Pittiplatsch und seine Freunde

Autor*in
Feustel, Ingeborg
ISBN
978-3-8371-5982-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Schröder, HeinzKurze, FriedgardPuppe, GünterSchiffel, GüntherFülfe, HeinzFülfe, IngeborgAugustin, BarbaraHammer, Erich
Umfang
191  Minuten
Verlag
Random House Audio
Gattung
Audio
Ort
München
Jahr
2022
Alters­empfehlung
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
10,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

2022 ist die Figur "Pittiplatsch" 60 Jahre alt geworden. Für den Verlag cbj war das ein Anlass, eine Jubiläumsbox mit 3 CDs und 18 Hörspielen herauszubringen. Damit können Hörer und Hörerinnen in Erinnerungen schwelgen.

Beurteilungstext

Die Jubiläumsbox bietet keine Überraschungen - eigentlich schade. Sie ist eine Best-of-Zusammenstellung der Hörspiele, die zuerst auf Schallplatten erhältlich waren. Es handelt sich um Aufnahmen aus den 1970er und 1980er Jahren. Sie wurden seit den 1990ern bereits auf CDs verkauft. Die ersten beiden CDs der Jubiläumsbox enthalten eine Mischung aus den Schallplatten "Der Koboldsturm", "Das Flattergespenst in der Gartenlaube" und "Als Pitti schneller wachsen wollte". Die dritte CD enthält dagegen Hörspiele mit Herrn Fuchs und Frau Elster aus der Platte "Ein Dieb schleicht durch den Märchenwald".
Wie kam es zu dieser Zusammenstellung, zum Mix des Immergleichens? Die Antwort findet sich auf dem Cover. Ein (n)ostalgisches bzw. kultiges Hörvergnügen wird da versprochen. Nostalgie ist eine Einstellung, die mit starkem Verlangen – Ineinswerden – auf die Vergangenheit blickt. Die Vergangenheit wird über Gegenwart und Zukunft gesetzt und gleichzeitig idealisiert. Da ist es schon fast ein Sakrileg, dass hier nur ein Teil der Hörspiele enthalten ist und auch noch mit Erzählungen von Herrn Fuchs vermischt wurde. Auch die Präsentation der Hörspiele als Kult trägt zur Konservierung der Hörtexte bei.
Es wäre aber an der Zeit, die Figur Pittiplatsch aus anderen Perspektiven zu betrachten. Dabei geht es nicht um eine Herabwürdigung dieses Teils der DR-Kinderliteratur, sondern um die Erweiterung des Genusses. Mit einem geschichtlichen oder ästhetischen Blick lässt sich das Hörerlebniss noch steigern.
Zum Beispiel wäre es anlässlich des Jubiläums doch angebracht gewesen, die erste und letzte Folge oder ganz neue Ausschnitte herauszubringen. Warum wird die einmal getroffene Auswahl beibehalten, wo es doch zwischen 1962 und 1991 mehr zu erhören gäbe? Die ersten Jahre mit Meister Nadelöhr werden in diesem Medium nahezu totgeschwiegen. Material wäre auf jeden Fall noch vorhanden: Schallplatten oder Fernsehmitschnitte.
Wünschenswert wären thematisch-zeitliche Querschnitte. Da ist bspw. das Hörspiel "Abends bei Familie Krachmann", eine kindgerechte Parabel über das ideale Zusammenleben in einer Familie. Im Vater-Mutter-Kind-Spiel wird hier Soll- und Ist-Zustand des Familienlebens vor Ohren geführt. Durch Wechsel der Protagonisten, einmal ist Pittiplatsch und einmal Moppi das Kind, werden zwei unterschiedliche Familienentwürfe nebeneinander gestellt. Sicherlich, diese Gegenüberstellung ist nicht ideologiefrei, sie kann aber Denk- oder Gesprächsanstöße geben und erste Konzepte zum gesellschaftlichen Zusammenleben geben. "Sprechstunde bei Doktor Waumiau" ist aus dieser Sicht ebenso eine Spielvorlage und gleichzeitig eine Reflexion des Alltagslebens; die Situation des Arztbesuchs.
Interessant wäre es, den Ursprung von Pittplatsch zu bleuchten. Wie kam es eigentlich dazu, dass 1962 ausgerechnet ein Kobold ins DDR-Kinderfernsehen eingeführt wurde? Ist es nicht seltsam, dass er im gleichen Jahr wie der Kobold "Pumuckel" ans Licht der Öffentlichkeit kam? Hier fehlt ein Hörspielfeature, dass Pittiplatsch mit politischen und ästhetischen Positionen der damaligen Zeit verknüpft.
Für die Erweiterung des Hörgenusses könnten die Sprecher*innen in Blick genommen werden. Heinz Schröder (Pittiplatsch) sprach auch Herrn Fuchs, Frau Igel oder den Bummi-Bär. Friedegard Kurze (Schnatterinchen) gab auch dem Igel Borstel die Stimme. Sicherlich gibt es da noch mehr zu entdecken, Gemeinsamkeiten und Unterschiede – ebenso beim Vergleich innerhalb der Gattung. Welche Stellung nehmen die Schallplatten im Verhältnis zu anderen Hörspielen von Ingeborg Feustel und vergleichbaren Produktionen für Kinder ein?
So schön es ist, die Stimmen erneut zu hören und in Erinnerungen zu schwelgen, wäre es schön, wenn dem Medium nicht nur eine Rezeptionshaltung vorbehalten bliebe.

Anmerkung

3 CDs, ein Inlay (4 Seiten)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Thomas Bitterlich; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 23.12.2022

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