Prinzessin Lissy

Autor*in
Beskow, Elsa
ISBN
978-3-8251-7830-7
Übersetzer*in
Hausmann, Wolf
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Beskow, Elsa
Seitenanzahl
24
Verlag
Urachhaus
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Stuttgart
Jahr
2012
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In dieser Geschichte können die Kinder nach Herzenslust mitreimen, wenn Prinzessin Lissy mit ihrem Vater und ihrem Dackel in den Wald geht und durch die List eines schlauen Hasen auf einmal auf einen Bären trifft.

Beurteilungstext

Lissy und ihr Vater, der König, unternehmen zusammen mit Dackel Micke einen Spaziergang im Wald. Plötzlich sieht Micke einen Hasen und rennt diesem hinterher, Lissy folgt ihrem Hund. Der König, der nach den Vögeln in den Baumwipfeln späht, bekommt von alledem nichts mit. Als ihm das Fehlen der Tochter auffällt, macht er sich auf die Suche nach ihr. Währenddessen versteckt sich der Hase hinter dem Rücken eines Bären. Der Bär packt den Dackel und hält ihn fest. Kurz darauf stößt die Prinzessin dazu; der Bär ist sehr verwundert über ihre Erscheinung und gibt den Dackel frei. Er spricht zu Prinzessin Lissy und bietet ihr an, dass sie auf seinem Rücken reiten darf. Der König, der ihnen auf dem Weg entgegenkommt, erschrickt über diesen seltsamen Anblick und hebt seine Tochter vom Rücken des Bären. Letzterer ist sehr gekränkt über dieses Misstrauen und trottet zurück in den Wald. Lissy ist traurig, dass der Bär nicht mit zum Schloss kommen möchte. Zum Glück sind die Wanderer pünktlich zum Fünf-Uhr-Tee zurück im Schloss bei der König. Unterdessen hat der Hase seiner Familie von der List erzählt und alle lachen herzhaft über den Triumph.
Diese phantastische märchenhafte Geschichte übermittelt die Botschaft, jedem eine Chance zu geben, sich zu beweisen und nicht nach Vorurteilen zu bewerten; schließlich erweist sich der vermeintlich gefährliche Bär als nettes Reittier. Die Tiere sind hier als naturgetreu dargestellt, tragen aber menschliche Züge. So kann der Bär sprechen und der Hase andere Wesen durch eine List hintergehen. Lediglich der Hund tritt einfach nur als treuer Begleiter des Menschen auf.
Durch die märchenhafte Handlung könnte noch eine zweite Bedeutung symbolisiert werden: Man sollte nicht allein in einen Wald gehen, da hier die Gefahr besteht, in ein unliebsames Abenteuer mit riskanten Wesen verstrickt zu werden. Märchen wecken meist das Interesse der Kinder, da der Handlungsaufbau hier bekannt ist. Auch in dieser Geschichte wird die Heldin vor ein Problem gestellt, das es gilt, zu lösen.
Der überschaubare Text ist in Paarreimen aufgebaut, wobei jeweils beim zweiten Vers das letzte (Reim)Wort fehlt. Auf diese Weise lässt sich der Text sehr gut vorlesen und ist leicht verständlich. Falls die Kinder aber mit der Märchenwortwahl noch nicht vertraut sind, könnte es Verständnisschwierigkeiten geben bei ,,Im Wald war es so kühl und lind”, ,,Lissy hinterdrein”, ,,eine Drossel in den Föhren”, ,,wie der Hase so seinen Streich bedachte” und ,,ist so ein Reittier grad´ das rechte”. Außerdem sollte die Bedeutung vom Fünf-Uhr-Tee geklärt werden.
Die Geschichte dominiert ein moralisierender Erziehungsstil. Der König wird als Autorität dargestellt. So nimmt er Lissy am Ende vorsichtshalber an die Hand, damit sie nicht noch mehr Dummheiten machen kann.
