Numbers Den Tod vor Augen

Autor*in
Ward, Rachel
ISBN
978-3-551-52016-6
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
428
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Wenn Adam in fremde Augen schaut, sieht er das Todesdatum seines Gegenübers. Mehr noch - er spürt, ob jemand glücklich stirbt, einsam oder brutal. Als Adam immer wieder mit dem gleichen Datum konfrontiert wird, weiß er: Etwas Schreckliches steht bevor! Doch was kann so gewaltig sein, dass es dermaßen viele Opfer fordert? Adam setzt alles daran, es herauszufinden. Denn er will die Zukunft verändern. Doch dazu muss er ins Zentrum des Geschehens...” (Aus dem Klappentext.)

Beurteilungstext

“Numbers - Den Tod vor Augen” ist der zweite Band einer Trilogie von Rachel Ward, die 2010 mit “Numbers - Den Tod im Blick” begann und 2012 mit “Numbers - Den Tod im Griff” zu einem vorläufigen Abschluss gekommen ist.

In der nahen Zukunft einer überwachungsstaatlichen Welt begegnen wir Adam, einem farbigen Jungen aus der unteren Londoner Mittelschicht, der bei seiner Großmutter Valerie aufwächst. Von seiner inzwischen verstorbenen Mutter Jem - die Leserinnen und Lesern als Heldin des ersten Bandes bekannt ist - hat er eine einzigartige Gabe geerbt: Wenn er Menschen in die Augen blickt, kann er nicht nur das Datum ihres Todes sehen; er erkennt auch die Art und Weise ihres Ablebens. Um diese ihn stets schwer erschütternden Eindrücke zu verarbeiten, hat Adam begonnen, Buch darüber zu führen. Gegen Ende des Jahres 2027 begegnet ihm dabei aber immer häufiger verbunden mit Bildern eines schrecklichen Todes eine einzige Zahlenfolge in den Blicken der Leute: 01.01.2028. Was wird an diesem Tag geschehen, was so viele das Leben kosten soll? Und wenn ja, wie kann man es aufhalten.

Im zweiten Erzählstrang treffen wir auf Sarah, ein siebzehnjähriges Mädchen, das seine Flucht von zuhause plant, um endlich ihrem Vater zu entkommen. Dieser hat sie nicht nur jahrelang missbraucht, sie ist jetzt auch schwanger von ihm. Mit dem Kind, das sie unbedingt behalten will, unter dem Herzen flüchtet sie vor ihrem Peiniger - und vor einem immer wiederkehrenden Albtraum: Dem durch Feuer schrecklich entstellten Jungen, der ihre Tochter entführt und sich mit ihr in ein Flammenmeer stürzt.

Rachel Ward entwickelt in wechselnder Folge die Geschichten von Adam und Sarah, bei denen früh deutlich wird, dass sie enger miteinander verwoben sind, als die beiden Protagonisten glauben. Während Adam auf seiner Suche nach den Wurzeln der Katastrophe immer stärker ins Visier des Geheimdienstes und der Polizei rückt, durchläuft Sarah den gesellschaftlichen Sumpf des Drogen- und Prostitutionsmilieus eines dystopischen Londons. Dabei begegnen sich die beiden immer wieder und Sarah beginnt in Adam jenen Jungen zu erkennen, der ihr Töchterchen Mia rauben wird.

Ward richtet besonders bei der Figurenentwicklung einen starken Akzent auf sozialkritische Momente. So ist Adam, der aus einem eher schwierigen Umfeld stammt, von Anfang an bereit, Probleme gewaltsam zu lösen, was sich steigert, als er verfolgt von der Staatsmacht wortwörtlich mit dem Rücken zur Wand steht. Sarah hingegen stürzt von einer scheinbar wohlbehüteten Welt am oberen Ende der Gesellschaft in die Dunkelheit der Großstadt. Wird bestohlen, wird bedroht, wird ebenfalls zur Verfolgten.

Letztendlich erkennen beide in unsicheren Verhältnissen gestrandeten Jugendlichen, dass sie in allem Elend und in aller Verzweiflung enger als alle anderen miteinander verbunden sind - und, dass beide das Ende der Welt durch nichts, was sie tun, verhindern können. Adam gelingt es nicht, alle Menschen rechtzeitig zu warnen, London zu verlassen, bevor die Erde aufreißt. Sarah hingegen versteht bis zum Schluss nicht, dass es Adam ist, der ihre kleine Tochter retten will, als das Haus von Sarahs Eltern in Flammen steht. Und dass es seine Großmutter sein wird, die ihr eigenes Leben für Mia opfert. Mit der Zerstörung Londons geht in Wards Roman die Welt unter. Nur wenige überleben die Katastrophe. Adam, Sarah und Mia sind darunter. Sie wissen, dass es an ihnen sein wird, das, was geblieben ist, jetzt neu aufzubauen.

Ward lässt dabei nur einen schwachen Hoffnungsschimmer in der sonst düsteren Welt zurück. Mit “Numbers - Den Tod vor Augen” ist ihr ein ungewöhnlich packender Zukunftsroman gelungen, der schwierige Themen wie Gewalt, Missbrauch, ungewollte Schwangerschaft und Tod in einer dystopischen und verstörenden Wirklichkeit zusammenfließen lässt. Dass sie am Ende keine allgemeingültigen Lösungsansätze formuliert, ist dabei konsequent.

Empfehlung: “Numbers - Den Tod vor Augen” ist die deutlich düsterere Fortsetzung eines bereits beklemmenden Jugendromans, der Sozialkritik und dystopische Science Fiction miteinander verbindet. Aufgrund der in sich geschlossenen komplexen Entwicklung von Handlungen und Personen wird die Lektüre des Vorgängers nicht zwingend vorausgesetzt, auch wenn dabei das eine oder andere Wiedererkennen von Personen und Orten sicher verloren gehen wird. Ein packendes Buch, das ob seiner zahlreichen Gewaltszenen und der mitunter recht “kräftigen” Ausdrucksweise der männlichen Protagonisten allerdings nicht für alle leichte Kost sein wird.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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