Rafael 2.0

Autor*in
Olsberg, Karl
ISBN
978-3-522-20125-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
233
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Michaels Zwillingsbruder stirbt an einer Erbkrankheit. Der Vater, ein Computergenie, schafft ein Programm, das die Gedankengänge des Bruders als Grundbestandteil hat: Rafael 2.0. Mike ist erst entsetzt, freundet sich dann doch damit an und weil der Vater Rafael 2.0 als Professioneller erstellte, kollidieren alle mit größeren Interessen. Der Vater wird entführt, der Sohn versteckt und in einem abenteuerlichen Befreiungs- und Computerkampf kommt es zu einem zunächst guten Ende.

Beurteilungstext

Die Idee ist faszinierend: Ein Computerprogramm wird geschaffen, das dem Menschen überlegen ist - wie wird es sich entwickeln? Hier wird es an den beiden unterschiedlichen Erfindern - oder Entwicklern - gemessen. Der Eine ist zutiefst human, folglich entwickelt er ein Programm, das sich selbst weiter entwickelt, reproduziert, mitdenkt und initiativ wird, ganz im Sinne des Erfinders, nämlich nie g e g e n den Menschen, nur für und mit ihm. Ganz anders das Konkurrenzprodukt, das von Militärs entwickelt wird, folglich dem Denken dieser Militär entspricht, in den Menschen einen Feind zu sehen, ihn übertrumpfen zu müssen, ihn zu hintergehen, um als der Stärkere zu überleben. Dessen eigentliches Ziel ist es, ohne den Menschen weiter zu existieren und sich in der Welt als die beherrschende Macht zu installieren.
Besonders interessant wird es, wenn diese beiden Systeme gegeneinander antreten. Wer kann da gewinnen? In der (vorerst) optimistischen Sicht des Erzählers ist es das humane Programm, weil der Mensch eingreift und beide Programme rechtzeitig ausschaltet: das gute, damit der Gegner nicht auf es zugreifen kann, von ihm lernt und zu einem unschlagbaren Menschenvernichter wird, das aggressive, damit es nicht die Oberhand gewinnt. Am Schluss kann das positive Programm reaktiviert werden - aber was für das Eine gilt, gilt auch für das Andere. Mit der sich daraus ergebenden Frage endet der Roman.
Das Ganze funktioniert natürlich nur in einer Umgebung, die den technischen und geistigen Höhenflügen entsprechen: Der Vater des Ich-Erzählers ist Multimilliardär und ausgesprochener Menschenfreund und natürlich ein Programmiergenie, der 13-jährige Held selbst perfekt in Jiu-Jitsu und entsprechenden Kampfsportarten, was er auch reichlich anwenden muss, die Gegner sind allesamt nicht halb so helle wie die Protagonisten und die Militärs besondere Sturköpfe. Die wesentliche Entscheidung trifft - ganz Deus ex Machina - der US-Präsident höchstpersönlich, weil sein Verteidigungsminister zu den militärischen Sturköpfen zählt, er selbst natürlich nicht.
Dennoch finde ich derlei Personal (etliche Soap-Opera-Nebenrollen kommen natürlich noch dazu) eher amüsant als störend, denn die gedankliche Konstellation ist wirklich spannend, die Frage, ob es jemals Computer geben kann, die schlauer als die Menschen sind, wird hier eindeutig beantwortet. Die Frage, ob das zum Segen oder zum Fluch gereicht, wird aufgeworfen und nicht eindeutig beantwortet. Hier ist der Leser gefragt.
Die Entführungsgeschichte, die Flucht und Gefangennahme lassen die Lektüre gespannt verfolgen.

Überrascht war ich nur, als ich las, dass es sich um gar keine Übersetzung aus dem Englischen handelt: Im ersten Teil steht fast auf jeder Seite, der blöde Anglizismus: Ich fürchte, dass......Ein Sprachgebrauch, der im Deutschen eher ungewöhnlich ist. cjh11.8

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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