Die Bilder sind Zeichnungen im malerischen Stil mit kraftvoller Konturierung. Die Seiten sind mit den Illustrationen gefüllt und es gibt meist nur ein Bild pro Seite. Innerhalb der mit schwarzem dünnen Filzstift gezeichneten Konturen wurden die Flächen mit Wassermalfarben getuscht. So entstanden klare Farbfelder, wobei kräftige Farben verwendet wurden. Durch Lichteffekte und Schattenmarkierungen wurde Räumlichkeit erzeugt. Da es auch im Hintergrund der Bilder viel zu entdecken gibt (z. B. einen Brunnen), wird so ein Eindruck von Tiefe erweckt. Besonders die Szenen im Wald sind gut und naturgetreu getroffen. Die Dunkelfarben in dieser Szenerie vermitteln die unheimliche, bedrohliche Atmosphäre. Ein umgefallener Baum symbolisiert aber auch die Ruhe des Waldes, die nun durch Lissy, ihren Hund und den Hasen gestört wird. Lissy in ihrem hellblauen Kleid und mit ihren blonden Haaren bildet einen starken Kontrast zu dem dunklen Wald und dem brauen Bär. Dies unterstreicht ihre Naivität und ihren lieben Charakter. Der König wird mit den Adjektiven mächtig und stark beschrieben und ist dementsprechend ein groß gewachsener und elegant gekleideter Mann. Er trägt ein schwarzes Wams, das goldgelb eingefasst ist, dazu einen roten Umhang und schwarze Schnallenschuhe. An seinem Gesicht sind vor allem die starken Augenbrauen auffällig, was ihm einen strengen Ausdruck verleiht. Beide Identifikationsfiguren sind somit als schön zu bezeichnen.
Die Körpersprache wird durch beredte Posen verdeutlicht: Als der König seine Tochter im Wald verliert, macht er einen verzweifelten Gesichtsausdruck und kratzt sich am Kopf. Als Lissy auf dem Rücken des Bären zu ihrem Vater reitet, sind sowohl die Prinzessin als auch der Braunbär erhobenen Hauptes. Beide sind größer als der König. Auf der nächsten Seite sieht man an der Mimik des Bären, dass er gekränkt ist. Nun ist er kleiner als der König. Letzterer hält Lissy fest an der Hand und schaut auf sie herab. Seine Tochter hat den Kopf gesenkt.
Auch auf die Symbolik in der Geschichte kann eingegangen werden: Kronen sind Symbole der Macht. Sowohl der König als auch die Prinzessin tragen goldene Kronen. Sie haben somit Macht, auch über die Tiere (der Bär hat Lissy sofort als Prinzessin erkannt und ihr seine Hilfe angeboten).
Text und Bild haben den gleichen Schwierigkeitsgrad. Der Text ist notwendig, um die Bilder ganz zu verstehen. (beispielsweise kommt im Bild nicht heraus, warum der Bär gekränkt ist; erst die Aussage des Königs ,,Oha, was für ein Pferd hast du denn da?! Die Sache wird ja immer bunter. Schnell, arme Lissy, spring herunter!” macht die Kränkung für den Bären deutlich).
Dieses Buch ist aufgrund seines Märchencharakters und dank der Tatsache, dass man es am besten vorliest, schon für sehr junge Rezipienten geeignet. Die immanente Aufforderung zum Mitmachen fordert die Kinder heraus. Dies erkennt man auch im Untertitel: ,,Eine Geschichte zum Mitreimen”. Auch zum Selbstlesen ist die Geschichte geeignet; dies macht jedoch weniger Spaß. Die Kinder bräuchten dann einen Partner, mit dem sie zusammen die Reime finden können.
Leider bietet die Geschichte kaum Freiräume zur Entwicklung eigener Vorstellungen. Eine mögliche weiterführende Aktivität könnte aber sein, mit den Kindern zusammen Bezüge zu bekannten Märchen zu finden: Rotkäppchen (Wald, gefährliche Tiere im Wald, nicht vom Weg abkommen) oder Schneeweißchen und Rosenrot (Motiv des lieben Bären).

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von jukö.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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