiten des Konzentrationslagers (“Die Schwarzen Jahre”). Auch die Bilder zu den ersten Nachkriegsjahren bis 1986 bleiben in den Grautönen. Das Buch erinnert damit daran, dass in Deutschland erst 1994 der § 175 abgeschaft wurde. Hauptfigur des Comics ist Andreas, Anfang 20, ein erfolgreicher Werbezeichner in Berlin. Er fühlt sich in der Hauptstadt wohl, bis ihm und seinen Freunden die Nazis Schwierigkeiten machen. Er verliert seinen Job, wird schikaniert und wie ein Krimineller behandelt. Schließlich landet er im KZ, mit dem rosa Winkel an der Sträflingskleidung gekennzeichnet. Der Comic bemüht sich, die schleichende und bedrückende Einflussnahme der Nazis auf die privaten Bereiche des Lebens deutlich zu machen. Die jungen Männer geraten auch in ihrer Freizeit immer mehr ins Abseits und leben in ständiger Angst vor der Gestapo. Brutale Verhörmethoden und der Versuch die Freunde gegenseitig auszuspielen, zerstören die Gemeinschaften. Der Illustrator verfügt über eine faszinierend breites Repertoire an zeichnerischen Möglichkeiten. Er charakterisiert eine Vielzahl von (meist) männlichen Figuren in ihren unterschiedlichen Stimmungen. Perspektive und Detailauschnitte verlebendigen die Darstellung. Einblendungen und Massenszenen imitieren filmische Gestaltungsmöglichkeiten. Grausamen Szenen im KZ werden nicht ausgespart. Die Gespräche der jungen Männer sind vielfältig variiert. Sie müssen sorgfältig gelesen werden, nicht immer sind die Sprechblasen deutlich genug in ihren Zuordnungen. Außerdem ist das Schriftbild äußerst klein gewählt und somit mühsam zu lesen. Mitunter wirkt der Jargon der Gespräche gequält locker. Das gilt auch für die Rahmenhandlung. In den Eingangsszenen bemühen sich ältere Schüler für ein Schulprojekt um ein Interview mit dem gealterten, verbitterten Andreas. Der Eingang hat seine Entsprechung in den letzten Seiten, auf denen Andreas die Schüler unwillig nach Hause schickt. Diese Episoden sind zu lang geraten. - Insgesamt ist dieser Comic aber ein beachtenswertes und wichtiger Beitrag, um an das jahrelange Leid der Homosexuellen zu erinnern. Im Klappentext am Ende des Buches gibt es noch eine chronologische Übersicht über die Schlüsseldaten von 1794 (preußisches Gesetz, das homosexuelle Handlungen mit Zuchthaus belegt) bis 2003 (Errichtung eines Denkmals für von Nazis verfolgte Homosexuelle).

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WF.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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