Randvoll mit Glück

Schlagwörter

• Behinderung
• Familie
• Gefühle

Teaser

Oha, da brechen ja viele Neuigkeiten auf die drei Geschwister ein. Und sie verändern ihr bekanntes Leben komplett. Möchte man das? Wen möchte man denn am eigenen Leben teilhaben lassen? Und wo soll das Leben stattfinden? Ganz schön viele Fragen, auf die man in Ruhe eigene Antworten finden sollte.

Beurteilungstext

Mit ihrer ruhigen und ausdrucksstarken Stimme spricht Katinka Kultscher "Randvoll mit Glück". Doch zu Beginn der Erzählung scheint der Titel unbegreiflich. Die Eltern trennen sich, die Kinder müssen damit klar kommen, dass die Eltern - besonders der Vater - nicht mehr in den gleichen Räumen wohnen und somit auch eine räumliche Distanzierung stattfindet. Doch damit nicht genug: Sie müssen auch noch damit klar kommen, dass beide - Vater und Mutter - neue Partner haben werden, die nun ihre Daseinsberechtigung in der großen Patchworkfamilie suchen. Der alte, geschützte Familienverbund wird aufgeweicht und verändert sich - zunächst gegen den Willen der Kinder.
Es beginnt der Kampf um Toleranz und Akzeptanz. Jede(r) hat dabei die eigenen Vorstellungen, Wünsche und Gefühle mit an Bord und geht mit der bevorstehenden Herausforderung anders um. Und das ist auch durchaus o. k.
Die gesamte Situation hat jedoch auch noch eine andere Herausforderung im Gepäck, denn die Tochter des zukünftigen Stiefvaters kam mit dem Down-Syndrom zur Welt und wird zusammen mit der neuen Patchwork-Familie leben. Das heißt, es wird nicht nur Toleranz gegenüber anderen Menschen gefordert, sondern auch Menschen, die andere Grundvoraussetzungen haben. Denn Trisomie-21 ist nichts, was man sich aussucht, es ist kein Husten oder Schnupfen, der wieder weg geht. Es ist ein anderes Leben, dessen Lebensqualität unheimlich davon geprägt ist, wie das direkte Umfeld damit umgeht und umgehen möchte. Akzeptanz und Förderung, Respekt und Rücksicht sind dabei elementär - und genau dann ist es möglich, randvoll mit Glück zu sein.
Der Weg dorthin ist nicht unbedingt schön, nicht einfach, manchmal unbequem, da die Komfortzone weg ist.... aber er lohnt sich absolut!

Diese aktuellen Themen mit sich verändernden Familienverhältnissen, Toleranz und Akzeptanz werden in einer tollen Natürlichkeit und ohne falsche Scham für die eigenen Gefühle behandelt. Hier werden sich sicherlich viele wiedererkennen, die schon ähnliche Situationen erlebt haben. Und vielleicht gibt es Denkanstöße für die eigenen Problem.
Im Rahmen einer Klassenlektüre können die einzelnen Standpunkte/Situationen/Gefühle der handelnden Personen intensiv analysiert und diskutiert werden. Der Wechsel von Perspektiven bietet eine tolle Basis, um Verständnis für das Gegenüber zu entwickeln, egal ob Trisomie-21 oder eben nicht.

Anmerkung

Ich finde den ungeschönten Umgang mit diesen besonderen Themen empfehlenswert und als Klassenlektüre empfehlenswert.