Offenes Meer

Autor*in
Thor, Annika
ISBN
978-3-551-35313-9
Übersetzer*in
Kutsch, Angelika
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
236
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Am Ende des 2.Weltkrieges erlebt die jetzt 18-jährige Steffi mit Sven ihre erste Liebe und Enttäuschung. Die 13-jährige Nelli fürchtet sich davor, von ihrer schwedischen Pflegefamilie in ein Kinderheim abgeschoben zu werden. Steffi sucht mit ihrer Freundin Judith nach überlebenden Familienangehörigen. Monate später trifft ein Lebenszeichen des Vaters ein. Die Schwestern entscheiden sich für einen neuen Aufbruch in die USA.

Beurteilungstext

In den vier Bänden über Stefanie und Nelli (“Eine Insel im Meer”, “Eine Bank am Seerosenteich”, “In der Tiefe des Meeres”,”Offenes Meer”), die beiden jüdischen Mädchen aus Wien, die in Schweden während des Faschismus Aufnahme fanden, zeichnet die schwedische Autorin (geb.1950) ein glaubwürdiges und differenziertes Bild, das sich aus den Schicksalen vieler Flüchtlingskinder zusammen setzt und die Diskussion über den Umgang des “neutralen” Schweden mit den jüdischen Flüchtlingen sehr angeregt hat. Die Autorin schildert antisemitische oder gefühllose Reaktionen der schwedischen Umwelt genau so deutlich wie unerwartete Akzeptanz und Freundschaft, sei es unter Kindern, sei es unter Erwachsenen wie in diesem Band.
Glaubte Steffi im 1. Band am Ende der Welt angekommen zu sein, als sie zum Haus der Fischersleute auf einer Schäre vor Göteborg eintraf, so greift die Autorin dies Bild schon im Titel geschickt wieder auf und läßt Steffi das Meer nicht als Ende, sondern als Brücke und Aussicht in ein neues Leben erfahren.
Davor stehen in diesem Band für beide Schwestern schwere menschliche Prüfungen. Lebendig in der Gestaltung und Sprache (in der immer vorzüglichen Übersetzung von Angelika Kutsch) und anteilnehmend wie in allen Bänden folgt die Autorin in diesem Band wechselnd den beiden Schwestern, Steffi in ihre Suche nach dem Vater, ihr erstes Arbeitsverhältnis und intensiv in ihre Liebesbeziehung zu Sven, den Doktorsohn, in den sie sich schon als Dreizehnjährige (im 2.Band) verliebt hatte. Deswegen ist ihre Enttäuschung über seinen Betrug so groß, dass sie ihn sofort verlässt.
Eindringlich und schmerzhaft wird in Steffis Freundschaft zu Judith die Suche nach überlebenden Angehörigen gestaltet. Obwohl Judith eine ältere Schwester in einem der Krankentransporte findet, löst deren Tod einen psychischen Zusammenbruch bei Judith aus, in dem sie wenig Hilfe bei den schwedischen Ärzten findet.
Nelli schließt die Volksschule auf der Insel ab, muss danach arbeiten gehen und fürchtet, ihren Platz in der schwedischen Pflegefamilie zu verlieren. Ihr Hin- und Hergerissensein zwischen dem Wunsch in Schweden adoptiert zu werden oder zu dem kaum noch erinnerten Vater zugehen gibt ihr mehr Raum als in den früheren Bänden. Als Modell einer Malerin erlebt sie statt der anfänglichen Anerkennung für ihre Geduld, dass die Malerin sie für ihre Interpretation der Shoa missbraucht.
Sehr einsichtig wird die schwierige Entscheidung beider Schwestern geschildert, ob sie in Schweden bleiben oder in die USA fahren sollen. Sicher ist für beide nur, dass sie sich nicht trennen wollen, obwohl das Verhältnis beider selten unbelastet oder einfach gewesen ist.
Wie in allen Bänden ist der Text leicht lesbar auch dank seiner stark dialogischen Form und seiner situationsbezogenen Erzählweise, so dass auch jüngere LeserInnen dem Leben der beiden Schwestern gut folgen können, das sie in den früheren Bänden kennen gelernt haben. Dabei ist jeder Band auch einzeln lesbar, da Vorausgegangenes soweit nötig jeweils aufgegriffen wird.
Man kann den Büchern nur weite Verbreitung wünschen, weil sie die Frage nach dem Weiterleben (s.Ruth Klüger, weiter leben) nach dem Holocaust für Kinder und Jugendliche in eine verständliche und zum Nachdenken anregende Form bringt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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