Reiches Erbe - Commissario Brunettis zwanzigster Fall
- Autor*in
- Leon, Donna
- ISBN
- 978-3-257-06820-7
- Übersetzer*in
- Schmitz, Werner
- Ori. Sprache
- amerikanisches Engli
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 316
- Verlag
- Diogenes
- Gattung
- –
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2012
- Lesealter
- 16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 22,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Eine Rentnerin stirbt an Herzversagen. Für Commisario Brunetti scheint das ein Routinefall zu werden, dann aber kommen ihm Zweifel. Er recherchiert, stößt auf Frauen, die vor gewalttätigen Männern fliehen und auf einen lange zurück liegenden Betrugsfall. Die Täter sind inzwischen uralt.
Beurteilungstext
Dieser Krimi der leisen Töne ist nicht unbedingt für Action-Liebhaber, wohl aber für die, deren Welt nicht einfach aus Gut und Böse besteht. Brunetti hat wenig in der Hand, als er den Zweifeln, die er am einfachen Herzversagen des Opfers hat, nachgeht. Auch der Pathologe, der die Witwe untersuchte, hat nur wenig Verdächtiges gefunden - offen bleibt aber, warum die Herzkranke sich so aufregen musste, dass ihr Herz versagte. Es stellt sich heraus, dass es in Venedig ein privates Netz von Bürgern gibt, die von Gewalt bedrohten Frauen eine Bleibe auf Zeit bieten, bis für sie eine dauerhafte Bleibe gefunden werden kann. Der letzte Gast der Toten war allerdings eine Betrügerin. Zudem hat sie von einem lange zurück liegenden Kriminalfall gehört, der einem uralten Pärchen noch heute ein mehr oder weniger sicheres Auskommen einbringt. Es gibt also mehrere Verdächtige, wenig Anhaltspunkte. Am Schluss steht eine Gewissensentscheidung Brunettis, die der Leser gut nachvollziehen kann - es gibt keine Geschädigten des alten Falles mehr.
Die Nebenschauplätze machen Donna Leons Krimis besonders lesenswert: Hier spielt der umständliche, eloquente Dialog zwischen Brunetti und der Sekretärin Elettra die große Rolle. Die PC-Versierte findet immer wieder Mittel und Wege, die ohne das Internet nicht möglich wären und nicht unbedingt gesetzeskonform sind. Beide wissen das und meiden in ihren Auseinandersetzungen klare Worte, dennoch verstehen sie und die Leser, worum es geht: Gesetzesüerschreitungen im Internet zu finden. Und Elettra wird immer fündig. Ganz nebenbei wirft das ein schlechtes Licht auf die Verwaltung in Italien, auf das Bestreben der Bürger, Steuern zu vermeiden, hier zu betrügen, dort zu hintergehen. Und parallel dazu kommt Sizilien in diesem norditalienischen Krimi schlecht weg: Die Sizilianer denken anders und handeln deswegen auch anders als Brunetti und seine Freunde; hier wird Sizilien durch Kollegen ebenso wie durch eine misstrauische, aber integre Abtissin repräsentiert.
Ein großes Tableau des italienischen Alltags tut sich dem Leser auf - nicht für Kinder, aber 16-Jährige könnten durchaus ihre Freude an diesem Krimi haben. cjh12.06