Opa Meume und ich

Autor*in
Schneider, Maggie
ISBN
978-3-939944-16-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Gleich, Jacky
Seitenanzahl
80
Verlag
Tulipan
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2008
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine einfühlsam erzählte Geschichte von der Freundschaft zwischen einem alten Mann und der neunjährigen Emma, die sich nach dem Tod von Oma Meume darum kümmert, dass der alte Mann nicht in seiner Einsamkeit versinkt. Mit kindlicher Tatkraft gelingt es ihr, das Schlimmste zu verhindern, aber dann gerät sie an ihre Grenzen und erfährt die Untröstlichkeit des Sterbens ein zweites Mal.

Beurteilungstext

Auf dem Titelcover schauen ein alter Mann und ein kleines Mädchen aus dem Fenster, warm angezogen mit Schal und Handschuhen, weiße Flocken umwirbeln sie, Wind zaust sie an den Haaren. Aber im Gesichtsausdruck der beiden ist so viel Heiterkeit und stille Freude, dass ihnen Schnee und Kälte nichts anzuhaben scheinen. Das Braungold des Bilduntergrundes taucht die beiden in ein beinahe andächtiges Licht.
Der Erzählton ist angeschlagen: es geht um das, was den alten Mann und das neunjährige Mädchen Emma verbindet. Eigentlich gehört noch Oma Meume aufs Bild. Emma mag das alte Ehepaar sehr, das über ihnen im dritten Stockwerk des gleichen Hauses wohnt. Zu ihnen geht sie am Nachmittag, wenn die Schule aus ist, und hat dann jemanden, der ihr beim Hausaufgabenmachen zusieht oder sich mit ihr unterhält. Denn Emma ist ein Schlüsselkind, die Eltern sind beide berufstätig.
Die beiden Alten erzählen gern von früher, und Emma kann sich gut vorstellen, wie die beiden Walzer tanzten, denn das machen sie heute noch, jeden Sonntagnachmittag, und Emma schaut ihnen bewundernd zu.
Eines Tages liegt Oma Meume tot auf dem Sofa und der alte Mann ist ganz verstört und hofft, dass seine Frau gleich wieder aufwacht. Aber sie ist für immer fortgegangen und der alte Mann droht in seinem Kummer und seiner Einsamkeit zu versinken. Emma spürt die Gefahr und beschließt, Opa Meume ins Leben zurückzuholen. Ihre kindliche Tatkraft und Hartnäckigkeit vermag es tatsächlich, den Alten aus seiner Kummerhöhle herauszulocken. Sie schleppt ihn zum Weihnachtsabend in ihre eigene Familie, aber während sie selbst froh ist, den alten Mann dabei zu haben, reagieren die Eltern irritiert und eher hilflos. Eigentlich ist es immer Emma allein, die sich das Richtige für den alten Mann ausdenkt und ihm wirklich hilft.

Schließlich beginnen die großen Ferien und Emma soll mit ihren Eltern verreisen. Wer wird auf Opa Meume aufpassen und ihm die nötige Gesellschaft leisten? Emma schmiedet einen Notfallplan mit ihren besten Freunden. Die Kinder schaffen es auch zunächst, den alten Mann vor dem Schlimmsten zu bewahren. Aber dann greifen die besorgten Erwachsenen ein und machen den schönen Plan zunichte. Opa Meume wird ins Krankenhaus gebracht, der Tod steht nun auch an seinem Bett. Als Emma aus dem Urlaub zurückkommt, kann sie ihn noch zweimal besuchen, dann stirbt er.
Emma steht hilflos vor diesem endgültigen Abschied, dem unlösbaren Rätsel des Sterbens. Aber sie hat eine wichtige Erfahrung machen können: Sie weiß jetzt, dass etwas zurückbleibt, wenn jemand stirbt, das "Innendrin". Das kann man lebendig halten, solange man davon erzählt und daran denkt, und deshalb ist in Emmas Erinnerung immer auch ein Platz für den alten Opa Meume und seine Frau und das, was sie mit ihnen erlebt hat.

Die Geschichte ist einfühlsam und für Kinder fassbar erzählt. Alles wird aus der Ich- Perspektive der kindlichen Heldin Emma berichtet. Die Entscheidung der Autorin Maggie Schneider für diese Erzählperspektive ist folgenreich: es kann immer nur so viel erzählt werden, wie die kindliche Heldin zu verstehen glaubt. Mir scheint, dass dadurch manchmal eine künstliche Verengung eintritt, die mit einer auktorialen Erzählperspektive hätte vermieden werden können. Die Aufnahme eines Nebenstranges in die Erzählung kurz vor dem Ende scheint mir ebenfalls nicht unbedingt nötig zu sein. Sie schwächt den Kummer von Emma zwar ab und bietet den kindlichen Lesern die nötige Portion Hoffnung, entlastet aber die Eltern der Kinder auf unnötige Weise. Sie sind es schließlich gewesen, die den Kindern einen Schonraum zuteilen wollten, in dem die Kinder selbst schon lange nicht mehr lebten. Die Geschichte hätte an dieser Stelle eine stärkere Konfrontation ausgehalten.
Dennoch: trotz dieser Einwände ist es insgesamt eine wichtige und gut erzählte Geschichte, die durch die wunderbaren Illustrationen der erfahrenen Grafikerin Jacky Gleich nicht nur begleitet, sondern immer auch mit- und weitererzählt wird. In den Bildern entsteht ein Raum für Vorstellungen und Deutungen, die die Lesenden und Betrachtenden entfalten können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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